Zweiter Weltkrieg
Die deutsche Kriegserklärung an Polen am 1. September 1939 führte zum Ausbruch des Zweiten Weltkriegs. Bis zum Kriegsende im Mai 1945 forderte er weltweit an die 60 Millionen Todesopfer und kostete 4.000 Soldaten und Zivilisten aus Bonn das Leben.

Sechs Millionen Juden wurden in der NS-Zeit ermordet. Das in Bonn 1941 beschlagnahmte Klostergebäude in Endenich war etwa ein Ort, den die Nationalsozialisten als Sammellager für jüdische Menschen nutzten. Von den Inhaftierten, die von hier aus den Weg zu ihrer Ermordung antreten mussten, haben nur wenige überlebt. Die in Bonn im Kloster Endenich internierten Jüdinnen und Juden wurden über das Kölner Lager vom Bahnhof Deutz mit Deportationszügen nach Theresienstadt, Sobibor, Majdanek und Maly Trostinez verbracht. Nur 13 in Endenich internierte und aus Bonn deportierte Jüdinnen und Juden haben die Shoa überlebt.
Eine Gedenktafel wurde am 8. November 1981 angebracht und in Anwesenheit des damaligen Bürgermeisters Hans Daniels und von jüdischen Überlebenden enthüllt. Und die Gedenkstätte und das NS-Dokumentationszentrum Bonn zeigen heute in einer Dauerausstellung die Ausgrenzung und Verfolgung von politischen Gegnern, der jüdischen Bevölkerung, von Sinti sowie anderen Menschen aus Bonn und der Region, die dem NS-Terror ausgesetzt waren.

Allein in Bonn gab es im Zweiten Weltkrieg etwa 7.000 Zwangsarbeiter/innen aus Osteuropa, die in Unternehmen wie der Jutefabrik, den Vereinigten Aluminiumwerken Bonn, der Moeller AG, der Firma Soennecken und weiteren Orten zwangsbeschäftigt waren. [1]
Nach den Zahlen des Historikers Erhard Stang aus 2008 gab es in Godesberg zwischen 1939 und 1945 rund 900 Kriegsgefangene, darunter Sowjetbürger, Franzosen und Italiener, sowie rund 400 Zivilarbeiter, die teilweise in Lagern leben mussten. Neben einem Lager in der Weststraße gab es in Godesberg ein weiteres „Arbeitserziehungslager“ auf dem Gelände der Mehlemer Ringsdorff-Werke, heute SGL Carbon und GKN Sinter Metals. [2]
Während des Zweiten Weltkriegs blieb Bonn von Bombenangriffen lange Zeit weitgehend verschont – bis am 18. Oktober 1944, als ein Luftschlag der Alliierten die gesamte Innenstadt von der Zweiten Fährgasse bis zur Wachsbleiche zerstörte.
Und auch in Beuel schlugen Bomben ein. 400 Menschen starben. 700 Häuser wurden völlig zerstört. Aus 250 Bombern ließen die Angreifer 50 Luftminen, 2000 Sprengbomben, 80.000 Stabbrandbomben sowie bis zu 100 Kilogramm schwere Flüssigkeitsbomben regnen.
Doch selbst Anfang März 1945 sind auch in Bonn noch Durchhalteparolen der Nazi-Machthaber zu lesen. „Unser Volk wird die Bewährungsprobe bestehen“, lautet etwa die Schlagzeile in den Bonner Nachrichten vom 2. März 1945. Von einem „Widerstand um jeden Preis“ ist hier die Rede.
- vgl. dazu: zeitpunkt.nrw (pdf)
Nur kurze Zeit später, am 8./ 9. März 1945 erfolgte dann die Besetzung von Bonn und Bad Godesberg durch amerikanische Truppen. Bereits am Abend des 8. März 1945 war die Rheinbrücke von in Richtung Beuel und Siegburg zurückweichenden deutschen Truppen gesprengt worden. Der Rhein zwischen Oberkassel und Beuel war damals eine Hauptkampflinie. Ab Anfang März 1945 rückten amerikanische Truppen auf Bonn zu. Die Bonner Zivilbevölkerung suchte in diesen Tagen Schutz in Kellern und Bunkern. Bad Godesberg wurde bereits am 8. März an die Amerikaner übergeben.

