Den Titel einer selbständigen Stadt durfte Beuel nur 17 Jahre lang führen, nämlich von 1952 bis 1969. Dann kam die Eingemeindung, gegen die man sich erfolglos wehrte. Seither ist Beuel ein Bonner Stadtbezirk.

Blick über die Dächer zur ehemaligen Tapetenfabrik

Seit Jahren steigt die Beueler Einwohnerzahl. Wohnen auf der "Schääl Sick", der rechten Rheinseite wird immer beliebter. Der Ausdruck stammt noch aus der Zeit, als die auf Bonner Seite stromaufwärts treidelnden Pferde eine Augenklappe trugen, damit sie vom Strom und seinen Sonnenreflexen nicht irritiert wurden.

Auch heute sind sich viele Beueler sicher, dass sie auf der "Sonnenseite" leben. Das traditionelle Promenadenfest gehört in der wärmeren Jahreszeit zu einer ganzen Reihe von Veranstaltungen auf der rechten Rheinseite, darunter auch "Pützchens Markt" oder das Bürgerfest in Beuel. Hin und wieder ist dann auch die „Ode an Beuel“ als gesungene Liebeserklärung des Beueler Schiffervereins an seinen Stadtteil zu hören: „Doo, wo onsere Rhing ne Boore mäht, für dat Ufer ‚des schäl Sick‘ mer sare däht, wo dat Sibbejebirch sing Eng erreich, wo mer für hundert Johr hat de Wäsch jebleich, do litt ming Beuel, ming lieblich Beuel“.

Realistischere Gemüter schätzen Beuel auch wegen der kurzen Wege in die Natur an Rhein, Sieg und Ennert oder wegen der vielfältigen kulturellen Angebote, die der heutige Stadtteil von Bonn zu bieten hat (siehe dazu weiter unter Kulturstandort Beuel).

Geschichte und Fortentwicklung

 
Blick auf Beuel - Foto: Hans-Dieter Weber
 
Am Bonner Bogen - Foto: Hans-Dieter Weber
 
Kameha-Grand-Hotel - Foto: Hans-Dieter Weber

Beuel hat eine bis ins Mittelalter nachweisbare Ortsgeschichte und wird erstmals urkundlich im Jahre 1139 als "Buiela" erwähnt.

Deutlich weiter zurück reicht die Siedlungsgeschichte. Ein wichtiger Beleg ist etwa das Doppelgrab von Oberkassel, das 1914 von Steinbrucharbeitern im Basaltsteinbruch in Oberkassel entdeckt wurde. Unter flachen Basaltblöcken lagen die zwischen 13.300 und 14.000 Jahre alten Skelette eines etwa 50 Jahre alten Mannes und einer 20- bis 25-jährigen Frau, weiterhin die Überreste eines Hundes sowie weitere Tierreste und bearbeitete Tierknochen. Die Skelette, die Grabbeigaben und ein Teil des Hundegebisses sind heute im LVR-Landesmuseum Bonn zu sehen. Anlässlich des 100-jährigen Fundjubiläums zeigte das Museum dazu vom 23. Oktober 2014 bis zum 28. Juni 2015 die Ausstellung "Eiszeitjäger – Leben im Paradies". Von der frühen Besiedelung zeugen aber auch Gräber ab dem 7. Jahrhundert vor Christus, darunter Siedlungsspuren in Geislar, Neu-Vilich und Vilich-Müldorf ab dem 5. Jahrhundert vor Christus, eine umfangreiche Siedlung aus der Merowingerzeit zwischen Vilich-Müldorf und Bechlinghoven und nicht zuletzt über 600 Merowingergräber in Ramersdorf.

Seit dem 15. Jahrhundert war das Gebiet geteilt. Während die Orte Schwarzrheindorf und Vilich einen rechtsrheinischen Brückenkopf des Kurfürstentums Köln bildeten, gehörten andere Orte im Gebiet des heutigen Stadtbezirks zum Herzogtum Berg. Die Grenze verlief auf Höhe der heutigen Kennedy-Brücke.

Nachdem zu Napoleonischer Zeit per Dekret vom 14. November 1808 die „Mairie Vilich“ entstanden war, lag bis 1896 der Schwerpunkt der damaligen Gemeinde in Vilich. Das Gemeindegebiet umfasste die Ortschaften Vilich, Vilich-Müldorf, Vilich-Rheindorf, Schwarz-Rheindorf, Geislar, Combahn, Limperich, Küdinghoven, Ramersdorf, Pützchen, Bechlinghoven sowie (Ober- und Nieder-) Holtorf, was auch die 13 Sterne im Beueler Wappen erklärt. Nach Einführung der preußischen Gemeindeordnung im Jahr 1845 wurde aus der Mairie Vilich dann die Gemeinde Vilich. Der Sitz der Gemeindeverwaltung verblieb zunächst in Vilich. Erst am 15. Dezember 1891 beschloss der Gemeinderat die Verlegung der Verwaltung nach Beuel und im Jahre 1896 wurde der Verwaltungssitz in das neu erbaute Rathaus an der Ecke der heutigen Friedrich-Breuer-Straße und der Rathausstraße verlegt, bevor auch dieses Gebäude im Jahre 1962 dem heutigen Beueler Rathaus weichen musste.

