Beueler Industriegeschichte: Unterschied zwischen den Versionen

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In das Produktionsprogramm wurde Mitte der 1950er Jahre ein bewährtes Mittel für die Innenaufbereitung von Kesselspeisewasser neu aufgenommen. Dieses Mittel stellte einen großen Fortschritt dar und fand in besonderem Maße für die Lokomotiven der Bundesbahn, der Staats- und Privatbahnen verschiedener Länder, als auch in der Binnen- und Seeschifffahrt Verwendung.  
In das Produktionsprogramm wurde Mitte der 1950er Jahre ein bewährtes Mittel für die Innenaufbereitung von Kesselspeisewasser neu aufgenommen. Dieses Mittel stellte einen großen Fortschritt dar und fand in besonderem Maße für die Lokomotiven der Bundesbahn, der Staats- und Privatbahnen verschiedener Länder, als auch in der Binnen- und Seeschifffahrt Verwendung.  


1961 wurde die AG zur ''Dr. L. C. Marquart GmbH'', welche 1979 als 'Werk Marquart' in die ''Degussa AG'' überging (bis Ende 2006). Durch die Fabrikation von unter anderem Schwermetallen kam es zur industriellen Kontamination der Werke, was umfangreiche Abriss- und Sanierungsarbeiten zur Folge hatte. Heute ist das Werk Teil der ''Evonik Degussa AG'', die 2006 als Teilkonzern in dem börsennotierten Chemiekonzern ''Evonik Industries AG'' aufging. Der Standort Beuel beherbergt einen Spezialbetrieb zur Herstellung von Mattierungsmitteln für hochwertige Lacke. <ref>„Chemische Fabrik Dr. L. C. Marquart AG in Beuel”. In: KuLaDig, Kultur.Landschaft.Digital. URL: <nowiki>https://www.kuladig.de/Objektansicht/KLD-302351</nowiki> (Abgerufen: 23. Mai 2023)</ref>  
1961 wurde die AG zur ''Dr. L. C. Marquart GmbH'', welche 1979 als 'Werk Marquart' in die ''Degussa AG'' überging (bis Ende 2006). Durch die Fabrikation von unter anderem Schwermetallen kam es zur industriellen Kontamination der Werke, was umfangreiche Abriss- und Sanierungsarbeiten zur Folge hatte. Heute ist das Werk Teil der ''Evonik Degussa AG'', die 2006 als Teilkonzern in dem börsennotierten Chemiekonzern ''Evonik Industries AG'' aufging. Der Standort Beuel beherbergt einen Spezialbetrieb zur Herstellung von Mattierungsmitteln für hochwertige Lacke. <ref>„Chemische Fabrik Dr. L. C. Marquart AG in Beuel”. In: KuLaDig, Kultur.Landschaft.Digital. URL: https://www.kuladig.de/Objektansicht/KLD-302351 (Abgerufen: 23. Mai 2023)</ref>  


=== Rheinische Schmirgelwerke Wilhelm Jürges & Co. ===
=== Rheinische Schmirgelwerke Wilhelm Jürges & Co. ===
Es war eines der großen Industrieunternehmen an der Südstraße.<ref name=":1" /> Trotz schwerster Kriegsschäden hat das Unternehmen sich im Jahrzehnt des Wiederaufbaues  seine frühere Stellung in der Beueler Industriefamilie, sowie den guten Ruf ihrer weltbekannten Markenartikel unter den Namen „Nicco“ und „Herkules“ zurückerobern können. Die Produktion des „Nicco“-Herdputzes musste acht Jahre lang ruhen, konnte aber im Oktober 1948 wieder aufgenommen werden. „Evidur-elastische Wäschesteife“ und „Nicolo-Hartwachs“ sind Markenartikel, um die die chemische Fertigung erweitert wurde. Diese beiden Markenartikel konnten sich schnell durchsetzen. Eingang in die Möbel- und Sperrholzindustrie, in die Maschinen- und Automobilindustrie und in die Werften sicherten sich Schleifwerkzeuge in Bändern, Rollen und Scheiben.
Es war eines der großen Industrieunternehmen an der Südstraße.<ref name=":1" /> Trotz schwerster Kriegsschäden hat das Unternehmen sich im Jahrzehnt des Wiederaufbaues  seine frühere Stellung in der Beueler Industriefamilie, sowie den guten Ruf ihrer weltbekannten Markenartikel unter den Namen „Nicco“ und „Herkules“ zurückerobern können. Die Produktion des „Nicco“-Herdputzes musste acht Jahre lang ruhen, konnte aber im Oktober 1948 wieder aufgenommen werden. „Evidur-elastische Wäschesteife“ und „Nicolo-Hartwachs“ sind Markenartikel, um die die chemische Fertigung erweitert wurde. Diese beiden Markenartikel konnten sich schnell durchsetzen. Eingang in die Möbel- und Sperrholzindustrie, in die Maschinen- und Automobilindustrie und in die Werften sicherten sich Schleifwerkzeuge in Bändern, Rollen und Scheiben.


