Arbeiterwohnen in Bonn: Unterschied zwischen den Versionen

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* vgl. dazu: Detlef Stender, Bauten der Arbeiterwohnungs-Genossenschaft, auf: [https://bonn.rheinische-industriekultur.com/bauten-der-arbeiterwohnungs-genossenschaft-paul-strasse-und-graurheindorfer-strasse/ bonn.rheinische-industriekultur.com]
* vgl. dazu: Detlef Stender, Bauten der Arbeiterwohnungs-Genossenschaft, auf: [https://bonn.rheinische-industriekultur.com/bauten-der-arbeiterwohnungs-genossenschaft-paul-strasse-und-graurheindorfer-strasse/ bonn.rheinische-industriekultur.com]


Die „Arbeiter-Wohnungs-Genossenschaft e.G.m.b.H Bonn“ errichtete Wohngebäude vornehmlich für kleine Angestellte und Handwerker. Die Anzahl der Fabrikarbeiter war in Bonn dagegen verhältnismäßig gering. Nicht in Bonn sondern in der benachbarten - damals noch selbständigen - Gemeinde [[Beuel]] hatte sich zum Ende des 19. Jahrhundert ein Arbeiter- und Industriestandort entwickelt. Große und kleinere Industriebetriebe und etwa 30 Wäschereien boten der Bevölkerung Arbeit. Doch der „Beueler Duft“ - ein Markenzeichen der Beueler Wäschereien - war in dieser Zeit zumindest im Beueler Osten längst einer Mischung aus Öl, Lösungsmitteln, Mottenkugeln und Teer gewichen. Tausende arbeiteten auch hier für Hungerlöhne und lebten in ungesunden und engen Unterkünften, die oft die Bezeichnung Wohnung nicht verdienten.
Die „Arbeiter-Wohnungs-Genossenschaft e.G.m.b.H Bonn“ errichtete Wohngebäude vornehmlich für kleine Angestellte und Handwerker. Die Anzahl der Fabrikarbeiter war in Bonn dagegen verhältnismäßig gering.  
 
Das preußische Bonn war im 19. Jahrhundert zunehmend zu einer Stadt reicher Rentner und Pensionäre geworden. Entsprechend war die Leitlinie der Kommunalpolitik: „Unsere Stadt ist mehr darauf angewiesen, in dem weitverbreiteten Rufe unserer Hochschule und in den verschiedenen Annehmlichkeiten des Lebens, welche die reizende Lage und die geistigen Genüsse der Kunst und Wissenschaft bieten, die Quelle ihres Wohlstandes zu finden und zu pflegen, als in der Entwicklung einer großartigen industriellen Tätigkeit“, wird der damalige Oberbürgermeister der Stadt Bonn Leopold Kaufmann gern zitiert, dessen Amtszeit zwischen 1851 und 1870 lag. Zu den wenigen industriellen Arbeitgebern zählten seinerzeit die Steingutfabriken F.A. Mehlem am Rhein und Ludwig Wessel in Poppelsdorf sowie die dortige Schreibwarenfabrik Soennecken.
 
Nicht in Bonn sondern in der benachbarten - damals noch selbständigen - Gemeinde [[Beuel]] hatte sich zum Ende des 19. Jahrhundert ein Arbeiter- und Industriestandort entwickelt. Große und kleinere Industriebetriebe und etwa 30 Wäschereien boten der Bevölkerung Arbeit. Doch der „Beueler Duft“ - ein Markenzeichen der Beueler Wäschereien - war in dieser Zeit zumindest im Beueler Osten längst einer Mischung aus Öl, Lösungsmitteln, Mottenkugeln und Teer gewichen. Tausende arbeiteten auch hier für Hungerlöhne und lebten in ungesunden und engen Unterkünften, die oft die Bezeichnung Wohnung nicht verdienten.


Es dauerte letztlich lange Zeit, bis sich in der Stadt [[Bonn]] und im damals noch selbständigen [[Beuel]] planmäßiger Arbeiterwohnungsbau und Werkswohnungen zum Ende des 19. Jahrhunderts entwickelten.  
Es dauerte letztlich lange Zeit, bis sich in der Stadt [[Bonn]] und im damals noch selbständigen [[Beuel]] planmäßiger Arbeiterwohnungsbau und Werkswohnungen zum Ende des 19. Jahrhunderts entwickelten.  

Version vom 20. September 2024, 14:04 Uhr

Genossenschaftswohnungen in der Taunusstraße in Bonn
Genossenschaftswohnungen in der Peterstraße in Bonn
Genossenschaftswohnungen in der Graurheindorfer Straße in Bonn
Genossenschaftswohnungen in der Paulstraße in Bonn
Genossenschaftswohnungen an der Ellerstraße in Bonn
Häuser der ehem. Arbeitersiedlung in Beuel an der Josef Thiebes - Strasse

Die sogenannte Kaiserzeit war auch in Bonn in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhundert für den ganz überwiegenden Teil der Bevölkerung geprägt von langen Arbeitszeiten, fehlenden Sozialleistungen bei Krankheit und Alter und oft völlig unzureichenden Wohnungen. Dies gilt für eine Vielzahl von Geringverdienern, für Tagelöhner aber auch für kleine Handwerker, die sich in Bonn in der Hoffnung nieder ließen, hier ihren Lebensunterhalt verdienen zu können. Der Mietwohnungsbau war damals reine Privatsache und der Neubau bezog sich im wohlhabenden Bonn insbesondere auf herrschaftliche Häuser und nicht auf die Bedürfnisse der „unbemittelten Claßen“.

