Mit dem Rad: Wasserburgen entlang der Swist

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Die rund 15 km lange Radtour im linksrheinischen Rhein-Sieg-Kreis, die durch mehrere Abstecher deutlich verlängert werden kann, verläuft entlang der Swist, dem mit rund 44 Kilometern längsten Bachlauf Europas und startet an der Burg Kriegshoven, einer Wasserburg im Norden von Swisttal-Heimerzheim an der Kölner Straße (L 163).

Burg Kriegshoven wechselte im Laufe der Zeit mehrfach ihre Besitzer. Bereits zur Mitte des 13. Jahrhunderts wurden die Herren von Kriegshoven erstmals urkundlich erwähnt. Nach einem erneuten Eigentümerwechsel im 19. Jahrhundert wurde das Herrenhaus erweitert. Anschließend ließ der Fabrikant Emil Wülfing das Herrenhaus in den Jahren 1868 bis 1870 nach Plänen von Wilhelm Graf Mörner erneut umbauen, die Vorburg erweitern und 1909 ein Verwalterhaus errichten. Kriegshoven erhielt sein heutiges Aussehen als dreiflügelige Anlage und befindet sich bis heute im Privatbesitz. Die im Neo-Renaisance-Stil gestaltete Burg gilt als besonderes Beispiel einer mittelalterlichen Burganlage, die im 19. Jahrhundert zu einem repräsentativen Wohnsitz einer großbürgerlichen Familie umgestaltet wurde.

An der Swist entlang verläuft die Route weiter nach Süden, an der Kirche Sankt Kunibert vorbei, bis zur Burg Heimerzheim mit Ursprüngen im Mittelalter.

Die Kirche Sankt Kunibert ist eine dreischiffige Backstein-Hallenkirche, die anstelle einer Vorgängerkirche in 1846/47 nach den Plänen des Architekten Ernst Friedrich Zwirner mit ihrem kräftigen dreigeschossigen Turm entstand.

Burg Heimerzheim: Bereits in einer von Erzbischof Anno II. unterzeichneten Urkunde, datiert vom 3. Oktober 1074, ist erstmals von einem Ort namens „Heimvordeshem“ die Rede, der in 2024 mit zahlreichen Veranstaltungen sein 950-jähriges Jubiläum feiert (vgl. General-Anzeiger vom 12.1.2024). Um das Jahr 1250 wurde Burg Heimerzheim auf einer Hofanlage errichtet und diente als Fluchtburg. Die Burg wechselte danach mehrfach die Besitzer, bis sie im 18. Jahrhundert in den Besitz der Familie von Belderbusch und anschließend im Jahr 1825 durch Heirat an die Familie von Boeselager kam, zusammen mit dem benachbarten Kloster Schillingscapellen. Bis heute befindet sich die Burg im Privatbesitz der Familie.

Das ehemalige Kloster Schillingscapellen wurde 1197 gegründet und bestand bis zu seiner Auflösung im Jahr 1802. Die heute als landwirtschaftliches Gut genutzte Anlage befindet sich südöstlich von Dünstekoven. Von der ehemaligen Klosteranlage sind Gebäudeteile aus dem 12. und 13. Jahrhundert vorhanden.

Zurück an der Swist wird nur wenig später der historische Swist-Übergang Lützermiel passiert, heute an der Bundesstraße B 56 gelegen. Eine Hinweistafel informiert darüber, dass im Gelände durch einen erhaltenen Straßendamm, aber auch die Reste der Swistbrücke und einen Meilenstein der historische Übergang nachgewiesen ist. Erhalten sind die Fundamente einer Brücke, auf der die Bezirksstraße von Bonn nach Schleiden von 1823 die Swist überquerte. Offenbar führte hier aber auch schon zu römischer Zeit eine Straße über die Swist.

Schloss Miel: Ein Abstecher führt von hier nach Miel mit der Kirche Sankt Georg und zum Schloss Miel. An Stelle eines Wasserschlosses des Adelsgeschlechts der Spies von Büllesheim ließ der kurkölnische Staatsminister unter Kurfürst Max Friedrich und spätere Reichsgraf Caspar Anton von Belderbusch in den Jahren 1767–1772 nach den Plänen von Johann Georg Leydel einen barocken Schlossbau errichten, der einem französischen Jagdschloss nachempfunden wurde. Besonders zu erwähnen ist der Gartensaal des Gebäudes mit Wandgemälden des Bonner Hofmalers François Rousseau. Heute werden das Schloss mit Nebengebäuden vom Golfclub Schloss Miel und dem Restaurant „Graf Belderbusch“ genutzt.