Das Herdputzmittel „Puzzi“ war in den 1950er Jahren genauso bekannt wie Persil. Jeder Haushalt mit einem Elektroherd kannte dieses Produkt oder benutzt es noch heute. „Mutti will nur Nicco“ - mit diesem Slogan erlangten die Rheinischen Schmirgel Werke Beuel einst Weltruhm. <ref name=":2">"Ein Blick auf die Geschichte der Schmirgelwerke in Beuel". Artikel im Bonner General-Anzeiger vom 17.08.2018. URL: <nowiki>https://ga.de/bonn/beuel/ein-blick-auf-die-geschichte-der-schmirgelwerke-in-beuel_aid-43865627</nowiki> (Abgerufen: 23.05.2023)</ref>
Das Herdputzmittel „Puzzi“ war in den 1950er Jahren genauso bekannt wie Persil. Jeder Haushalt mit einem Elektroherd kannte dieses Produkt oder benutzt es noch heute. „Mutti will nur Nicco“ - mit diesem Slogan erlangten die Rheinischen Schmirgel Werke Beuel einst Weltruhm. <ref name=":2">"Ein Blick auf die Geschichte der Schmirgelwerke in Beuel". Artikel im Bonner General-Anzeiger vom 17.08.2018. URL: https://ga.de/bonn/beuel/ein-blick-auf-die-geschichte-der-schmirgelwerke-in-beuel_aid-43865627 (Abgerufen: 23.05.2023)</ref>


