Weiberfastnacht
An Weiberfastnacht, am Donnerstag vor Rosenmontag, findet in Beuel die traditionelle Erstürmung des Beueler Rathauses statt.
Der Bonner Stadtteil Beuel zählt zu den historischen Wiegen des rheinischen Karnevals. Eine Ur-Beueler Spezialität ist die Weiberfastnacht, mit langer Tradition. So stammt das Alte Beueler Damenkomitee aus dem Jahr 1824. Der Anlass war eigentlich banal: Die Männer der hart arbeitenden Beueler Wäscherinnen brachten die Wäsche rheinabwärts zu den Kunden nach Köln – und feierten dort ausgelassen den gerade aufgekommenen Straßenkarneval, natürlich ohne ihre besseren Hälften. Die waren darüber einerseits alles andere als erbaut, andererseits nutzten sie die Abwesenheit der Herren, sich selber mal ein paar fröhliche Stunden beim Kaffeeklatsch zu bereiten und die Männer kräftig durch den Kakao zu ziehen. In der Folgezeit schlossen sich immer mehr Möhne, nicht nur Wäscherinnen, dem Komitee (später auch anderen Komitees) an, die Herren der Schöpfung durften, wenn überhaupt, am Fastelovend erst spät hinzukommen – und notfalls die Zeche bezahlen. Eine – wenn man so will – der ersten Emanzipationsbestrebungen der Frauen in Deutschland. Damals entschieden die Beueler Wäscherinnen, sich nicht länger damit zufrieden zu geben, auch an diesem Tag zu schuften, während ihre Männer ausgelassen Karneval feierten. Also trafen sie sich seither zum Feiern und wandten sich damit auch gegen die Dominanz der Männer.
Ihren richtigen Auftrieb hat die Weiberfastnacht jedoch erst nach dem 2. Weltkrieg erhalten, mit der Einführung der Wäscherprinzessin und dem Sturm aufs Beueler Rathaus – heute einer der Höhepunkte im bönnschen Karneval.
Beueler Weiberfastnacht
Seit 1958 wird in jedem Jahr eine Wäscherprinzessin gewählt, die die Beueler Weiber repräsentiert. Vier Wochen vor Weiberfastnacht wird diese feierlich proklamiert und bis 1964 wurde sie noch von den Beueler Wäschereien gestellt.
Ihr großer Tag ist Weiberfastnacht wenn der Rathaussturm ansteht. Unterstützt von ihren Begleiterinnen dringt sie ins Beueler Rathaus ein, das in jedem Jahr der/ die Bonner Oberbürgermeister/in, der/ die Beueler Bezirksbürgermeister/in und deren Begleiter vergeblich verteidigen.
Ebenfalls am Donnerstag findet in Beuel der traditionelle Weiberfastnachtszug statt, der an der Siegburger Straße startet und über die Königswinterer Straße, Gustav-Kessler-Straße, Obere Wilhelmstraße, Siegfried-Leopold-Straße, Gottfried-Claren-Straße, An St. Josef, Johann-Link-Straße, Hermannstraße und Friedrich-Breuer-Straße zieht, wo er auf der Höhe des Beueler Rathauses wieder endet. [1]
Jubiläumsjahr 2024
Zahlreiche Veranstaltungen finden 2024 im Jubiläumsjahr „200 Jahre Beueler Weiberfastnacht“ statt, insbesondere der Weiberfastnachtszug und Rathaussturm in der Beueler Innenstadt am 8.2.2024 ab 10 Uhr.
Die Beuelerinnen versammeln sich an Weiberfastnacht 2024 für ihren Sturm auf das Rathaus nicht mehr auf dem Rathausvorplatz, sondern auf dem Möhneplatz. Auf diesen neuen Namen haben sich sowohl die Mitglieder des Hauptausschusses als auch die Mitglieder der Bezirksvertretung Beuel Ende 2023 verständigt.
Auch der General-Anzeiger beteiligt sich mit Aktionen, darunter eine Nostalgiesitzung und der „Wäschmob“.
- Nostalgiesitzung: Unter dem Motto „200 Johr Beueler Weiberfastnacht - mir sin dabei“ findet am 17. Januar 2024 eine Nostalgiesitzung im Zeughaus der Beueler Stadtsoldaten statt.
- Wäschmob: Am 20. Januar 2024 sind vor allem die Beueler und Bonner Damenkomitees, aber auch nicht im Karneval organisierte Frauen aufgerufen, ans Beueler Rheinufer zu kommen und ein weißes Wäschestück sowie zwei Wäscheklammern mitzubringen. Von der Kennedybrücke in Richtung Süden wird eine Wäscheleine gespannt und es soll die längste Wäscheleine im Rheinland am Beueler Rheinufer entstehen.
- Quelle: Artikel im Bonner Generalanzeiger vom 11. November 2023: GA-Talk, Nostalgiesitzung und Wäschmob