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Mannstaedt-Werke Troisdorf

Aus Bonn.wiki
An den Mannstaedt-Werken im Troisdorfer Ortsteil Friedrich-Wilhelms-Hütte

Die Mannstaedt GmbH ist heute ein Produzent von warmgewalzten Stahlprofilen in der Georgsmarienhütte Unternehmensgruppe (GMH Gruppe) mit Sitz in Troisdorf.

Bereits seit 2006 gehört Mannstaedt zur GMH-Gruppe und ist dort (Stand: 2024) mit 650 Mitarbeitern und einem Umsatz von 275 Millionen Euro im Jahr das zweitgrößte Unternehmen.

Das inzwischen 200 Jahre alte Unternehmen verarbeitet heute Stahl passgenau, etwa für Gabelstapler, die von Unternehmen wie Kion, Jungheinrich und Toyota gekauft werden, aber auch für Auto-Scharniere oder für Mähbalken von Landmaschinen. Auch in der Bau- und Bahnindustrie werden Mannstaedt-Stahlprofile eingesetzt.

Geschichte

Ursprungsunternehmen waren die im Jahr 1825 gegründete Friedrich-Wilhelms-Hütte im heutigen gleichnamigen Troisdorfer Ortsteil und die 1885 von Mannstaedt und Langen erworbene Walzwerk-Abteilung der Maschinenbau-Anstalt „Humboldt“ in Köln-Kalk.

Mit der Gründung einer Eisenhütte nahe der Sieg fing im heutigen Friedrich-Wilhelms-Hütte alles an. Johann Wilhelm Windgassen erhielt im Oktober 1825 die Genehmigung zum Bau und Betrieb einer Eisenhütte. Deren erste Jahre standen indes unter keinem guten Stern, was ihr in den frühen Aufbaujahren auch den Beinamen „Pechhütte“ einbrachte.

Nach Bankrott und Zwangsversteigerung übernahm Johann Jakob Langen aus der Kölner Zucker-Dynastie Pfeifer & Langen im Juli 1843 die Hütte bei Troisdorf und schaffte zusammen mit seinem Sohn Emil immerhin einen kurzen Aufschwung. Die Friedrich-Wilhelms-Hütte, in die 1854 bereits drei Söhne als Teilhaber aufgenommen worden waren, wurde danach am 30. Juni 1858 in eine Aktiengesellschaft unter der Firma Sieg-Rheinischer Bergwerks- und Hütten-Aktienverein umgewandelt. In diese Zeit fiel auch der Bau des Troisdorfer Bahnhofs und dessen Anschluss an das Werk.

Erst als Louis Mannstaedt die Unternehmensleitung übernahm, begann die Erfolgsgeschichte des Troisdorfer Unternehmens. Das Hüttenwerk an der Aggermündung der Sieg, jenseits des heutigen Sankt Augustiner Stadtteils Menden, erwarb im Jahr 1911 die Mannstaedt AG aus Köln-Kalk und verlagerte hierher auch die gesamte Produktion des Façon-Werks Louis Mannstaedt und Cie. AG. Dieses Werk war bereits seit dem Ende des 19. Jahrhunderts führend in der Herstellung von Profileisen.

Unternehmer Louis Mannstaedt, der mit seinem Eisenwalzwerk von Köln-Kalk nach Troisdorf zog, wollte auch seine Mitarbeiter zum Umzug bewegen und schaffte Wohnsiedlungen, in denen die einfachen Arbeiter, die Vorarbeiter und die Büroangestellten Häuser und Gärten bekamen. So entstanden im Umfeld Werkssiedlungen, neben dem Kasino-Viertel insbesondere die Werkssiedlungen "Rote Kolonie" und "Schwarze Kolonie", je nach der Farbe der Dachziegeln, bis heute Zeugen jener Zeit. Ab 1911 wurden die Häuser errichtet, die Louis Mannstaedt für Arbeiter neben einer riesigen Walzwerkhalle und nahe des Werks bauen ließ.

Bald gehörten zum Betrieb zwei Walzwerke und diverse zusätzliche Produktionsanlagen wie eine Zement- und eine Schraubenfabrik.

