Truchsessischer Krieg
Aus dem späten Reformationsversuch des Kurfürsten und Erzbischofs Gebhard Truchseß von Waldburg entwickelte sich der „Truchsessische Krieg (auch: Kölnischer Krieg), der weite Teile des Rheinlands in den Jahren von 1583 bis 1588 mit langwierigen Kämpfen überzog und in dessen Verlauf im Bereich des heutigen Bonn unter anderem die Godesburg und die Wasserburg in Poppelsdorf zerstört wurden.
Der Krieg war allerdings weit mehr als ein lokaler Konflikt. Er gilt als der erste Religionskrieg in Deutschland, an dem auch Frankreich, Spanien, die Niederlande und der Papst beteiligt waren.
Geschichte
Am 19. Dezember 1582 hatte der damalige Erzbischof Gebhard Truchseß von Waldburg seinen Übertritt zum Protestantismus erklärt, am 2. Februar 1583 heiratete er Gräfin Agnes von Mansfeld im Haus „Zum Rosenthal“ in der Bonner Acherstraße; am folgenden Tag fand ein Hochzeitsmahl im Gasthaus „Zur Blomen“ am Bonner Marktplatz (heute Gasthaus „Em Höttche“) statt, bei dem die Gegner des konvertierten Kurfürsten das Lokal stürmten.
Der Übertritt des Kölner Erzbistums zum Protestantismus hätte eine Machtverschiebung im Kurfürstenkolleg zu Lasten der katholischen Habsburger bedeutet. Dies rief seinerzeit nicht nur Kaiser und Papst sondern auch die größte katholische Territorialmacht im Reich, das Herzogtum Bayern, auf den Plan.
Bereits am 23. Mai wurde Ernst II. von Bayer, der in der Wahl von 1577 knapp unterlegen war, zum neuen Kölner Erzbischof gewählt, was Gebhard Truchseß von Waldburg nicht anerkannte, womit sich ein militärischer Konflikt anschloss.
Im Verlaufe dieses Krieges wurde die Godesburg im Jahr 1583 durch eine gezündete 1500-Pfund-Mine fast vollständig zerstört. Der Legende nach hatten die Eroberer durch eine Latrinen-Öffnung in der Burgmauer den Zugang zum Burginneren gefunden. Nach anderer Darstellung trieben bayerische Truppen einen Stollen in den Burgberg und sprengten die Burgmauern mitsamt dem halben Berg. Während der Turm (Bergfried) erhalten blieb, ist von der Burg, im Mittelalter bevorzugter Aufenthaltsort der Kölner Kurfürsten, jedenfalls nur noch deren Ruine vorhanden.
Die ungewöhnliche, weil zweiteilige Wasserburg in Poppelsdorf war lange kurkölnischer Verwaltungssitz und wurde im Truchsessischen Krieg (1583) ebenfalls arg lädiert. Nachdem auch die Wasserburg erobert worden war, übergaben die truchsessischen Söldner die Stadt Bonn am 19.1.1584.
Aus dem Kriegsverlauf ist auch überliefert, dass an Heiligabend des Jahres 1587 eine Explosion die vorweihnachtliche Stille in Bonn beendete und der truchsessische Feldmarschall Schenk zu Nideggen mit seinen Truppen in die Stadt eindrang und plünderte. Er herrschte hier noch weitere neun Monate über die Menschen in der Stadt.
Mit Ernst von Bayern, der sich letztlich gegen Gebhard Truchseß von Waldburg durchgesetzt hatte, begann in Bonn die etwa 180-jährige Epoche der kurkölnischen Herrscher aus dem Hause Wittelsbach.