Burg Morenhoven: Die Wasserburgenroute entlang der Swist führt weiter zur Burg Morenhoven. Im Dreißigjährigen Krieg zerstört, entstand ab 1682 ein barockes Dreiflügelschloss und Mitte des 18. Jahrhunderts der Innenausbau in Rokokoform. Die dreiflügelige Hauptburg wurde dann im Jahr 1827 durch einen eingeschossigen Galerieflügel zu einer vierflügeligen Anlage erweitert. Bis heute ist die Burg von Wassergräben und einem prächtigen Landschaftspark umgeben. Nahe der Wasserburg steht die Kirche Sankt Nikolaus Morenhoven.

„Rosa mystica": Ein Abstecher ins benachbarte Buschhoven führt zur Kirche Sankt Katharina in Buschhoven. Die heutige Pfarr- und Wallfahrtskirche entstand ab 1968 als ostwärts ausgerichtete Hallenkirche nach den Plänen des Architekten Werner Fritzen aus Bad Godesberg, weil die Vorgängerkirche für die wachsende Einwohnerzahl zu klein geworden war. Ihren weißen hohen Kirchturm ziert eine verschieferte Haube. Die alte Kirche wurde im Jahr 1984 von der im Jahr zuvor gegründete evangelische Kirchengemeinde Swisttal erworben. Sie wurde zur heutigen evangelischen Versöhnungskirche am Ort.

Während die Wallfahrt zur „Rosa mystica“ seit dem Hochmittelalter im nahegelegenen Prämonstratenserinnenkloster Schillingscapellen (s.o.) stattfand, wird das Gnadenbild der „Rosenmadonna“ seit 1806 in Buschhoven verehrt. Das Gnadenbild, eine Holzskulptur, stammt vermutlich aus dem Ende des 12. Jahrhunderts. Die Figur steht in einer von dem Bildhauer Karl Matthäus Winter aus Limburg gestalteten Marienstele im Chor der heutigen Wallfahrtskirche.

Burg Lüftelberg: Zurück an der Swist führt die Route zum Rheinbacher Ortsteil Flerzheim mit der Kirche Sankt Martin und von hier weiter zum Meckenheimer Ortsteil Lüftelberg mit der Burg Lüftelberg, einer zweiflügeligen Wasserburg und zur Kirche Sankt Petrus als letztem Etappenziel.

Die Burg wurde einst von den Rittern von Lüftelberg nahe bei der Kirche errichtet und im 9. und 10. Jahrhundert befestigt. Urkundlich wurde die als Wasserburg erbaute Anlage erstmals im Jahr 1280 urkundlich erwähnt. Das heutige Schloss stammt aus dem späten 18. Jahrhundert und wurde von dem Architekten Johann Heinrich Roth als barockes Landschloss im Stil eines Maison de plaissance gestaltet.

Die Lüftelberger Mühle, die ehemalige Burgmühle, liegt in einer Senke gegenüber der Burg an der Schloßstraße.

Älteste Bauteile der Kirche Sankt Petrus in Lüftelberg sind der Turm und das Langhaus, die vermutlich aus dem 11./12. Jahrhundert stammen. Der Ursprung des Bauwerks liegt in einem Wehrturm, der von der Michaelskapelle im oberen Stockwerk der Kirche aus direkt mit der Burg verbunden war. Kunsthistorisch ist der Kirchbau wegen der überaus zahlreichen Zeugnisse der Lüfthildisverehrung bedeutend. Die ehemaligen Burgherren gestalteten in Verehrung der Heiligen, die auf der Burg gelebt haben soll, die romanische Pfarrkirche ungewöhnlich reichhaltig. Im 17. Jahrhundert nahm die Verehrung der Heiligen so stark zu, dass Lüftelberg sogar zum Wallfahrtsort wurde.

Gegenüber der Kirche liegt seit mehr als 150 Jahren der historische Pfarrgarten, der bis heute als Zier- und Nutzpflanzengarten gepflegt wird.

Am Lindenplatz in Lüftelberg steht seit 2014 die Statue von Adam Schall von Bell, der 1591 wahrscheinlich in Lüftelberg geboren wurde. Der Jesuit, Wissenschaftler und Missionar starb im Jahr 1666 in Peking als hoher Beamter am Hof des Kaisers.

Weitere Burgen im linksrheinischen Kreisgebiet

Wasserburg Gudenau. - Foto: Hans-Dieter Weber.

Weblinks und Quellen