Nach dem Ersten Weltkrieg gerieten die Mannstaedt-Werke in finanzielle Schwierigkeiten. 1923 übernahm Peter Klöckner die Werke und das Unternehmen firmierte unter dem Namen Klöckner-Mannstaedt-Werke AG. Er gliederte die Werke seiner Klöckner AG an und fortan produzierten die Klöckner-Mannstaedt-Werke Profile. Sie „überlebten“ trotz erheblicher Zerstörungen auch den Zweiten Weltkrieg, nicht zuletzt durch den Einsatz von Zwangsarbeitern. Nach dem Wiederaufbau ging 1954 die erste Feinwalzstraße in Betrieb, Klöckner-Mannstaedt profitierte vom „Wirtschaftswunder“ und stellte sich auch der Stahlkrise der 1970-er Jahre.

1990 wurde das Walzwerk von British Steel übernommen und fusionierte dann mit dem niederländischen Stahlwerk Koninklijke Nederlandse Hoogovens zur Corus-Gruppe.

Seit 2006 gehört „Mannstaedt“ zur Gruppe der Georgsmarienhütte-Holding (GMH) und ist dort mit 650 Mitarbeitern und einem Umsatz von 275 Millionen Euro im Jahr 2024 das zweitgrößte Unternehmen.

Industrialisierung

Der wirtschaftliche Aufschwung am Ort begann mit der Industrialisierung im 19. Jahrhundert. 1815 kam das Rheinland zu Preußen und 1825 wurde mit dem Bau der Friedrich-Wilhelms-Hütte (später: Mannstaedt-Werke) begonnen. 1825 gründete der ehemalige Leiter des Bergamtes in Bonn, Johann Wilhelm Windgassen (1779–1852), eine Eisenschmelze am Mühlengraben in der Nähe der Agger-Mündung in die Sieg, aus der sich im Laufe der Zeit der gleichnamige Troisdorfer Ortsteil entwickelt.

Jubiläum 2025

Das Museum für Stadt- und Industriegeschichte Troisdorf zeigte 2025 wichtige Schritte auf dem Weg zum heutigen Unternehmen und widmete der Geschichte der Firma die Ausstellung „Stahl mit Profil – 200 Jahren Mannstaedt-Werke“ in der Remise der Burg Wissem und das gleichnamige Buch zur Firmengeschichte.

Siedlungen für Arbeiter und Angestellte

Troisdorf - Ansicht aus der Roten Kolonie
Rote Kolonie Troisdorf - Kita Bismarckplatz

Nach dem Beschluss zum Anfang des 20. Jahrhunderts das Walzwerk von Köln-Kalk ins heutige Troisdorf zu verlegen, entstanden dort vier Siedlungen für die Arbeiter und Angestellten der Mannstaedt-Werke:

Die Schwarze Kolonie im Troisdorfer Ortsteil Friedrich-Wilhelms-Hütte wurde für die Arbeiter des Werks erbaut. Die heute unter Denkmalschutz stehende Siedlung erhielt ihren Namen aufgrund der schwarzen Dachziegel und ist ein Dokument für die Industrialisierung Troisdorfs.

Die Rote Kolonie gehört heute zum Ortsteil Troisdorf-West. Sie wurde für die Meister und Vorarbeiter des Werks erbaut. Die ebenfalls unter Denkmalschutz stehende Siedlung erhielt ihren Namen aufgrund der roten Dachziegel.

Das Kasinoviertel entstand ebenfalls Anfang des 20. Jahrhunderts und bot Wohnraum für höhere Angestellte und Beamte der Mannstaedt-Werke. Im heutigen Wohnviertel des Ortsteils Troisdorf-West stehen besonders repräsentative Gebäude.

Auch die Facharbeiterwohnhäuser an der Elisabethstraße/ Landgrafenstraße im Ortsteil Oberlar wurden zu Beginn des 20. Jahrhunderts errichtet. Viele der seinerzeit zur Unterbringung von Facharbeitern erbauten Wohnhäuser sind noch weitgehend unverändert erhalten.

siehe auch

Häuser an der Kasinostrasse (vorne ASB)