Jedoch verblasste der wirtschaftliche Erfolg in den 1980er Jahren und die Produktion wurde eingestellt. „Puzzi“ gibt es auch heute noch. Doch das Werk in dem es einst erfunden wurde, gibt es schon lange nicht mehr. Es wurde, nachdem es zu 100 Prozent dem Flick-Konzern gehörte, aus dem Handelsregister der Stadt Bonn gelöscht. Mindestens zwei Firmen haben jedoch die Namens- und Markenrechte der Produkte von der Firma rheinischen Schmirgelwerke erworben.<ref name=":2" /><ref>'''Aus den Bonner Handelsregistereinträgen HRA83 und HRB1091:'''
Jedoch verblasste der wirtschaftliche Erfolg in den 1980er Jahren und die Produktion wurde eingestellt. „Puzzi“ gibt es auch heute noch. Doch das Werk in dem es einst erfunden wurde, gibt es schon lange nicht mehr. Es wurde, nachdem es zu 100 Prozent dem Flick-Konzern gehörte, aus dem Handelsregister der Stadt Bonn gelöscht. Mindestens zwei Firmen haben jedoch die Namens- und Markenrechte der Produkte von der Firma rheinischen Schmirgelwerke erworben.<ref name=":2" /><ref>'''Aus den Bonner Handelsregistereinträgen HRA83 und HRB1091:'''
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=== Guilleaume-Werk ===
=== Guilleaume-Werk ===
Das Werk ist aus der Bonner Steingutfabrik Franz Anton Mehlem hervorgegangen. Es hat seinen Sitz seit 1920 an der Gartenstraße. Es hat in dem vergangenen Jahrzehnt nach Kriegsende außerordentliche Leistungen vollbracht. Nach der Zerstörung beginnen die verbliebenen Arbeiter fast sofort mit dem Wiederaufbau der Produktionsstätte. Letztlich wird der Wiederaufbau aber mehrere Jahre dauern und kommt nach der Rückkehr der Kriegsgefangenen richtig in Schwung. Im Wesentlichen wird dabei das Layout der Fabrik beibehalten, aber dem Einsatz von modernen Produktionsmitteln wie Öfen und Pressen wird Rechnung getragen <ref name=":3">"Historie | Die ATLANTIC-Unternehmensgeschichte" URL: <nowiki>https://www.atlantic-schleifscheiben.de/unternehmen/unternehmen-atlantic/historie</nowiki> (Abgrufen: 29.05.2023)</ref>. Maßnahmen der Militärregierung erschwerten zu Beginn die Arbeit, weil das Permit für die Produktion von Schleifmitteln verweigert wurde. Überbrückt wurde diese Zeit mit der Herstellung anderer Erzeugnisse, vor allem von keramischem Niederspannungsporzellan. Das Werk konnte durch seine Qualitätserzeugnisse seinen Platz in der deutschen Schleifmittelindustrie auf auf den Absatzmärkten zurückgewinnen. <ref>Stadtverwaltung Beuel. Unsere Stadt Beuel : Zerstörung Und Wiederaufbau 1945-1955. Beuel: W. Knauth; 1956. Seite 195</ref>  
Das Werk ist aus der Bonner Steingutfabrik Franz Anton Mehlem hervorgegangen. Es hat seinen Sitz seit 1920 an der Gartenstraße. Es hat in dem vergangenen Jahrzehnt nach Kriegsende außerordentliche Leistungen vollbracht. Nach der Zerstörung beginnen die verbliebenen Arbeiter fast sofort mit dem Wiederaufbau der Produktionsstätte. Letztlich wird der Wiederaufbau aber mehrere Jahre dauern und kommt nach der Rückkehr der Kriegsgefangenen richtig in Schwung. Im Wesentlichen wird dabei das Layout der Fabrik beibehalten, aber dem Einsatz von modernen Produktionsmitteln wie Öfen und Pressen wird Rechnung getragen <ref name=":3">"Historie | Die ATLANTIC-Unternehmensgeschichte" URL: https://www.atlantic-schleifscheiben.de/unternehmen/unternehmen-atlantic/historie (Abgrufen: 29.05.2023)</ref>. Maßnahmen der Militärregierung erschwerten zu Beginn die Arbeit, weil das Permit für die Produktion von Schleifmitteln verweigert wurde. Überbrückt wurde diese Zeit mit der Herstellung anderer Erzeugnisse, vor allem von keramischem Niederspannungsporzellan. Das Werk konnte durch seine Qualitätserzeugnisse seinen Platz in der deutschen Schleifmittelindustrie auf auf den Absatzmärkten zurückgewinnen. <ref>Stadtverwaltung Beuel. Unsere Stadt Beuel : Zerstörung Und Wiederaufbau 1945-1955. Beuel: W. Knauth; 1956. Seite 195</ref>  


Das Unternehmen firmiert heute unter ATLANTIC GmbH und hat seinen Sitz immer noch in der Gartenstraße in Beuel.  
Das Unternehmen firmiert heute unter ATLANTIC GmbH und hat seinen Sitz immer noch in der Gartenstraße in Beuel.  
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Die Geschichte der Beueler awa reicht bis ins Jahr 1888 zurück. Damals übernahm August Wilhelm Andernach am heutigen Firmensitz an der Maarstraße eine Teerkocherei und gründete daraus die "Mittelrheinische Theerproducten- und Dachpappen-Fabriek A.W. Andernach".
Die Geschichte der Beueler awa reicht bis ins Jahr 1888 zurück. Damals übernahm August Wilhelm Andernach am heutigen Firmensitz an der Maarstraße eine Teerkocherei und gründete daraus die "Mittelrheinische Theerproducten- und Dachpappen-Fabriek A.W. Andernach".


