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Geschichtsweg Bechlinghoven

Aus Bonn.wiki

Der Geschichtsweg Bechlinghoven lädt zu einer Entdeckungstour durch Bechlinghoven im Stadtbezirk Beuel ein.

Zur Feier des Ortsjubiläums in 2024 präsentierte der örtliche „Arbeitskreis 725 Jahre Bechlinghoven“ eine Internetseite zum Geschichtsweg Bechlinghoven und lud zum Straßenfest am 28. September am historischen Kapitelhof ein. Mit dem Geschichtsweg entstand ein Rundweg, der zu zwölf Stationen mit großformatigen Bildern und historischen Motiven führt, die im Ort auf Stromkästen aufgemalt wurden. Per QR-Code erfolgt dann die Verbindung zur entsprechenden Internet-Seite mit weiteren Details.

Künstler Ralf Kess bemalte etwa den Stromkasten mit dem Gasthaus „Zur gemütlichen Ecke“ an der Ecke Müldorfer Straße/ Alte Schulstraße.

Eine Urkunde vom 3. September 1299 dient dem Arbeitskreis als Beleg dafür, dass der Ort Bechlinghoven mindestens 725 Jahre alt ist. Auf der Grundlage eines Tauschvertrags zwischen dem Stift Vilich und Dietrich I. von Heinsberg, dem damaligen Herrn von Blankenberg, übertrugen die Beteiligten seinerzeit wechselseitig Güter aus ihrem jeweiligen Eigentum.

Noch deutlich älter ist allerdings die durch Ausgrabungen nachgewiesene Siedlung aus der Merowingerzeit. Östlich des Mühlenbachs traten im September 2007 Zeugnisse der Merowinger aus dem 6. Jahrhundert zu Tage und es wurde erstmals ein großflächig erschlossener Siedlungsplatz aus dieser Zeit im Rheinland vorgefunden. Der Geschichtsweg verweist auch auf die durch Ausgrabungen nachgewiesene Siedlung aus der Merowingerzeit, die für die archäologische Forschung von herausragender Bedeutung ist.

Stationen des Geschichtswegs Bechlinghoven sind:

