Poppelsdorf: Unterschied zwischen den Versionen
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Version vom 14. März 2019, 19:34 Uhr
Nicht erst seit Willy Ostermanns (Karnevals-)Lied über die „Schmitze Billa“, die „in Poppelsdorf `ne Villa“ hat, ist der Ort über die Grenzen Bonns hinaus bekannt. Poppelsdorf, 1904 gemeinsam mit Nachbardörfern nach Bonn eingemeindet, kann auf eine bewegte und bewegende, mehr als tausendjährige Geschichte zurückblicken. Eine ungewöhnliche, weil zweiteilige Wasserburg war lange kurkölnischer Verwaltungssitz, wurde aber im Truchsessischen Krieg (1583) arg lädiert. 1715 dann begann Kurfürst Joseph Clemens damit, anstelle der Burg ein Schloss zu errichten, das von seinem Nachfolger Clemens August erweitert und vollendet wurde, das Poppelsdorfer Schloss „Clemensruhe“. Etwa um diese Zeit entstanden auch das Wasserträgerhaus und die kurfürstliche „porcelaine fabrique“, Vorläufer eines Industriezweiges, der im 19. Jahrhundert durch die Wesselwerke mit ihrer Steingutfabrikation vielen Poppelsdorfern Brot und Lohn verschaffte. Später kam noch die Büroartikel-Fabrik Soennecken hinzu, die 1973 ihre Pforten schließen musste, drei Jahre nach Abbruch der Wessel-Fabrikhallen. 1818 schon war das Schloss in den Besitz der Universität übergegangen, die im Laufe der Jahrzehnte weitere Standorte in Poppelsdorf gründete, so die heutige Landwirtschaftliche Fakultät. 1863 lehnte der Bonner Stadtrat den Wunsch der Poppelsdorfer auf Eingemeindung mit der Begründung ab, der Ort sei zu arm. Aber Poppelsdorf gedieh: 1888 wurde der Grundstein für die Sankt-Sebastianus-Kirche gelegt, 1892 das Marienhospital eingeweiht, 1901 der Grundstein für die Lutherkirche gelegt, 1902 die Synagoge eingeweiht. Sie fiel 1938 wie die anderen Bonner Synagogen auch dem vom Nazi-Mob gelegten Feuer zu Opfer. 1945, nach einem Luftangriff, wurde das Schloss fast vollständig zerstört.
Das Poppelsdorfer Schloss ist wiederhergestellt (seit 1959), die Clemens-August-Straße mit ihren vielen „Zahnlücken“ wurde in den 80er Jahren des vorigen Jahrhunderts ausgebaut, die Lücken wurden weitgehend geschlossen. Im Jahre 100 nach der Eingemeindung (2004) fällt es selbst Einheimischen schwer, noch die ehemaligen Gemeindegrenzen zu erkennen; Bonn geht nahtlos nach Poppelsdorf über, und umgekehrt. Nicht nur wegen der Hochschulinstitute ist Poppelsdorf bei der Studentenschaft beliebt, denn vor allem längs der Clemens-August-Straße haben sich viele Cafés, Kneipen und Restaurants angesiedelt, die für ein quirliges (Nacht-)Leben sorgen – quasi das „Schwabing“ von Bonn. Poppelsdorf hat heute etwa 6 500 Einwohner. Absolut einen Besuch wert ist das Poppelsdorfer Straßenfest (an einem Samstag etwa Mitte September), dass 2008 schon zum 25. Mal veranstaltet wurde. Für das Fest mit allerlei Kunst und Kulinarischem werden Clemens-August-Straße und –Platz gesperrt und zur erlebnisreichen Flaniermeile.