Wohnen in Bonn
Aus der Siedlungsgeschichte
Die Siedlungsgeschichte in Bonn ist lang und sie beeindruckt bei der Entwicklung der Bevölkerungszahl gerade in jüngerer Zeit. Lebten etwa zur Zeit vor der Reichsgründung im Jahr 1871 nur etwa 20.000 Einwohner/innen in Bonn, waren es bei der Gründung der Bundesrepublik Deutschland im Jahr 1949 bereits rund 100.000 Einwohner/innen.
Für die Angehörigen der US-amerikanischen Hochkommission unter Leitung des „High Commissioner of Germany“ entstanden in Bonn nach dem Zweiten Weltkrieg rasch ganze Siedlungen wie die „Amerikanische Siedlung“ in Plittersdorf, die Siedlung „Pennenfeld“ oder die Siedlung „Tannnenbusch“ (s. HICOG-Siedlungen).
Am 3. November 1949 bestätigte der Deutsche Bundestag dann das Votum des Parlamentarischen Rates, Bonn zur vorläufigen Bundeshauptstadt zu machen. In der Folge erfuhr die Stadt Bonn eine umfangreiche Erweiterung und wuchs über das neue Parlaments- und Regierungsviertel mit Bad Godesberg regelrecht zusammen. Von 1949 bis 1990 war Bonn Bundeshauptstadt und bis 1999 Regierungssitz der Bundesrepublik Deutschland. Immer wieder neue Wohngebiete entstanden in dieser Zeit, denn besonders für Mitarbeiter/innen der Bundeseinrichtungen wurde Wohnraum benötigt.
Ein Bespiel ist das Gebiet des ehemaligen Amtes Duisdorf, das sich in der noch jungen Bundesrepublik von einem ländlichen Randgebiet von Bonn zu einer "Beamtenstadt" entwickelte. In einem Raum von 80 Quadratkilometern waren innerhalb kurzer Zeit großstadtnahe Wohn-Siedlungen entstanden.
Nicht immer war die Entwicklung neuer Großwohnsiedlungen erfolgreich, wie das Bespiel Neu-Tannenbusch belegt. Aufgrund des akuten Wohnungsmangels in den 1970-er Jahren entwickelten sich hier große Wohnkomplexe, zu einer Zeit, als preiswerte Wohnungen knapp waren und „Trabantenstädte“ in Mode kamen. Ein Gegenbeispiel aus der Nachkriegszeit ist der Heiderhof, als Großwohnsiedlung mit über 1.600 Wohnungen am Rande des Kottenforst gelegen. Dieser eigenständige Stadtteil der 1960-er Jahre war ein „Demonstrativbauvorhaben“ des Bundes und zeichnete sich durch eine gelungene Mischung aus Hochhäusern und Zeilenbauten, eigenem Ortszentrum und verschiedenen Wohnformen aus.
Nach der Entscheidung, Berlin wieder zur Bundeshauptstadt zu machen ging es mit Bonn und dem Bonner Immobilienmarkt ebenfalls nicht abwärts sondern weiter aufwärts. Besonders das erfolgreiche Anwerben neuer Einrichtungen, internationaler Organisationen und großer Unternehmen, einschließlich Telekom und Post, und der Bedeutungsgewinn als Bundes- und UN-Stadt sind wichtige Faktoren für den anhaltenden Bedarf. Darüber hinaus ist Bonn mit seiner Hochschullandschaft und zahlreichen Forschungsinstituten ein wichtiger Forschungs- und Bildungsstandort.
Insgesamt entsteht heute der Eindruck, dass in Bonn überwiegend hochwertige und teurere Wohnungen entstehen, während der Bedarf an preisgünstigen und bezahlbaren Mietwohnungen zunimmt und zu wachsenden Problemen führt. Einige Beispiele für größere Bauprojekte und die genannte Entwicklung in den letzten Jahren sind etwa die Südstadtgärten in Kessenich, Pandion Ville in Duisdorf, „Constance“ in Poppelsdorf, West.side am Probsthof in Endenich, Jackie K. In der Kennedyallee in Plittersdorf, Castell-Park in der Graurheindorfer Straße oder die Siebengebirgsterrassen in der Deutschherrenstraße in Lannesdorf.
Nur sehr begrenz entstand bezahlbarer Wohnraum, wie etwa in der öffentlich Wohnanlage VilleHuus in der Villemombler Straße auf dem Hardtberg. Die Lebenshilfe Bonn hat sich hier mit dem kommunalen Wohnungsunternehmen Vereinigte Bonner Wohnungsbau AG zusammengetan , wobei 119 Wohnungen mit einer Gesamt-Wohnfläche von ca. 8.100 qm errichtet wurden, die alle barrierefrei und öffentlich gefördert sind.
Besonders preisgünstigervWohnraum wird in Bonn dringend gebraucht. Nach Angaben des Bonner Amts für Soziales und Wohnen werden bereits bis zum Ende des Jahres 2024 insgesamt 1.253 Wohnungen aus der Mietpreis- und Belegungsbindung fallen. In knapp drei Jahren, bis Ende 2026, wird sich die Zahl mehr als verdoppeln und bei 2.641 Wohneinheiten liegen. In fünf Jahren werden es dann fast 5.000 Wohnungen und in zehn Jahren knapp 6.000 Wohnungen sein, die ihren Status als Sozialwohnung verlieren. Dieser Verlust ist erheblich, gerade angesichts weiter steigender Einwohnerzahlen. Während 2023 genau 338.396 Menschen in der Stadt lebten, sollen es im Jahr 2040 schon rund 367.000 sein.
Um bei Neubauprojekten gegenzusteuern, hat die derzeitige Ratsmehrheit aus Grünen, SPD, LINKE und Volt im sogenannten Bonner Baulandmodell bereits eine Quote von bis zu 50 Prozent für öffentlich geförderten Wohnungsbau bei Neubauprojekten festgelegt. Eine Regelung, die allerdings durch die weitere Ausweisung neuer Baugebiete dringend ergänzt werden muss.
siehe auch
Weblinks und Quellen
- Artikel von Dr. Manfred Fuhrich vom 15.8.2022 in: [ https://bonnerumweltzeitung.de/wohnsiedlungen-in-bonn/ bonnerumweltzeitung.de]
- Stadt Bonn zum Thema „Wohnen“: Infomationen auf www.bonn.de