Marie Kahle

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Marie Kahle (1893–1948), Lehrerin und Ehefrau des Orientalisten Prof. Paul Kahle, wurde wegen ihrer Hilfe für jüdische Mitbürger/innen zur Zeit des Nationalsozialismus verfolgt und wanderte im Jahr 1939 mit ihrer Familie nach England aus.

Nach dem Novemberpogrom am 10. November 1938 half Marie Kahle zusammen mit ihren fünf Söhnen verfolgten jüdischen Freunden und Bekannten. Am 12. November 1938 wurde sie zusammen mit ihrem ältesten Sohn Wilhelm von einem Polizisten dabei beobachtet, wie sie die jüdische Geschäftsfrau Emilie Goldstein in der Bonner Kaiserstraße beim Aufräumen ihres Miederwarengeschäftes unterstützte. Im Lokalteil des „Westdeutschen Beobachters”, der nationalsozialistischen gelenkten Tageszeitung, folgte dazu ein Schmähartikel mit der Schlagzeile „Das ist Verrat am Volke. Frau Kahle und ihr Sohn halfen der Jüdin Goldstein bei Aufräumungsarbeiten”.

In den folgenden Wochen und Monaten stand die gesamte Familie unter einem wachsenden Terrordruck in Bonn. Schon am Tage der Veröffentlichung des Zeitungsartikels wurden die Kahles in ihrem Haus in der Kaiserstraße angegriffen: Die Fenster im ersten Stock wurden zertrümmert, auf Plakaten bezeichnete man sie als „Volksverräter” und „Judenfreunde”. Professor Paul Kahle erhielt zunächst vom Rektor der Universität Bonn ein Hausverbot und wurde vom Dienst suspendiert. Marie Kahle wurde von der Gestapo vorgeladen und musste sich einige Tage im Kloster der Benediktinerinnen in Bonn-Endenich verstecken. Sie bereitete letztlich die Flucht vor und brachte im April 1939 ihre Familie nach England. Davon berichtete sie bereits in einem Bericht von 1939, der von ih­ren Söh­nen ins Eng­li­sche über­setzt wurde und nach Kriegs­en­de un­ter dem Ti­tel „What Would You Ha­ve Do­ne?" erschien.

Marie Kah­le hat die bun­des­re­pu­bli­ka­ni­sche Nach­Kriegszeit nicht mehr er­lebt. Sie starb nach lan­ger und schwe­rer Krankheit und phy­si­sch und psy­chi­sch erschöpft im Al­ter von 55 Jah­ren am 18.12.1948 und liegt auf dem Fried­hof des süd­eng­li­schen Dor­fes Wadhurst be­gra­ben. In der Trau­er­an­zei­ge hoben die hinterbliebenen Familienmitglieder her­vor, dass sie ih­nen bis zum letz­ten Tag ein Vor­bild ge­we­sen sei durch „ih­ren gro­ßen Glau­ben, ih­re un­er­schüt­ter­li­che En­er­gie, ih­re Selbst­auf­op­fe­rung und ih­ren un­trüg­li­chen Ge­rech­tig­keits­sinn".

Bonner Köpfe

Marie Kahle gehört zu den Persönlichkeiten, an die in Bonn auf dem Weg der Bonner Köpfe erinnert wird.

siehe auch

Weblinks und Quellen