Ehemalige Bürgermeisterei Poppelsdorf
Die Bürgermeisterei Poppelsdorf war bis zum Ende des 18. Jahrhunderts Teil des Oberamtes Bonn im Kurfürstentum Köln. Von 1798 bis 1814 unter französischer Herrschaft war Poppelsdorf Sitz einer Mairie im Kanton „Bonn externe“ des Rhein-Mosel-Départements. Unter preußischer Verwaltung war die Bürgermeisterei Poppelsdorf dann eine von zunächst neun preußischen Bürgermeistereien im Kreis Bonn (später Landkreis Bonn), bevor 1904 die teilweise Eingemeindung zur Stadt Bonn erfolgte und ein weiterer Teil der zur Bürgermeisterei gehörenden Gemeinden der gleichzeitig neu gebildeten Bürgermeisterei Duisdorf zugeordnet wurde.
Gemeinden und Ortschaften
Zur Bürgermeisterei Poppelsdorf gehörten folgende Gemeinden und Ortschaften:
- Dottendorf mit dem Dottenhof
- Duisdorf mit dem Weiler Medinghoven
- Endenich mit dem Weiler Dransdorferfeld sowie den Wohnplätzen Kreuzberg und Mordkapelle
- Ippendorf
- Kessenich mit den Wohnplätzen Paulshof, Rosenburg und Waldau
- Lengsdorf mit dem Wohnplatz Stiefelsblech (Alfterhof)
- Poppelsdorf mit dem Wohnplatz Melb
- Röttgen mit dem Dorf Ückesdorf und den Forsthäusern Röttgen, Schönewaldhaus und Venne.
Geschichte
Im Jahr 1715 begann Kurfürst Joseph Clemens damit, anstelle der ehemaligen Wasserburg in Poppelsdorf ein Schloss zu errichten, das von seinem Nachfolger Clemens August erweitert und vollendet wurde, das Schloss „Clemensruhe“.
Etwa um diese Zeit entstanden auch das Wasserträgerhaus und die kurfürstliche „porcelaine fabrique“, Vorläufer eines Industriezweiges, der im 19. Jahrhundert durch die Wesselwerke mit ihrer Steingutfabrikation vielen Poppelsdorfern Brot und Lohn verschaffte. Später kam noch die Büroartikel-Fabrik Soennecken hinzu, die 1973 ihre Pforten schließen musste, drei Jahre nach Abbruch der Wessel-Fabrikhallen.
1818 schon war das Schloss in den Besitz der Universität übergegangen, die im Laufe der Jahrzehnte weitere Standorte in Poppelsdorf gründete, so die heutige Landwirtschaftliche Fakultät.
Im Jahr 1833 wurde Johann Heinrich Cassel Bürgermeister von Poppelsdorf und bleibt es 30 Jahre lang. Nach ihm wurde später die Casselsruhe benannt, ein Aussichtspunkt auf dem Venusberg mit grandiosem Blick.
Noch im Jahr 1863 lehnt der Bonner Stadtrat den Wunsch der Poppelsdorfer auf Eingemeindung mit der Begründung ab, der Ort sei zu arm. Aber Poppelsdorf gedieh, so dass im Jahr 1904 Poppelsdorf mit 8.600 Einwohnern und 16 Morgen Weinbergen zur Stadt Bonn eingemeindet wurde. Zuvor waren im Jahr 1888 der Grundstein für die Sankt-Sebastianus-Kirche gelegt und 1892 das Marienhospital eingeweiht worden. 1896 wurde das Rathaus an der Kirschallee unter Bürgermeister Wilhelm Bennauer fertig gestellt und 1901 der Grundstein für die Lutherkirche gelegt. Im Jahr 1902 wurde die Synagoge eingeweiht. Sie fiel 1938 wie die anderen Bonner Synagogen auch dem vom Nazi-Mob gelegten Feuer zu Opfer. Und im Jahr 1945, nach einem Luftangriff, wurde das Schloss fast vollständig zerstört.
Das Poppelsdorfer Schloss ist wiederhergestellt (seit 1959), die Clemens-August-Straße mit ihren vielen „Zahnlücken“ wurde in den 80-er Jahren des vorigen Jahrhunderts ausgebaut, die Lücken wurden weitgehend geschlossen. Nach rund 120 Jahren seit der Eingemeindung fällt es selbst Einheimischen schwer, noch die ehemaligen Gemeindegrenzen zu erkennen; Bonn geht nahtlos nach Poppelsdorf über und umgekehrt.