Am 9. März erfolgte die Übergabe von Bonn im Alten Stadthaus durch den städtischen Rechtsrat Dr. Horster und den Stadtrat Dr. Hirtz. In der Stadt lebten zu der Zeit noch rund 43.000 Bonner in Bunkern, Trümmern und beschädigten Häusern, von einst über 100.000 Menschen. Als die Amerikaner kamen, war die Stadt längst wundgeschunden vom Krieg, hieß es später in einem Artikel im Bonner General-Anzeiger.
- vgl. dazu: ga.de vom 4. März 1995
Auf dem rechten Rheinufer in Beuel gehen die Kämpfe noch zwei Wochen lang weiter. Bis Ende März nehmen die amerikanischen Truppen auch Beuel, Pützchen, Vilich, Geißlar und Schwarz-Rheindorf ein.
Der Krieg endete für Bonn mit der Befreiung im März, während die Unterzeichnung der Kapitulationsurkunde am 8. Mai 1945 den Zweiten Weltkrieg in Europa beendete. Im Jahr 2025 jährt sich dieses wichtige historische Ereignis bereits zum 80. Mal.
Der Krieg hatte auch in Bonn einen hohen Preis gefordert. Durch Luftangriffe während des Zweiten Weltkriegs verloren allein im damaligen Bonn 1564 Zivilopfer ihr Leben und 3686 wurden vermisst, Tausende waren verletzt. Zwei Drittel aller Wohnhäuser wurden beschädigt, jedes fünfte war komplett zerstört und viele Versorgungswege waren blockiert.
Die Aufarbeitung der NS-Zeit bleibt in den Anfängen stecken. Der ehemalige Bonner Oberbürgermeister Ludwig Rickert etwa, seit 1929 Mitglied der NSDAP und seit 1931 NS-Ortsgruppenleiter in Beuel, wurde wieder Lehrer an einer Handelsschule.
- vgl. dazu: ga.de vom 6. März 2025
Gedenkstein auf dem Finkenberg

Kaum fällt ein Gedenkstein auf dem Beueler Finkenberg auf, der an drei in den Jahren 1941 und 1944 ohne Gerichtsverfahren getötete polnische Zwangsarbeiter erinnert und dessen Inschrift heute kaum noch lesbar ist.
Sie lautet:
„In Erinnerung an die ohne Gerichtsverfahren
hingerichteten polnischen Zwangsarbeiter
Geslaw Worech 29.2.1911 – 29.7.1941
Tichon Sobcuk 22.6.1923 – 4.4.1944
Felix Garbarek 20.10.1914 – 29.7.1941
gedenken wir hier allen Opfern der Gewaltherrschaft”
Die Geschehnisse auf dem Limpericher Finkenberg haben 1986 erstmals Schüler und Lehrer der Beueler Gesamtschule aus Gerichtsakten dokumentiert. Trotz einiger Widerstände beschloss daraufhin die Bezirksvertretung Beuel, dort einen Gedenkstein zu errichten. [3]
Mahnmal am Bonner Kaiserplatz
Am 24. September 1950 wurde das Mahnmal im Bonner Hofgarten eingeweiht, das an die verfolgten und ermordeten Bonner Bürgerinnen und Bürger der NS-Zeit erinnert.
Seit 1997 befindet sich der Standort am Kaiserplatz.
Literatur
- Sandra Dentler, „Volksgemeinschaft“ in Bonn - Die Bonner Gesellschaft und die Judenverfolgung von 1933 bis 1942, Inaugural-Dissertation zur Erlangung des Doktorgrades der Philosophie an der Ludwig-Maximilians-Universität München, 2020 (edoc.ub.uni-muenchen.de)
- Ebba Hagenberg-Miliu: Überall Jammer, Brand und Verwüstung – Am Donnerstag jährt sich der große Bombenangriff auf Bonn am 18. Oktober 1944. Drei Überlebende erinnern sich, in: General-Anzeiger (Ausgabe Rhein-Ahr) vom 16. Oktober 2018, Seite 22
- Ebba Hagenberg-Miliu in: General-Anzeiger Bonn vom 13. Juli 2024: „Zwangsarbeiter gruben den Godesburg-Tunnel -Den russischen Gefangenen heimlich Brot und Zigaretten zugesteckt“
- Rüdiger Franz u.a.: Wie Bonn und die Region das Kriegsende 1945 erlebten, in: General-Anzeiger vom 9. März 2025
Rhein-Sieg-Kreis
In Siegburg war die Stadt von verheerenden Luftangriffen bis zum Herbst 1944 weitgehend verschont geblieben - bis zum 28. Dezember 1944. Bombenhagel zerstörte an diesem Tag zahlreiche Häuser rund um den Markt und traf auch die Abtei auf dem Michaelsberg. Am Ende sind 74 Tote zum beklagen, wird um 50 Schwerverletzte gebangt und um Hunderte Verletzte sowie um 500 Menschen, die obdachlos geworden sind. Amerikanische Infanterie überschreitet dann am 9. April 1945 die Sieg, am darauffolgenden Abend enden die letzten Kampfhandlungen. Etwa 25 Prozent des Gebäudebestands sind in der Stadt zerstört, 1000 Häuser wurden schwer und 1300 Gebäude leicht beschädigt. Mehr als 2000 Wohnungen waren damals unbewohnbar.
- Quelle: ga.de vom 28. Dezember 2019
Auch die Stadt Troisdorf war im Zweiten Weltkrieg lange nicht entscheidend getroffen worden bis am 29. Dezember 1944 ab 19.20 Uhr alliierte Luftstreitkräfte aus Richtung Lohmar rund 3000 Bomben abwarfen. Insgesamt kamen nach Angaben der Stadt 336 Menschen ums Leben. Mehr als 700 Häuser wurden zerstört und weitere 1400 Gebäude beschädigt. Auch der Bahnhof und die Produktionsanlagen der Dynamit Nobel AG wurden getroffen.
- Quelle: ga.de vom 28. Dezember 2024
Weitere Streiflichter und Einblicke