Das Unternehmen machte sich mit seinen "Bonner Schindeln" einen Namen in der Branche. Zu seinen besten Zeiten, in den 1980er Jahren, beschäftigte das Unternehmen in Beuel mehr als 300 Mitarbeiter. Seitdem sank die Zahl der Stellen kontinuierlich. Ein Teil der Produktion wurde nach Polen ausgelagert.<ref>"Traditinsfirma schliesst zum Jahresende", URL: <nowiki>https://ga.de/news/wirtschaft/regional/beueler-traditionsfirma-awa-schliesst-zum-jahresende_aid-40358529</nowiki> (Abgerufen: 30.05.2023)</ref></blockquote>Die Firma wurde am 2.12018 aus dem Handelsregister (Eintrag HRA 1226, RG Bonn) gelöscht.
Das Unternehmen machte sich mit seinen "Bonner Schindeln" einen Namen in der Branche. Zu seinen besten Zeiten, in den 1980er Jahren, beschäftigte das Unternehmen in Beuel mehr als 300 Mitarbeiter. Seitdem sank die Zahl der Stellen kontinuierlich. Ein Teil der Produktion wurde nach Polen ausgelagert.<ref>"Traditinsfirma schliesst zum Jahresende", URL: https://ga.de/news/wirtschaft/regional/beueler-traditionsfirma-awa-schliesst-zum-jahresende_aid-40358529 (Abgerufen: 30.05.2023)</ref></blockquote>Die Firma wurde am 2.12018 aus dem Handelsregister (Eintrag HRA 1226, RG Bonn) gelöscht.


=== Rheinische Tapetenfabrik Schleu & Hoffmann G.m.b.H. ===
=== Rheinische Tapetenfabrik Schleu & Hoffmann G.m.b.H. ===
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Auf einem Teil des Werkgeländes entsteht die chemische Fabrik Dr. L. C. Marquart. Zwei Jahre nach Beginn des Wiederaufbaus arbeiten bereits wieder 130 Mann an 16 Druckmaschinen (tägliche Produktion von 25.000 Tapetenrollen). Im Aufschwung der 50er Jahre wird die Produktion gesteigert und es entstehen neue Werksflächen und Bürogebäude. 1957 wird das gegenüberliegende Gelände der Rheinischen Möbelfabrik erworben. Durch den Bau einer Brücke sind jetzt beide Gebäude miteinander verbunden. Der neu erworbene Teil beherbergt die Buchbinderei für die Musterbücher, das Papierlager und den gesamten Filmdruck.
Auf einem Teil des Werkgeländes entsteht die chemische Fabrik Dr. L. C. Marquart. Zwei Jahre nach Beginn des Wiederaufbaus arbeiten bereits wieder 130 Mann an 16 Druckmaschinen (tägliche Produktion von 25.000 Tapetenrollen). Im Aufschwung der 50er Jahre wird die Produktion gesteigert und es entstehen neue Werksflächen und Bürogebäude. 1957 wird das gegenüberliegende Gelände der Rheinischen Möbelfabrik erworben. Durch den Bau einer Brücke sind jetzt beide Gebäude miteinander verbunden. Der neu erworbene Teil beherbergt die Buchbinderei für die Musterbücher, das Papierlager und den gesamten Filmdruck.


