Rheinische Republik: Unterschied zwischen den Versionen

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[[Bonn]] war in der Zeit nach dem Ersten Weltkrieg ein bevorzugter Ort für Veranstaltungen separatistischer Verbände und Parteien. Versammlungsorte  boten Säle wie die damalige Beethovenhalle nahe der Rheinbrücke oder der Dreikaisersaal in der Kölnstraße. Auch Wirtshäuser wie „Henderkott“ in der damaligen Martinstraße oder „Delforgé“ in [[Poppelsdorf]] waren bevorzugte Treffpunkte.
Am 23. Oktober 1923 verkündete in [[Bonn]] der örtliche Separistenführer Josef Natter frühmorgens nach nächtlichen Kämpfen von der Rathaustreppe aus die Machtübernahme der '''Rheinischen Republik'''. Auf dem Rathaus wehte die rheinische grün-weiß-rote Fahne. Zwei Tage zuvor, am 21. Oktober, war die Rheinische Republik in Aachen ausgerufen worden und in Koblenz etablierte sich eine „Vorläufige Regierung“.
 
Am 23. Oktober 1923 verkündete der örtliche Separistenführer Josef Natter um 6 Uhr morgens nach nächtlichen Kämpfen von der Rathaustreppe aus die Machtübernahme der '''Rheinischen Republik'''. Auf dem Rathaus wehte die rheinische grün-weiß-rote Fahne. Zwei Tage zuvor, am 21. Oktober, war die Rheinische Republik in Aachen ausgerufen worden und in Koblenz etablierte sich eine „Vorläufige Regierung“.


[[Datei:Rathaus Bad Honnef IMG 0111.jpg|thumb|Rathaus in Königswinter]]
[[Datei:Rathaus Bad Honnef IMG 0111.jpg|thumb|Rathaus in Königswinter]]
Die Ausrufung der „Rheinischen Republik“ führte in den folgenden Monaten zu heftigen Aktionen und Kämpfen auch im Raum [[Bonn]] und im [[Siebengebirge]], einschließlich der Besetzung von Rathäusern und öffentlichen Gebäuden in der französischen Besatzungszone. So besetzte etwa in [[Königswinter]] am 25. Oktober 1923 eine Gruppe von Separatisten das Rathaus der Stadt. Und auch in [[Bad Honnef]] wurde das Rathaus besetzt und am 14. November die Rheinische Republik ausgerufen. Rahmenbedingungen wie die wirtschaftliche Krise nach dem Ersten Weltkrieg mit hoher Inflation, Hunger und wachsender Arbeitslosigkeit spielten dabei ebenso eine Rolle wie die Interessen der Wirtschaft oder Eingriffe der französischen Besatzung.
Die Ausrufung der „Rheinischen Republik“ führte in den folgenden Monaten zu heftigen Aktionen und Kämpfen auch im Raum [[Bonn]] und im [[Siebengebirge]], einschließlich der Besetzung von Rathäusern und öffentlichen Gebäuden in der französischen Besatzungszone. So besetzte etwa in [[Königswinter]] am 25. Oktober 1923 eine Gruppe von Separatisten das Rathaus der Stadt. Und auch in [[Bad Honnef]] wurde das Rathaus eingenommen und am 14. November die Rheinische Republik ausgerufen. Rahmenbedingungen wie die wirtschaftliche Krise nach dem Ersten Weltkrieg mit hoher Inflation, Hunger und wachsender Arbeitslosigkeit spielten dabei ebenso eine Rolle wie die Interessen der Wirtschaft oder Eingriffe der französischen Besatzung.