Einen immerhin kleinen Beitrag zur Verbesserung der Situation stellte die Tätigkeit der 1862 gegründeten Bonner Gemeinnützigen Aktiengesellschaft dar, eine der ersten ihrer Art in der Rheinprovinz. So entstanden in der Nordstadt 46 Häuser, vornehmlich mit kleinen Wohnungen, bis die Bautätigkeit schon zum Ende des Jahrhunderts aus wirtschaftlichen Gründen weitgehend eingestellt wurde. Bereits in den 1860-er und 1870-er Jahren errichtete die Gemeinnützige Aktiengesellschaft ihre ersten Wohnhäuser. Der bis heute gut erhaltene Straßenzug an der Peterstraße gilt als eine der Pionieranlagen des gemeinnützigen Wohnungsbaus. Gleichwohl blieb das Problem der Wohnungsnot und der katastrophalen Wohnbedingungen auch am Nordrand der Stadt erhalten.

Die prekäre und oft regelrecht ungesunde Wohnsituation in der reichen Stadt Bonn für Geringverdiener führte seinerzeit selbst zu Kritik der preußischen Provinzialregierung gegenüber der Stadt, was nach erheblichem Zögern im Jahr 1898 u.a. zur Gründung einer „Arbeiterwohnungs-Genossenschaft“ führte.

Die „Arbeiter-Wohnungs-Genossenschaft e.G.m.b.H Bonn“ errichtete Wohngebäude vornehmlich für kleine Angestellte und Handwerker. Die Anzahl der Fabrikarbeiter war in Bonn dagegen verhältnismäßig gering.

Das preußische Bonn war im 19. Jahrhundert zunehmend zu einer Stadt reicher Rentner und Pensionäre geworden. Entsprechend war die Leitlinie der Kommunalpolitik: „Unsere Stadt ist mehr darauf angewiesen, in dem weitverbreiteten Rufe unserer Hochschule und in den verschiedenen Annehmlichkeiten des Lebens, welche die reizende Lage und die geistigen Genüsse der Kunst und Wissenschaft bieten, die Quelle ihres Wohlstandes zu finden und zu pflegen, als in der Entwicklung einer großartigen industriellen Tätigkeit“, wird der damalige Oberbürgermeister der Stadt Bonn Leopold Kaufmann gern zitiert, dessen Amtszeit zwischen 1851 und 1870 lag. Zu den wenigen industriellen Arbeitgebern zählten seinerzeit die Steingutfabriken F.A. Mehlem am Rhein und Ludwig Wessel in Poppelsdorf sowie die dortige Schreibwarenfabrik Soennecken.

Nicht in Bonn sondern in der benachbarten - damals noch selbständigen - Gemeinde Beuel hatte sich zum Ende des 19. Jahrhundert ein Arbeiter- und Industriestandort entwickelt. Große und kleinere Industriebetriebe und etwa 30 Wäschereien boten der Bevölkerung Arbeit. Doch der „Beueler Duft“ - ein Markenzeichen der Beueler Wäschereien - war in dieser Zeit zumindest im Beueler Osten längst einer Mischung aus Öl, Lösungsmitteln, Mottenkugeln und Teer gewichen. Tausende arbeiteten auch hier für Hungerlöhne und lebten in ungesunden und engen Unterkünften, die oft die Bezeichnung Wohnung nicht verdienten.

Es dauerte letztlich lange Zeit, bis sich in der Stadt Bonn und im damals noch selbständigen Beuel planmäßiger Arbeiterwohnungsbau und Werkswohnungen zum Ende des 19. Jahrhunderts entwickelten.

Einige Beispiele sind:

- Bauten der Arbeiterwohnungs-Genossenschaft in Bonn-Nord:

  • In der Graurheindorfer Straße und in der Paulstraße errichtete ab 1899 die im Jahr 1898 gegründete Arbeiterwohnungs-Genossenschaft zwei noch heute erhaltene Ensembles mit Mietwohnungen und damit erste Beispiele für planmäßigen Arbeiterwohnungsbau in Bonn.
  • Weiterhin erstellte die Genossenschaft im Bonner Norden an der Taunusstraße (1901), Ellerstraße (1903) und Eintrachtstraße (1908) Wohnbauten für Geringverdiener.

- Industriegelände und Werkswohnungen in Bonn-West:

  • Abseits der ursprünglichen Wohnbebauung entstand nordwestlich der Endenicher Straße und im Umfeld des Güterbahnhofs seit den 1870-er Jahren ein kleineres Industriegebiet. Erschlossen wurde es über die Viktoria-, Immenburg- und Karlstraße. Etwa gleichzeitig mit dem Neubau der von Carl Blank gegründete Pflasterfabrik entstanden im Rahmen des städtischen Wohnungsbauprogramms auf der gegenüberliegenden Seite der Endenicher Straße zwei große Wohnblocks für die Arbeiter der umliegenden Fabriken.

- Siedlung für Arbeiter/innen der Jutefabrik in Beuel:

  • Die Jutefabrik in Beuel erlebte nach zwischenzeitlichem Niedergang gegen Ende des Jahrhunderts einen enormen Aufschwung, der mit kurzen Unterbrechungen bis zum Beginn des Ersten Weltkrieges anhielt. Zur Unterbringung neuer Arbeiterinnen und Arbeiter mietete das Unternehmen zunächst in der Josef-Thiebes-Straße Gebäude an und entschloss sich 1898 zu einem größeren Neubauprogramm an der heutigen Paulusstraße 1-15 und Josef-Thiebes-Straße 5-15.

Literatur

siehe auch

Weblinks und Quellen