Rosenburg Kessenich

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In der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts, etwa um 1830, ließ sich Georg August Goldfuss, Naturwissenschaftler an der Bonner Universität in Kessenich am Hang des Venusbergs die Rosenburg bauen, in der Nähe einer früheren Burg – pflanzte Kletterrosen an, die bis zu den Türmen wucherten, und gab der Burg ihren alten Namen: Rosenburg.

Rosenburg in Kessenich. - Foto: Hans-Dieter Weber.

Architekt war Carl Alexander Heideloff. Der akademische Zeichenlehrer der Universität Bonn Christian Hohe präsentierte den Neubau in einer Lithografie als Teil eines Burgendreiecks, bestehend aus Rosenburg, Godesburg und Drachenfels.

Dem Bonner Stadtmuseum zufolge muss die Inneneinrichtung mit zeitgenössischem Hausgerät, historischen Gemälden und alten Rüstungen ein Schmuckstück gewesen sein. Als Goldfuss 1848 starb, wurde das Anwesen nach langem Leerstand an einen Düsseldorfer Fabrikanten verkauft (1862), aber nach dem deutsch-französischen Krieg (1870/71) unter dem neuen Eigentümer Gustav Schlieper mit „Hangelarer feuerfesten Steinen“ weitgehend neu errichtet, so, wie sie sich heute noch präsentiert.

Später zogen ein studierter Kunstmaler, ein Missionsdienst und ein Verein "Caritative Jugendpflege" nacheinander dort ein. Die wechselhafte Geschichte setzte sich fort: 1938 nistete sich die Deutsche Wehrmacht in der Burg ein, dann folgten urlaubsreife Luftwaffen-Angehörige, schließlich die Medizinische Uni-Klinik.

Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde die Rosenburg, da kaum beschädigt, dem ersten bundesdeutschen Justizminister als Dienstsitz übergeben, 1970 verkaufte die „Jugendpflege" das Haus endgültig an den Bund. 1973 zog das Bundesjustizministerium aus, die Bundeswehr stattdessen ein und ist dort bis heute geblieben, u.a. mit dem Dienstort für Teile des Streitkräfteamtes. Auch die Bundesakademie für Sicherheitspolitik, die mittlerweile ins Schloss Schönhausen (Berlin-Pankow) umgezogen ist, war hier untergebracht.

  • Adresse: Bonn, Rosenburgweg

Die "Akte Rosenburg"

 
Hinweis am "Weg der Demokratie". - Foto: Hans-Dieter Weber.

Die "Rosenburg“ in Bonn war von der Gründung der Bundesrepublik bis zum Jahr 1973 der Sitz des Bundesministeriums der Justiz. 2012 setzte das Ministerium eine unabhängige wissenschaftliche Kommission (UWK) ein, die den Umgang der Behörde mit der NS-Vergangenheit in den Anfangsjahren der Bundesrepublik aufarbeiten sollte. Erforscht wurde etwa, wie groß der Personenkreis war, der in der NS-Zeit das System aktiv stützte, und nach 1949 in den Dienst des Ministeriums übernommen wurde. Daneben wurde etwa die Rolle des Ministeriums bei der Amnestierung von NS-Tätern sowie der verschleppten Rehabilitierung von Opfern der NS-Justiz untersucht.

Die Unabhängige Wissenschaftliche Kommission (UWK) veröffentlichte ihre Ergebnisse am 10. Oktober 2016. Von den 170 untersuchten Juristen (untersucht wurden Akten von Mitarbeitern ab dem Geburtsjahrgang 1927, die von 1949 bis 1973 in Leitungspositionen des Ministeriums tätig waren) hatten 90 der NSDAP und 34 der Sturmabteilung (SA) angehört. Mehr als 15 % waren vor 1945 im NS-Reichsjustizministerium tätig.

Der Endbericht der UWK ist im Jahr 2016 als Langfassung unter dem Titel „Die Akte Rosenburg – Das Bundesministerium der Justiz und die NS-Zeit“ als Buch im C.H. BECK Verlag erschienen.

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