  1. Das Wegekreuz:
    das Kreuz trägt die Jahreszahl 1905 und war Gebets- und Segensstation der jährlichen Bitt- oder Fronleichnamsprozession. Der heutige Standort befindet sich in der 1980 neu gestalteten Grünanlage an der der Ecke Marktstraße/ Alte Schulstraße.
  2. Kirmeshof:
    von dem örtlichen Maler Johannes Leszczynski stammt ein Bild aus dem Jahr 1921, das die große dreiflügelige Anlage zeigt mit Wohngebäude und großem Torhaus. Die früher landwirtschaftlich genutzte Hofanlage an der heutigen Müldorfer Straße 112 wird heute ausschließlich zu Wohnzwecken genutzt. Sie diente im Laufe der Zeit auch als „Peipersche Heilanstalt“ (Privat-Heil- und Pflege-Anstalt für Nerven und Gemütskranke der gebildeten Stände von Dr. Alfred Peipers), bevor das Anstalts-Areal im Jahr 1920 an den Sacré Cœur - Orden verkauft wurde, einer Ordensgemeinschaft, die 1800 von Sophie Barat in Frankreich gegründet wurde (vgl. dazu auch: Herz-Jesu-Kloster St. Adelheid).
  3. Alte Dorfpumpe:
    an der Müldorfer Strasse 118 stand früher eine von mehreren Dorfpumpen, bevor sie dem Straßenausbau zum Opfer fiel. Eine flächendeckende Wasserversorgung gab es in Bechlinghoven erst Anfang der 1960-er Jahre.
  4. Tonvorkommen:
    am Ort gibt es Hinweise auf Tonvorkommen, die für die Herstellung von Keramik bereits in der Merowingerzeit verwendet wurden (s.a. Station 10. Merowinger).
  5. Industriebahn:
    eine Trasse für die Kleinbahn Beuel - Großenbusch entstand bis Ende des Jahres 1900 von Beuel her, am Finkenberg vorbei, über Pützchen, Bechlinghoven, Kohlkaul und Hangelar bis nach Großenbusch. In Bechlinghoven zweigte von der Hauptstrecke nach rechts ein Ladegleis ab, das am Holzlarer Weg lag. Heute befindet sich dort eine Tennisanlage.
  6. Grenzverlauf:
    der Graben des Alaunbachs am östlichen Ende der Marktwiese markierte einst die historische Ortsgrenze.
  7. Landwirtschaft:
    das erhaltene Wohngebäude einer ehemals dreiseitigen Hofanlage an der Alten Schulstraße ist ein Beleg für den früher landwirtschaftlich geprägten Ort. Es stammt aus dem 18. Jahrhundert und steht heute unter Denkmalschutz.
  8. Mutter-Barat-Siedlung:
    Auf einem etwa drei Hektar großen ehemaligen Wirtschaftsgelände des Herz-Jesu-Klosters errichteten zu Beginn der 1960-er Jahre 43 Familien die Mutter-Barat-Siedlung. Das Bauvorhaben im Bereich der gleichnamigen Straße und der Stegerwaldstraße war die erste große Wohnungsbaumaßnahme in Bechlinghoven. Die Bauten entstanden vorwiegend in Eigenarbeit der Siedler und in einem einfachen Baustil, den das Brühler Architekturbüro Bury entworfen hatte. Sogar ein Gasthaus entstand in der Siedlung. An der Ecke Karmeliterstraße/ Stegerwaldstraße wurden von 1973 bis 1986 die „Bürgerstuben“ betrieben.
  9. Alte Schule:
    in der Nähe der damaligen „Vilicher Straße“, die im Jahr 1955 in „Alte Schulstraße“ umbenannt wurde (Haus Nummer 337) befand sich die erste Schule für Kinder aus Bechlinghoven, Pützchen und Vilich-Müldorf.
  10. Merowinger:
    Ausgrabungen zur Siedlung von Bechlinghoven belegen einen großflächig erschlossenen Siedlungsplatz aus der Merowingerzeit. Neben Gehöften des Frühmittelalters konnte im Osten des Fundplatzes eine zweiphasige Bebauung des Hochmittelalters festgestellt werden. Zwei Bäche versorgten den einstigen Siedlungsplatz zu Merowinger-Zeiten mit frischem Wasser aus dem nahen Ennert.
  11. Straßennamen:
    die Straßen der im Zeitraum von etwa 1960 bis 1980 entstandenen Neubaugebiete am Ort wurden häufig in Anlehnung an örtliche Flur- und Gewann-Namen bezeichnet (z.B. Blankert, Bonnet, Bröhl, Haberbitze), eine zweite Gruppe nach topographischen Bezügen (z.B. Alte Schule, Kapitelshof, Kohlengrube „Zum Glück“) und Personennamen bilden eine weitere Gruppe. So wurden etwa die Straßen der von der Katholischen Arbeiterbewegung (KAB) initiierten Mutter-Barat-Siedlung nach Persönlichkeiten der katholischen Sozialbewegung wie Adam Stegerwald oder Bischof von Ketteler benannt, weiterhin nach Sophie Barat (Mutter Barat), der Ordensstifterin des Sacré Coeur - Ordens, von dem die Grundstücke dieser Siedlung stammen.
  12. Historischer Kapitelhof:
    in alten Dokumenten wird ein „Kapitelshof“ zu Bechlinghoven genannt, ein landwirtschaftliches Anwesen, das dem Kapitel des Vilicher Stifts zugeordnet wird. Im heutigen Straßendreieck, das die Müldorfer Straße mit der Alten Schulstraße bildet, befand sich einst das großes Vierseitgehöft fränkischen Typs (heute: Alte Schulstr. 2 und Müldorfer Str. 102 samt Hinterhaus).

Literatur

  • Ivonne Weiler-Rahnfeld, Die merowingerzeitliche Siedlung von Bonn-Bechlinghoven,
    mit Beiträgen von Markus Helfert, Janet Rethemeyer, Elisabeth Schnepp und Tanja Zerl,
    LVR-Amt für Bodendenkmalpflege im Rheinland, Bonn 2023
Mit der wissenschaftlichen Auswertung der Ausgrabungen zur merowingerzeitlichen Siedlung von Bechlinghoven wird erstmals ein großflächig erschlossener Siedlungsplatz dieser Zeit für das Rheinland vorgestellt. Ein weiterer Schwerpunkt der Arbeit ist die Auswertung von Gefäßkeramik, die typologische und chronologische Aspekte von Töpfereien mit einschließt.
  • Rudolf Cramer und Hermann Thiebes, Die Honschaft Holzlar Bechlinghoven und Kohlkaul mit ihrem Weistum von 1646, Studien zur Heimatgeschichte des Stadtbezirks Bonn-Beuel - Band 28, Bonn 1994