- Alte Rheinbrücke Bonn
- Brücke von Remagen
- Jüdische Geschichte und Kultur
- Kloster Endenich
- Luftangriff auf Bonn am 18. Oktober 1944
- Mahnmal am Bonner Kaiserplatz
- Marie Kahle
- Frieda Mager
- Katharina Bayerwaltes
- Sibylla Cronenberg
- Gallwitz-Kaserne
- Oscar-Romero-Haus
- "Reichsarbeitsdienstlager" in Much
- Windeckbunker
- Weitere Hochbunker: Hochbunker Beuel | Hochbunker Bonn-Weststadt | Hochbunker Dottendorf | Hochbunker Dransdorf | Hochbunker Kessenich | Hochbunker Poppelsdorf | Hochbunker Vilich-Müldorf.
Die Kriegsjahre:
siehe dazu auch:
- wir-rheinlaender.lvr.de/Nazidiktatur und Zweiter Weltkrieg (1933 -1945)
- www.rheinische-geschichte.lvr.de/bonn-im-bombenkrieg-1939-1945
Weblinks und Quellen

- gedenkstaette.bonn.de: Besucherinformationen Gedenkstätte Bonn
- bonnerleerstellen.net/kloster-endenich
- „Jüdische Kultur und Geschichte in Bonn”. In: KuLaDig, Kultur.Landschaft.Digital. URL: https://www.kuladig.de/Objektansicht/SWB-206900 (Abgerufen: 22. April 2023)
- General-Anzeiger vom 4. Februar 2020: Das Kriegsende in Bonn und der Region
Einzelnachweise:
- ↑ Informationen auf bonnerleerstellen.net, abgerufen am 19.4.2023
- ↑ Ebba Hagenberg-Miliu in: General-Anzeiger Bonn vom 13. Juli 2024: „Zwangsarbeiter gruben den Godesburg-Tunnel -Den russischen Gefangenen heimlich Brot und Zigaretten zugesteckt“
- ↑ vgl. dazu: Susanne Rohde, Hildegard Hohmann, Ruth Schlette, Wider das Vergessen – Erinnerungsorte in Beuel, 3. Auflage, Bonn 2012 - herausgeben von der Beueler Initiative gegen Fremdenhass unterstützt von der Stadt Bonn - S. 18 f.