Die 70er Jahre kündigen die bevorstehende Krise an, der Wohnungsbau läßt spürbar nach. Es wurde noch einmal modernisiert, aber zu Beginn der 80er Jahre geht das Unternehmen Konkurs<ref>Eintrag im HRB 303: Zeile 9: "Durch Beschluss des Amtsgerichts Bonn vom 1.2.1980 ist über das Vermögen der Gesellschaft das Anschlußkonkursverfahren eröffnet worden. Damit ist die Gesellschaft aufgelöst." Zeile 10: "Durch Beschluss des Amtsgerichts Bonn vom 30. April 1985 ist das Konkursverfahren über das Vermögen der Gesellschaft nach Abhalten des Schlußtermins aufgehoben". Zeile 13: Am 25. September 1986 wurde die Gesellschaft von Amts wegen aus dem Handelregister gelöscht.</ref>. Damit endet die Geschichte der Rheinischen Tapetenfabrik.<ref>"Fabrikgeschichte der Tapetenfabrik Bonn-Beuel", URL: <nowiki>https://www.tapetenfabrik.de/index.php?s=fg</nowiki> (Abgerufen: 25.05.2023)</ref>
Die 70er Jahre kündigen die bevorstehende Krise an, der Wohnungsbau läßt spürbar nach. Es wurde noch einmal modernisiert, aber zu Beginn der 80er Jahre geht das Unternehmen Konkurs<ref>Eintrag im HRB 303: Zeile 9: "Durch Beschluss des Amtsgerichts Bonn vom 1.2.1980 ist über das Vermögen der Gesellschaft das Anschlußkonkursverfahren eröffnet worden. Damit ist die Gesellschaft aufgelöst." Zeile 10: "Durch Beschluss des Amtsgerichts Bonn vom 30. April 1985 ist das Konkursverfahren über das Vermögen der Gesellschaft nach Abhalten des Schlußtermins aufgehoben". Zeile 13: Am 25. September 1986 wurde die Gesellschaft von Amts wegen aus dem Handelregister gelöscht.</ref>. Damit endet die Geschichte der Rheinischen Tapetenfabrik.<ref>"Fabrikgeschichte der Tapetenfabrik Bonn-Beuel", URL: https://www.tapetenfabrik.de/index.php?s=fg (Abgerufen: 25.05.2023)</ref>


Seit 1984 wird das Fabrikgelände in der Auguststraße als Kultur- und Gewerbepark genutzt. Teile der Anlage, dabei besonders die Fassaden, sind als eingetragenes Baudenkmal geschützt.
Seit 1984 wird das Fabrikgelände in der Auguststraße als Kultur- und Gewerbepark genutzt. Teile der Anlage, dabei besonders die Fassaden, sind als eingetragenes Baudenkmal geschützt.


=== Nährmittelwerk Kessler & Comp. (KESSCO) ===
=== Nährmittelwerk Kessler & Comp. (KESSCO) ===
Das Unternehmen hat 1955 sein goldenes Jubiläum feiern können. 1905 wagte Gustav Kessler sen. den Schritt in die Selbständigkeit und gründete in Hilden (Rheinland) die Firma Kessler & Comp. Nährmittelwerke. 1917 verlegte er den Firmensitz nach Beuel.<ref name=":4">"Die Unternehmensgeschichte ", URL: <nowiki>https://www.kessko.de/unternehmen/geschichte/</nowiki> (Abgerufen: 31.05.2023)</ref> Ein halbes Jahrundert hat das Kessko-Werk buchstäblich dem guten Geschmack gedient.  
Das Unternehmen hat 1955 sein goldenes Jubiläum feiern können. 1905 wagte Gustav Kessler sen. den Schritt in die Selbständigkeit und gründete in Hilden (Rheinland) die Firma Kessler & Comp. Nährmittelwerke. 1917 verlegte er den Firmensitz nach Beuel.<ref name=":4">"Die Unternehmensgeschichte ", URL: https://www.kessko.de/unternehmen/geschichte/ (Abgerufen: 31.05.2023)</ref> Ein halbes Jahrundert hat das Kessko-Werk buchstäblich dem guten Geschmack gedient.  


Aus dem tägliche Bedarf der unzähligen Konditoreien, Bäckereien und Süßwarenfabriken sind die Halbfabrikate Kuvertüren, Marzipan-, Perispan- und Makronenmassen, Mandel- und Nusspräparate, Nougat- und Glasurmassen nicht mehr wegzudenken.Auch die anderen Erzeugnisse haben in allen Teilen des Bundesgebietes einen festen und noch wachsenden Kundenstamm gefunden.  
Aus dem tägliche Bedarf der unzähligen Konditoreien, Bäckereien und Süßwarenfabriken sind die Halbfabrikate Kuvertüren, Marzipan-, Perispan- und Makronenmassen, Mandel- und Nusspräparate, Nougat- und Glasurmassen nicht mehr wegzudenken.Auch die anderen Erzeugnisse haben in allen Teilen des Bundesgebietes einen festen und noch wachsenden Kundenstamm gefunden.  
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Sie gehörte zu den Betrieben, die nach dem Krieg im Jahr 1954 in Beuel neu entstanden sind. Nach ihrer behelfsmäßigen Unterkunft an der Rheinstraße (heute Rheinaustraße) hat sie sich auf einem größeren Gelände an der Helenenstraße eine neuzeitliche Produktionsstätte errichtet.  
Sie gehörte zu den Betrieben, die nach dem Krieg im Jahr 1954 in Beuel neu entstanden sind. Nach ihrer behelfsmäßigen Unterkunft an der Rheinstraße (heute Rheinaustraße) hat sie sich auf einem größeren Gelände an der Helenenstraße eine neuzeitliche Produktionsstätte errichtet.  