Der Schriftsteller Kurt Tucholsky beschrieb einige Jahre später die Situation im Rheinland in einem Beitrag für „Die Weltbühne“:  
Der Schriftsteller Kurt Tucholsky beschrieb einige Jahre später die Situation im Rheinland in einem Beitrag für „Die Weltbühne“:  
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Fehlende Unterstützung und nicht zuletzt die mangelnde per­so­nelle und fi­nan­zi­elle Aus­stat­tung der Se­pa­ra­tis­ten führten dazu, dass diese nir­gend­wo die Ver­wal­tung dau­er­haft auf­recht er­hal­ten konnte. Hinzu kamen Rivalitäten zwischen den Akteuren, verwirrende Verordnungen und fehlende Richtlinien. Weder die Bevölkerung noch die etablierten Kräfte aus Wirtschaft und Politik waren auf Dauer für die Sache zu gewinnen. Auch in [[Bonn]] räumte am 2. Dezember 1923 die zum Schluss etwa 40-köpfige Ortsbesatzung der Separatistenbewegung schließlich das Rathaus und löste sich allmählich auf.
Fehlende Unterstützung und nicht zuletzt die mangelnde per­so­nelle und fi­nan­zi­elle Aus­stat­tung der Se­pa­ra­tis­ten führten dazu, dass diese nir­gend­wo die Ver­wal­tung dau­er­haft auf­recht er­hal­ten konnte. Hinzu kamen Rivalitäten zwischen den Akteuren, verwirrende Verordnungen und fehlende Richtlinien. Weder die Bevölkerung noch die etablierten Kräfte aus Wirtschaft und Politik waren auf Dauer für die Sache zu gewinnen. Auch in [[Bonn]] räumte am 2. Dezember 1923 die zum Schluss etwa 40-köpfige Ortsbesatzung der Separatistenbewegung schließlich das Rathaus und löste sich allmählich auf.
100 Jahre später fanden im November 2023 einige Veranstaltungen zur Niederschlagung des rheinischen Separatismus statt. In Aegidienberg gab es einen Festakt und eine neue Broschüre erschien, in der die Geschichte erneut beleuchtet wird: Gert Bellinghausen und Erich Tentler, „Der Abwehrkampf in Aegidienberg“, Broschüre des Bürgervereins 2023.
== Bonner Versammlungsorte ==
[[Bonn]] war in der Zeit nach dem Ersten Weltkrieg ein bevorzugter Ort für Veranstaltungen separatistischer Verbände und Parteien. Versammlungsorte  boten Säle wie die damalige Beethovenhalle nahe der Rheinbrücke oder der Dreikaisersaal in der Kölnstraße. Auch Wirtshäuser wie „Henderkott“ in der damaligen Martinstraße oder „Delforgé“ in [[Poppelsdorf]] waren bevorzugte Treffpunkte.


== Weblinks ==
== Weblinks ==
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* „Rathaus und Marktplatz Bonn als Ereignisort zum Separatisten-Putsch 1923”. In: KuLaDig, Kultur.Landschaft.Digital. URL: https://www.kuladig.de/Objektansicht/KLD-345683 (Abgerufen: 25. Oktober 2023)
* „Rathaus und Marktplatz Bonn als Ereignisort zum Separatisten-Putsch 1923”. In: KuLaDig, Kultur.Landschaft.Digital. URL: https://www.kuladig.de/Objektansicht/KLD-345683 (Abgerufen: 25. Oktober 2023)
* „Separatistendenkmal in Hövel”. In: KuLaDig, Kultur.Landschaft.Digital. URL: https://www.kuladig.de/Objektansicht/KLD-345677 (Abgerufen: 25. Oktober 2023)
* „Separatistendenkmal in Hövel”. In: KuLaDig, Kultur.Landschaft.Digital. URL: https://www.kuladig.de/Objektansicht/KLD-345677 (Abgerufen: 25. Oktober 2023)
* „Opfer der Separatistenkämpfe auf dem Friedhof Aegidienberg”. In: KuLaDig, Kultur.Landschaft.Digital. URL: https://www.kuladig.de/Objektansicht/KLD-345671 (Abgerufen: 30. Dezember 2023)




[[Kategorie: Geschichte]]
[[Kategorie: Geschichte]]
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