Castra Bonnensia: Unterschied zwischen den Versionen
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Aktuelle Version vom 6. November 2024, 11:58 Uhr
Der Stadtteil Bonn-Castell liegt auf dem Gebiet eines früheren römischen Lagers. Als die Colonia Claudia Ara Agrippinensium (Köln) zur Hauptstadt der neuen Provinz Niedergermanien wurde, entstand für die etwa 10.000 Soldaten der I. Legion ein neues Quartier, das „Castrum Bonnensis" gegenüber der Siegmündung mit einer beeindruckenden Größe von mehr als 500 Metern im Quadrat. Ein Modell steht heute am Standort im Bereich der Straßen Graurheindorfer Straße/ Ecke Rosental.
Das Legionslager „Castra Bonnensia“ auf Bonner Stadtgebiet war Teil des Niedergermanischen Limes, einem bedeutenden Grenzabschnitt des Römischen Reiches. Dieser wurde 2021 in die Liste der UNESCO-Welterbestätten aufgenommen.
Die Anordnung der Gebäude ist im heutigen Straßenbild noch erkennbar. Das Lagerzentrum befand sich im Bereich der heutigen Kreuzung Römerstraße (ehemals via principalis) und Nordstraße/ Badener Straße (letztere: ehemals via praetoria).
- Adresse: Graurheindorfer Str. 10, 53111 Bonn
Eine zweite Siedlung entstand in Höhe des heutigen Bundesviertels und erlebte zwischen dem 2. und 3. Jahrhundert ihre Blütezeit.
Legionsfestung am Rhein
Die Legionsfestung „Castra Bonnensia“ entstand etwa 40 nach Christus und lag nördlich der heutigen Innenstadt am alten Flußübergang am Rhein, etwa 528 m breit und 524 m lang. Auch im modernen Stadtplan zwischen Rosental, Augustusring, Rheindorfer Straße und Rheinpromenade ist dieser Bereich immer noch gut zu erkennen.
Ein Bronzemodell des Römerlagers stand einst in der Drususstraße, inzwischen an der in 2024 neu gestalteten Präsentationsfläche an der Wohnanlage Didinkirica, die über das römische Legionslager und das UNESCO-Weltkulturerbe im Bereich von Bonn informiert.
Das Legionslager besaß einen eigenen Rheinhafen mit Kränen zum Aus- und Einladen von Lasten. Nach historischen Befunden wurde einer von ihnen rekonstruiert: er steht heute an der Ecke Römerstraße/ Augustusring.
Römerkran
Anlässlich des Bonner Stadtjubiläums im Jahr 1989 wurde der „Römerkran“ der Stadt Bonn von einer Hürther Schwertransportfirma gestiftet, ein sog. „Pentapastos“, ein im römischen Reich üblicher Fünfflaschenzug, der seinerzeit von einer sechsköpfigen Mannschaft bedient wurde. Immerhin 5 Tonnen konnten mit ihm bis zu einer Höhe von etwa 8 Metern gehoben werden.
Römische Badanlage
Im Parkbereich des Collegiums Albertinum befinden sich die Ausgrabungen einer römischen Badanlage. Gefunden wurden Fußböden, Kanäle, Heißluftschächte, Kleiderräume, Wasserbecken, Feuerungsstellen aus der Zeit des ersten bis dritten Jahrhunderts. Die 1988/89 freigelegte Anlage liegt unterhalb der Straßenebene und ist nach einer schmalen Treppe und einer schweren Stahltür begehbar.
Via Appia
Eine Reihe römischer Grabsteine, Weihealtäre, ein Meilenstein und eine Jupitersäule befinden sich im Bonner Rheinauenpark, gestaltet zu einer kleinen „Via Appia“ in Anlehnung an die berühmte Gräberstraße in Rom. Abgüsse von Originalen aus dem Rheinischen Landesmuseum wurden anlässlich der Bundesgartenschau 1979 hier aufgestellt.
Vicus Bonnensis
Irgendwann um das Jahr 50 Jahre nach Christus reichte das Legionslager im heutigen Bonner Norden den Römern nicht mehr aus. Eine zweite Siedlung entstand in Höhe des heutigen Bundeshausviertels mit römischen Reihenhaus- und Fachwerkhaussiedlungen, ausgebauten Tempelanlagen, Badegebäuden und Ziegelbrennöfen. Das „zivile römische Bonn“ besaß vermutlich um 10.000 Bewohner und erlebte zwischen dem 2. und 3. Jahrhundert seine Blütezeit.
Weltkulturerbe
Das Legionslager „Castra Bonnensia“ auf dem heutigen Bonner Stadtgebiet war Teil des Niedergermanischen Limes (NGL), einem bedeutenden Grenzabschnitt des Römischen Reiches. Dieser wurde am 27. Juli 2021 in die Liste der Weltkulturerbe-Stätten der UNESCO aufgenommen. Auch die Stadt Bonn hat sich zur Aufgabe gemacht, das römische Erbe in Abstimmung mit dem zuständigen LVR-Amt für Bodendenkmalpflege im Rheinland (LVR) sichtbar und erfahrbar zu machen. Die in 2024 neu gestaltete Präsentationsfläche an der Wohnanlage Didinkirica informiert über das römische Legionslager und das UNESCO-Weltkulturerbe im Bereich von Bonn.
Wichelshof
Der Wichelshof am Bonner Rheinufer gehört zu den frühen mittelalterlichen Gründungen auf römischen Boden. An seiner Stelle soll das zum Hafen gelegene Tor des Römerlagers gestanden haben. Seit 948 ist der Wichelshof urkundlich belegt. Er gehörte zum frühmittelalterlichen Siedlungsbereich um Dietkirchen. Schon im 18. Jahrhundert wurden hier die ersten archäologischen Grabungen durchgeführt und Teile des ehemaligen Römerlagers sowie viele Einzelfunde freigelegt.
siehe dazu
Weblinks und Quellen
- Martin Wein, General-Anzeiger Bonn vom 18.1.2021: Wie Bonn aus einem römischen Kastell entstand
- Martin Wein, General-Anzeiger Bonn vom 26.1.2021: Wie das Bundesviertel zur römischen Siedlung wurde
- „Fundstelle im Römischen Gräberfeld an der Kölnstraße”. In: KuLaDig, Kultur.Landschaft.Digital. URL: https://www.kuladig.de/Objektansicht/KLD-288987 (Abgerufen: 8. Juli 2024)