Nach den Informationen aus dem Handelsregister (Amtsgericht Bonn HRA 1398) wurde das Unternehmen im Oktober 1991 aufgelöst.<ref>[[Datei:NW-Bonn HRA 1398+HD-20230601005814.pdf|mini|Handelregisterblatt HR A 1398; Kann über <nowiki>https://www.handelsregister.de/rp_web/erweitertesuche.xhtml</nowiki> von jedermann abgerufen werden ]]
Nach den Informationen aus dem Handelsregister (Amtsgericht Bonn HRA 1398) wurde das Unternehmen im Oktober 1991 aufgelöst.<ref>[[Datei:NW-Bonn HRA 1398+HD-20230601005814.pdf|mini|Handelregisterblatt HR A 1398; Kann über https://www.handelsregister.de/rp_web/erweitertesuche.xhtml von jedermann abgerufen werden ]]
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Seite 199</ref>
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Lambert Fell brachte seinen Betrieb zu großer Blüte, blieb aber immer ein sozial handelnder Helfer und Führer seiner Mitarbeiter. Er lebte und starb als erfolgreicher Fabrikant. <ref>"Totenzettelsammlung Rhein-Erft - Lambert Fell", URL: http://www.rhein-erft-geschichte.de/totenzettel/index.php?nummer=47999; (Abgerufen am 07.06.2023)</ref>
Lambert Fell brachte seinen Betrieb zu großer Blüte, blieb aber immer ein sozial handelnder Helfer und Führer seiner Mitarbeiter. Er lebte und starb als erfolgreicher Fabrikant. <ref>"Totenzettelsammlung Rhein-Erft - Lambert Fell", URL: http://www.rhein-erft-geschichte.de/totenzettel/index.php?nummer=47999 (Abgerufen am 07.06.2023)</ref>


=== Kratzenfabrik Joseph Plum in Pützchen ===
=== Kratzenfabrik Joseph Plum in Pützchen ===
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Das Werk, das mit der industriellen Auswertung von Kunststoffen wurde von Reinhold Hagen 1935 in Siegburg gegründet. Im Krieg wurde das Werk vollständig zerstört. Reinhold Hagen baute es am Standort Bechlinghoven, wo es bereits 1955/56 über die Stadtgrenzen hinausgewachsen ist,  neu auf. Mit über 400 Arbeitsplätzen werden Kautex-Vitrum-Schrumpfschlauch und Isolierhüllen, Flaschen, Flacons, Ampullen aus Polyethylen und weitere Kunststoffgegenstände, z. B. der beliebte Kunststoffeimer für Haushalt und Industrie, hergestellt.<ref>Stadtverwaltung Beuel. Unsere Stadt Beuel : Zerstörung Und Wiederaufbau 1945-1955. Beuel: W. Knauth; 1956. Seite 202</ref>
Das Werk, das mit der industriellen Auswertung von Kunststoffen wurde von Reinhold Hagen 1935 in Siegburg gegründet. Im Krieg wurde das Werk vollständig zerstört. Reinhold Hagen baute es am Standort Bechlinghoven, wo es bereits 1955/56 über die Stadtgrenzen hinausgewachsen ist,  neu auf. Mit über 400 Arbeitsplätzen werden Kautex-Vitrum-Schrumpfschlauch und Isolierhüllen, Flaschen, Flacons, Ampullen aus Polyethylen und weitere Kunststoffgegenstände, z. B. der beliebte Kunststoffeimer für Haushalt und Industrie, hergestellt.<ref>Stadtverwaltung Beuel. Unsere Stadt Beuel : Zerstörung Und Wiederaufbau 1945-1955. Beuel: W. Knauth; 1956. Seite 202</ref>


