Arbeiterwohnen in Bonn
Obwohl die Gemeinnützige Aktiengesellschaft in den 1860-er und 1870-er in Bonn einige Wohnhäuser in der Nordstadt errichtet hatte, blieb das Problem der Wohnungsnot und der katastrophalen Wohnbedingungen auch am Nordrand der Stadt erhalten. Der bis heute gut erhaltene Straßenzug an der Peterstraße gilt als eine der Pionieranlagen des gemeinnützigen Wohnungsbaus.
Die prekäre Wohnsituation in der reichen Stadt Bonn gerade für „einfache“ Leute, Arbeiter und Geringverdiener führte senerzeit auch zu Kritik der preußischen Provinzialregierung gegenüber der Stadt, was nach erheblichem Zögern im Jahr 1898 u.a. zur Gründung einer „Arbeiterwohnungs-Genossenschaft“ führte.
- vgl. dazu: Detlef Stender, Bauten der Arbeiterwohnungs-Genossenschaft, auf: bonn.rheinische-industriekultur.com
Es dauerte letztlich lange Zeit, bis sich in der Stadt Bonn und im damals noch selbständigen Beuel planmäßiger Arbeiterwohnungsbau entwickelte.
Einige Beispiele sind:
- Bauten der Arbeiterwohnungs-Genossenschaft in Bonn-Nord
- In der Graurheindorfer Straße und in der Paulstraße errichtete ab 1899 die im Jahr 1898 gegründete Arbeiterwohnungs-Genossenschaft zwei noch heute erhaltene Ensembles mit Mietwohnungen und damit erste Beispiele für planmäßigen Arbeiterwohnungsbau in Bonn.
- Weiterhin erstellte die Genossenschaft im Bonner Norden an der Taunusstraße (1901), Ellerstraße (1903) und Eintrachtstraße (1908) Wohnbauten für Geringverdiende.
- Arbeitersiedlung der Jutefabrik in Beuel
- Jutefabrik in Beuel erlebte nach zwischenzeitlichem Niedergang gegen Ende des Jahrhunderts einen enormen Aufschwung, der mit kurzen Unterbrechungen bis zum Beginn des Ersten Weltkrieges anhielt. Zur Unterbringung neuer Arbeiterinnen und Arbeiter mietete das Unternehmen zunächst in der Josef-Thiebes-Straße Gebäude an und entschloss sich 1898 weiterhin zu einem größeren Neubauprogramm an der Paulusstraße 1-15 und Josef-Thiebes-Straße 5-15.
- Industriegelände und Werkswohnungen in Bonn-West
- Abseits der ursprünglichen Wohnbebauung entstand nordwestlich der Endenicher Straße und im Umfeld des Güterbahnhofs seit den 1870-er Jahren ein kleineres Industriegebiet. Erschlossen wurde es über die Viktoria-, Immenburg- und Karlstraße. Etwa gleichzeitig mit dem Neubau der von Carl Blank gegründete Pflasterfabrik entstanden im Rahmen des städtischen Wohnungsbauprogramms auf der gegenüberliegenden Seite der Endenicher Straße zwei große Wohnblocks für die Arbeiter der umliegenden Fabriken.
Literatur
- Buschmann, Walter: Einleitung. In: Pufke, Andrea (Hg.): Siedlungen in Nordrhein-Westfalen. Rheinschiene. Band 1. Petersberg 2020, S. 11-58
- Dreßel, Hans-Christian: „Ueber Arbeiterwohnungen in Bonn“. In: Bonner Geschichtswerkstatt (Hrsg.): „… tranken dünnen Kaffee und Platz dazu“. Leben in der Bonner Nordstadt 1850-1950
- Roth, Erik: Bauten der Bonner „Arbeiterwohnungs-Genossenschaft“. In: Landschaftsverband Rheinland, Rheinisches Amt für Denkmalpflege (Hg.): Denkmalpflege im Rheinland 3/1986, S. 1-6