Im Heimatmuseum von Beuel - 1986 unter Federführung des Heimat- und Geschichtsvereins Beuel gegründet - wird nicht nur an die frühgeschichtliche Entwicklung des Beueler Raumes seit der Römerzeit erinnert. Ein Teil der Ausstellung zeigt das frühere Leben und Arbeiten am Fluss und ein Schwerpunkt widmet sich dem vorindustriellen Hauptgewerbe des Ortes, den Beueler Wäschereien. Der Entwicklung von der mühsamen Handwäscherei bis zur Großwäscherei wird ein gesamtes Geschoss gewidmet. Das Museum ist in insgesamt vier Gebäuden untergebracht, die ein abgeschlossenes Hofgelände in der früheren Steinerstraße, jetzt Wagnergasse 2-4 bilden. Das hinterste Haus überlebte als eines von ganz wenigen Häusern in Beuel wegen seines stabilen Steinfundaments das Eishochwasser von 1784. Dem extremen Winter folgten damals extreme Überschwemmungen von denen auch Beuel am Rhein nicht verschont blieb. Heute erinnert in Beuel eine fünfseitige Stele an die fünf Bauabschnitte, die notwendig waren, um einen verlässlichen Hochwasserschutz von der Wolfsgasse bis zur Ernst-Moritz-Arndt-Straße herzustellen. Am 24. Mai 2011 wurde die Beendigung dieser Hochwasserschutzbaumaßnahme feierlich durch den damaligen Bonner Oberbürgermeister Jürgen Nimptsch besiegelt.

Ein besonderes Areal hat sich in den letzten Jahren am Bonner Bogen direkt am Rheinufer auf der Grenze der Stadtteile Ramersdorf und Oberkassel entwickelt. Entstanden ist auf dem Gelände der ehemaligen Beueler Zementfabrik ein Gebäudeensemble, das unter Beibehaltung einiger ursprünglicher Gebäude jetzt aus Büro-, Restaurant- und Hotelflächen besteht, darunter das Kameha Grand Hotel. In drei aufeinander folgenden Bauabschnitten entstanden hier etwa Gebäudekomplexe mit der Bezeichnung Rheinwerk 1 bis 3 und die dem Rhein abgewandten Teile des Areals sind die letzten großen baulichen Reserveflächen innerhalb des Gebiets dieser Entwicklungsmaßnahme.

Mit dem Ausbau der S-Bahn-Linie S 13 wird auch ein neuer Haltepunkt in „Bonn-Ramersdorf“ entstehen. Bislang verkehrt diese S-Bahn-Linie aus Richtung Köln nur bis Troisdorf und der rechtsrheinisch verlaufende Abschnitt Troisdorf – Bonn wird zurzeit von Nahverkehrslinien bedient. Von Troisdorf bis nach Bonn-Oberkassel wird die Strecke seit 2016 jetzt größtenteils um zwei zusätzliche Gleise erweitert. Durch den Ausbau verbessert sich die Verbindung zwischen Bonn und Köln, ebenso die Verbindung an den Flughafen Köln/Bonn.

Kultur

Beuel wird als attraktiver Kulturstandort und für sein vielfältiges kulturelles Angebot geschätzt, etwa mit den Angeboten in der alten Tapetenfabrik an der Marquardt- und Auguststraße, in der ambitionierten "Neuen Filmbühne" in der Friedrich-Breuer-Straße oder dem "Jungen Theater Beuel", das seit 1979 im ehemaligen Rheingold-Kino an der Hermannstraße untergebracht ist. Und in der „Brotfabrik“ in der Kreuzstraße 16, wo einst Germania-Brot gebacken wurde, haben seit 30 Jahren Ausstellungen, Programmkino, Theater, Tanz, Musik, Workshops und Seminare ein Zuhause. Auch das Pantheon-Theater ist unlängst mit seiner beliebten Kleinkunstbühne vom ehemaligen Bonn-Center in die „Halle Beuel“ des Theaters Bonn gewechselt und vielleicht entwickelt sich hier auf dem Gelände der ehemaligen Rheinischen Jutespinnerei und Weberei an der Siegburger Straße gar eine ganz neue Dynamik.

Literatur

Ortsteile

siehe auch

Weblinks und Quellen