Die Mit­ar­bei­ter­zahl von Kautex stieg von 47 (1947) bis auf 1.400 (1966), die Fer­ti­gung konn­te mit der stei­gen­den Nach­fra­ge kaum Schritt hal­ten. Kautex-Wer­ke in Bonn-Holz­lar und Bonn-Du­is­dorf für die Hohl­kör­per­pro­duk­ti­on als auch den da­zu­ge­hö­ri­gen Ma­schi­nen­bau wur­den nach und nach aus­ge­baut. Die Ma­schi­nen für die Hohl­kör­per­pro­duk­ti­on wur­den bei Kautex-Ma­schi­nen­bau pro­du­ziert, die­ser Teil des Un­ter­neh­mens al­ler­dings 1976 an die Fir­ma Krupp ver­kauft. 1963 be­saß Ha­gens Un­ter­neh­men 120 Pa­ten­te im In- und Aus­land, wo­zu un­ter an­de­rem der 1963 erst­mals amt­lich zu­ge­las­se­ne Ben­zin­ka­nis­ter aus Kunst­stoff ge­hör­te. Auch Bat­te­rietanks aus Kunst­stoff, die sich ab 1968 auf­grund ih­rer Kor­ro­si­ons­be­stän­dig­keit flä­chen­de­ckend in deut­schen Haus­hal­ten durch­setz­ten, ge­hen auf Reinhold Ha­gen zu­rück. 1973 wur­de erst­mals se­ri­en­mä­ßig der VW Pas­sat mit ei­nem Kautex-Ben­zin­tank aus­ge­stat­tet. Da­mit be­gann ei­ne neue und für die Au­to­mo­bil­in­dus­trie weg­wei­sen­de Ent­wick­lung. Da­ne­ben wur­den auch tech­ni­sche Hohl­kör­per für elek­tri­sche Haus­halts­ge­rä­te ent­wi­ckelt und pro­du­ziert. <ref>Hillen, Barbara, Reinold Hagen, in: Internetportal Rheinische Geschichte, abgerufen unter: <nowiki>https://www.rheinische-geschichte.lvr.de/Persoenlichkeiten/reinold-hagen-/DE-2086/lido/57c825a5f34799.60202662</nowiki> (abgerufen am 22.05.2023)</ref>
Die Mit­ar­bei­ter­zahl von Kautex stieg von 47 (1947) bis auf 1.400 (1966), die Fer­ti­gung konn­te mit der stei­gen­den Nach­fra­ge kaum Schritt hal­ten. Kautex-Wer­ke in Bonn-Holz­lar und Bonn-Du­is­dorf für die Hohl­kör­per­pro­duk­ti­on als auch den da­zu­ge­hö­ri­gen Ma­schi­nen­bau wur­den nach und nach aus­ge­baut. Die Ma­schi­nen für die Hohl­kör­per­pro­duk­ti­on wur­den bei Kautex-Ma­schi­nen­bau pro­du­ziert, die­ser Teil des Un­ter­neh­mens al­ler­dings 1976 an die Fir­ma Krupp ver­kauft. 1963 be­saß Ha­gens Un­ter­neh­men 120 Pa­ten­te im In- und Aus­land, wo­zu un­ter an­de­rem der 1963 erst­mals amt­lich zu­ge­las­se­ne Ben­zin­ka­nis­ter aus Kunst­stoff ge­hör­te. Auch Bat­te­rietanks aus Kunst­stoff, die sich ab 1968 auf­grund ih­rer Kor­ro­si­ons­be­stän­dig­keit flä­chen­de­ckend in deut­schen Haus­hal­ten durch­setz­ten, ge­hen auf Reinhold Ha­gen zu­rück. 1973 wur­de erst­mals se­ri­en­mä­ßig der VW Pas­sat mit ei­nem Kautex-Ben­zin­tank aus­ge­stat­tet. Da­mit be­gann ei­ne neue und für die Au­to­mo­bil­in­dus­trie weg­wei­sen­de Ent­wick­lung. Da­ne­ben wur­den auch tech­ni­sche Hohl­kör­per für elek­tri­sche Haus­halts­ge­rä­te ent­wi­ckelt und pro­du­ziert. <ref>Hillen, Barbara, Reinold Hagen, in: Internetportal Rheinische Geschichte, abgerufen unter: https://www.rheinische-geschichte.lvr.de/Persoenlichkeiten/reinold-hagen-/DE-2086/lido/57c825a5f34799.60202662 (abgerufen am 22.05.2023)</ref>


