Der Ofenkaul 250 m ü. NHN beherbergt ein bedeutendes Schwarm- und Winterquartier für Fledermäuse. Der Berg mit oval gestrecktem Höhenrücken befindet sich nordöstlich von Königswinter und ist Teil des Naturschutzgebiets und Naturparks Siebengebirge.

Zu sehen ist einer der ehemaligen Haupteingänge des Bergwerks, der heute durch eine Betonwand verschlossen ist. Darauf befindet sich viel Graffiti und eingelassen sind die Durchflugschlitze für die Fledermäuse.
Mit Beton verschlossener Eingang samt Durchflugschlitzen für die Fledermäuse Foto:Anders

1908 war das Fledermausvorkommen vom Museum Koenig erstmalig dokumentiert worden und markiert heute einen wichtigen Standort für den Schutz der Fledermäuse und ihre Erforschung. Für die Aufnahme des Siebengebirges in das europaweite Schutzgebietsnetz der europäischen Union „Natura 2000“ waren die Fledermäuse auf dem Ofenkaulberg mit ausschlaggebend.

Die heutigen Geländegestaltungen auf dem Berg lassen erkennen, dass sein Tuffgestein, der Trachyttuff bis ins 17 Jahrhundert oberirdisch (Kaulen=Gruben) und ab dem 18 Jahrhundert in gewaltigem Ausmaß unter Tage abgebaut worden war. Viele agierende Kleinbetriebe unterzogen den Berg mit einem weitläufigen Stollensystem, mit Stollen von 50-70 Längen und Höhen zwischen 2-5 m. Hallen waren entstanden, die bis zu 8 m Höhe aufweisen. Insgesamt wurden am Ofenkaulberg über 48000 m2 unterirdisch abgebaute Fläche auf sieben verschiedenen Niveaus nachgewiesen.

Die Fledermäuse finden in den ehemaligen Stollen ein vielfältiges Angebot an Verstecken. Ihre Schlafplätze können sie in der zerklüfteten Grundstruktur der Wände und Decken, in den Ritzen und Spalten einnehmen oder in den vielen Trockenmauern, die die Steinbrucharbeiter aus den Schuttgesteinen errichtet haben.

Natursteine für den Backofenbau

Die Herstellung von Natursteinöfen aus dem hellen Trachyttuff des Ofenkaulbergs reicht bis in das späte Mittelalter zurück. Seine Tuffe waren besonders homogen und von einer Qualität, die den Abbau ganzer Ofenplatten ermöglichte. Sie begründeten den im 19 Jahrhundert entstehenden florierenden Erwerbszweig des Königswinterer Backofenbaus. Dieser geriet Anfang des 20 Jahrhundert mit der Entwicklung von Dampf- und Elektrobacköfen unter Druck. Die Königswinterer Backofenbauer schafften es nach dem ersten Weltkrieg nicht in diesen Modernisierungsprozess einzusteigen. Einzelne Betriebe machten weiter, doch das Gewerbe verebbte und mit ihm auch der Abbau von Trachyttuff am Ofenkaulberg. Ein letzter Königswinterer Ofenbauer soll 1957 den letzten Tuff gebrochen haben.

Spuren des zweiten Weltkriegs

Der ehemalige Bergwerksbereich weist mehrere Haupteingänge und zahlreiche Nebeneingänge auf. Im Hauptsystem können an den Wänden teilweise noch Betonverschalungen angetroffen werden, die aus der Naziszeit stammen. 1944 hatte das Ministerium für Rüstung und Kriegsproduktion unter dem Decknamen „Schlammpeitzger“ das große Stollensystem am Ofenkaulberg umbauen lassen, um dort kriegswichtige Rüstungsbetriebe unterzubringen. Gleichzeitig entstand oberhalb des Bergwerks ein Barackenlager für die Zwangsarbeiterinnen und Zwangsarbeiter, das heute als eigenes Bodendenkmal LVR-ABR SU 225 eingetragen ist. Die Fabrikanlage war 1945 von den Amerikanern demontiert, Teile der Stollen waren gesprengt und zugeschüttet worden.

Schutz der Bodendenkmale und des Fledermausquartiers

1972, nach dem Erwerb mehrerer Flurgrundstücke durch das Land NRW wurden die drei Eingänge am ehemaligen Standort der Rüstungsproduktion vom zuständigen Bergwerksamt mit einer Betonmauer verschlossen. Es ist der Initiative von Herrn Dr. Hubert Roer (Museum König, Bonn)  zu verdanken , dass diese mit Einflugschlitzen für Fledermäuse ausgestattet wurden.

1987 wurden die „Steinbrüche/ Ofenkaulen“ als Bodendenkmal  LVR-ABR SU 99 eingetragen. Obwohl eine weitere Schließung von Eingängen veranlasst worden war, wurden immer wieder Eingänge geöffnet und es kam zu unbefugtem Betreten. Partys wurden gefeiert, Graffitis gesprüht, Schatzsucher und Höhlentouristen reisten an, auch verunglückten zwei Personen in dem Stollensystem schwer.

Um das Betretungsverbot durchzusetzen und die Schutzräume der Fledermäuse zu erhalten, ist heute das gesamte Stollensystem und ehemalige Bergbaugelände weitläufig für Besucher gesperrt. Es finden regelmäßige Kontrollen statt. In der Landschaft des Ofenkaulbergs weisen rote Stop-Schilder mit weißer Hand auf die Sperrung hin.

Geschützte Fledermausarten auf dem Ofenkaul

Die vom BAFF, dem Bonner Arbeitskreis für Fledermausschutz nachgewiesenen Fledermausarten am Ofenkaulberg sind: Großes Mausohr (Myotis myotis), Fransenfledermaus (Myotis nattereri), Wasserfledermaus (Myotis daubentonii), Teichfledermaus (Myotis dasycneme), Wimperfledermaus (Myotis emarginatus),  Bechsteinfledermaus (Myotis bechsteinii), Große Bartfledermaus (Myotis brandtii), Kleine Bartfledermaus (Myotis mystacinus) Braunes Langohr (Plecotus auritus).

Schwarm- und Winterschlafquartiere der Fledermäuse brauchen beständige Ruhe. Die Tiere werden durch Licht, Feuer, Rauch und Lärm alarmiert. Fledermäuse im Winterschlaf geraten bis zu 8 Stunden nach der Störung in eine signifikant messbare höhere Aktivität. Sie wärmen sich auf, was viel Energie benötigt und tödlich enden kann.