Rheinromantik


Die Rheinromantik ist eine besonders im 19. Jahrhundert verbreitete romantische Sichtweise von Landschaft und Kultur am Rhein, speziell am Mittelrhein, die um 1900 ihren Höhepunkt erreichte. Die spezielle rheinische Form der Romantik fand in allen Kunstgattungen ihren Ausdruck.
Mittelalterliche Bauten am Rhein bildeten die geeignete Kulisse, um das Landschaftsempfinden der Romantik zu beflügeln. Auch das Siebengebirge wurde zum Gegenstand von Reiseberichten, Literatur, Kunst und Musik und in der Folge ein beliebtes Touristenziel.
Betuchte Engländer und andere Reisende fanden im Siebengebirge eine Burgen- und Ruinenlandschaft sowie beeindruckende Naturschauplätze, die von Literaten, Philosophen, Musikern und Malern besungen und in Bildern festgehalten wurden. Dazu gehörten nicht zuletzt die baulichen Reste der Kirche von Kloster Heisterbach. Sagen, Märchen, Mythen und Bilder rankten sich um dunkle Wälder und Höhlen, etwa in den Legenden „Die Jungfrau vom Drachenfels“, „Der Mönch von Heisterbach“ oder der Siegfried-Sage.
Ein besonderes Beispiel ist die Burgruine auf dem Drachenfels, der Rest einer Höhenburg, mit deren Bau in 1138 begonnen wurde. Im Dreißigjährigen Krieg wurde die Burg geschleift und nicht wieder aufgebaut. Zu Beginn des 19. Jahrhunderts erlangte die Ruine dann durch den britischen Dichter George Gordon Byron (vollständig: George Gordon Noel Byron, 6th Baron Byron) überregionale Bedeutung, mit dem Gedicht „The Castled Crag of Drachenfels“ aus dem Jahr 1816. Ihm wurde der Brunnen am Lord Byron - Platz in Königswinter gewidmet. Sein Reliefporträt befindet sich seit 2023 im örtlichen Siebengebirgsmuseum.
Am 18. Oktober 1819 zogen Bonner Studenten auf den Drachenfels, um den Jahrestag der Völkerschlacht bei Leipzig zu feiern. Unter ihnen war Heinrich Heine, der später in seinem Gedicht „Die Nacht auf dem Drachenfels“ dieses Ereignis in „des Nordsturms Wutgebrause“ festhielt.
Auch andere Dichter des 19. Jahrhunderts widmeten sich dem Drachenfels. Dazu gehört auch die Sage, nach der Sagenheld „Siegfried der Drachentöter“ den Drachen ausgerechnet im Siebengebirge getötet haben soll. Im frühen 19. Jahrhundert wurde erstmals darüber spekuliert, dass "Siegfrieds Kampf mit dem Drachen" am Drachenfels stattgefunden haben könnte, was auch in die touristische Vermarktung Eingang fand.


Und Guillaume Apollinaire und Ferdinand Freiligrath verfassten romantisch-schwärmerische Gedichte über die Aussicht vom Drachenfels auf und über den Rhein. Auch ihnen und weiteren romantischen Vorstellungen dieser Zeit ist es zu verdanken, dass die Burgruine noch heute erhalten ist und bereits 1855 ein Stützpfeiler installiert wurde, der Fels und Ruine vor einem weiteren Abrutschen bewahrte.
Unterhalb des Felsens wurde zwischen 1882 und 1884 Schloss Drachenburg errichtet, im Stil des Historismus und mit vielen Türmen, Erkern und Zinnen sowie Figuren und Reliefs sowohl aus der Geschichte als auch der Sagenwelt an den Fassaden. Auch bei der Gestaltung der Innenräume wurden diese Themen wieder aufgegriffen. So wird der Besucher etwa im Vestibül von Vater Rhein und seinen Töchtern empfangen.
Wer keine Scheu vor einer längeren und zuweilen steilen Wanderung hat, sollte sich das Schloss und den Drachenfels anschauen. Wanderwege führen zum Drachenfelsplateau und weiter zur Ruine der Burg Drachenfels.
Das Nachtigallental führt von der Altstadt in Königswinter ins Siebengebirge hinauf und ist zugleich eine Alternative für einen Aufstieg zum Drachenfels. Zur Belebung des Fremdenverkehrs wurde der durch das Tal führende Weg auf Initiative des damaligen Bürgermeisters August Mirbach und mit den Spenden Königswinterer Bürger bis 1861 zu einer als „schattig und romantisch“ beschriebenen Promenade ausgebaut. Im oberen Bereich führt der Weg an der Drachenburg vorbei und über den oberen Eselsweg hoch zum Drachenfels.
Siebengebirgsmuseum Königswinter

Das Siebengebirgsmuseum Königswinter ist ein Regionalmuseum und Fachmuseum für Rheinromantik in einem im Jahr 1732 erbauten barocken Bürgerhaus des wohlhabenden Königswinterer Steinmetzunternehmers Johann Peter Meurer in der Königswinterer Altstadt (Klotzstraße 11) mit mehreren Erweiterungsbauten. Das Siebengebirgsmuseum enstand in seinen Ursprüngen als heimatgeschichtliche Sammlung zwischen 1925 und 1934.
Die Ausstellung reicht von der Geologie, der Entstehung der Landschaft und dem Gesteinsabbau über die Entstehung der Kulturlandschaft mit der Geschichte des Siebengebirgsraums bis hin zu den Geschichten der Menschen aus dem Siebengebirge bis hin zur Entwicklung des örtlichen Tourismus. Hinzu kommen regelmäßige Sonderausstellungen mit Kunstwerken zum Thema „Rheinromantik“.
siehe auch
Weblinks und Quellen
- „Burgruine Drachenfels im Siebengebirge”. In: KuLaDig, Kultur.Landschaft.Digital. URL: https://www.kuladig.de/Objektansicht/O-73681-20130909-3 (Abgerufen: 12. Mai 2024)
- „Der Drachenfels als Motiv in Lord Byrons Gedicht „The castled crag of Drachenfels“”. In: KuLaDig, Kultur.Landschaft.Digital. URL: https://www.kuladig.de/Objektansicht/KLD-290498 (Abgerufen: 30. März 2025)
- „Historische Kulturlandschaft Siebengebirge”. In: KuLaDig, Kultur.Landschaft.Digital. URL: https://www.kuladig.de/Objektansicht/BODEON-73324-12072018-281280 (Abgerufen: 29. März 2025)
- „Schloss Drachenburg”. In: KuLaDig, Kultur.Landschaft.Digital. URL: https://www.kuladig.de/Objektansicht/O-73665-20130909-2 (Abgerufen: 27. Juli 2023)