Reinold Hagen engagierte sich, neben seinen Tätigkeiten für sein Unternehmen, auch für gemeinnützige Zwecke. So gründete er im Dezember 1988 die Reinold Hagen Stiftung. Reinold Hagen starb, noch vor Verleihung der Stiftungsurkunde, überraschend am 23. August 1990. Doch sein Werk wurde vollendet und bis heute weitergeführt.<ref>Interview von Jenny Gewehr, in: Ein Pionier und Wegbereiter: Reinold Hagen, der Gründer der Kautex-Werke (Teil 3), abgerufen unter: <nowiki>http://www.holzlar.de/portraits.htm</nowiki> (abgerufen am 22.05.2023)</ref>
Reinold Hagen engagierte sich, neben seinen Tätigkeiten für sein Unternehmen, auch für gemeinnützige Zwecke. So gründete er im Dezember 1988 die Reinold Hagen Stiftung. Reinold Hagen starb, noch vor Verleihung der Stiftungsurkunde, überraschend am 23. August 1990. Doch sein Werk wurde vollendet und bis heute weitergeführt.<ref>Interview von Jenny Gewehr, in: Ein Pionier und Wegbereiter: Reinold Hagen, der Gründer der Kautex-Werke (Teil 3), abgerufen unter: http://www.holzlar.de/portraits.htm (abgerufen am 22.05.2023)</ref>


=== Vaseline-Fabrik Rhenania E. Wasserfuhr Kom.Ges. ===
=== Vaseline-Fabrik Rhenania E. Wasserfuhr Kom.Ges. ===
Mit der Zeit Schritt gehalten hat auch die Vaseline-Fabrik, die sich seit 1885 mit der Raffinerie von Mineralölen beschäftigt. Sie war insbesondere mit der Herstellung von pharmazeutischen Vaselinen und Salbenpräparaten befasst. Nach dem Krieg dehnte man die Fertigung auf ein Mittel für die neuzeitliche Fußbodenpflege aus.<ref>Stadtverwaltung Beuel. Unsere Stadt Beuel : Zerstörung Und Wiederaufbau 1945-1955. Beuel: W. Knauth; 1956. Seite 203</ref>
Mit der Zeit Schritt gehalten hat auch die Vaseline-Fabrik, die sich seit 1885 mit der Raffinerie von Mineralölen beschäftigt. Sie war insbesondere mit der Herstellung von pharmazeutischen Vaselinen und Salbenpräparaten befasst. Nach dem Krieg dehnte man die Fertigung auf ein Mittel für die neuzeitliche Fußbodenpflege aus.<ref>Stadtverwaltung Beuel. Unsere Stadt Beuel : Zerstörung Und Wiederaufbau 1945-1955. Beuel: W. Knauth; 1956. Seite 203</ref>


Im Jahr 1998 wurde das Unternehmen von Caesar & Lorenz GmbH mit Sitz in Hilden übernommen. Heute arbeiten an beiden Standorten ca. 230 Mitarbeiter.<ref>"Unsere Historie" URL: <nowiki>https://www.caelo.de/210.html</nowiki> Abgerufen: 25.05.2023</ref>
Im Jahr 1998 wurde das Unternehmen von Caesar & Lorenz GmbH mit Sitz in Hilden übernommen. Heute arbeiten an beiden Standorten ca. 230 Mitarbeiter.<ref>"Unsere Historie" URL: https://www.caelo.de/210.html (Abgerufen: 25.05.2023)</ref>


=== Chemische Fabrik Novaktin-Gesellschaft m.b.H. ===
=== Chemische Fabrik Novaktin-Gesellschaft m.b.H. ===
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