Beueler Industriegeschichte: Unterschied zwischen den Versionen

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Portlandzement war bisher nur aus England zu beziehen. Dr. Hermann Bleibtreu, dem Sohn des wenige Jahre vor dem Zusammenschluss verstorbenen Bergmeisters, war es nach jahrelangen Versuchen gelungen diesen mit einheimischen Rohstoffen herzustellen. Er errichtete 1855 im Auftrag einer Aktiengesellschaft bei Stettin die erste deutsche Zementfabrik.  Dr. Hermann Bleibtreu kehrte ein Jahr später wieder an den Rhein zurück.<ref name=":7">Stadtverwaltung Beuel. Unsere Stadt Beuel : Zerstörung Und Wiederaufbau 1945-1955. Beuel: W. Knauth; 1956. Seite 191</ref>
Portlandzement war bisher nur aus England zu beziehen. Dr. Hermann Bleibtreu, dem Sohn des wenige Jahre vor dem Zusammenschluss verstorbenen Bergmeisters, war es nach jahrelangen Versuchen gelungen diesen mit einheimischen Rohstoffen herzustellen. Er errichtete 1855 im Auftrag einer Aktiengesellschaft bei Stettin die erste deutsche Zementfabrik.  Dr. Hermann Bleibtreu kehrte ein Jahr später wieder an den Rhein zurück.<ref name=":7">Stadtverwaltung Beuel. Unsere Stadt Beuel : Zerstörung Und Wiederaufbau 1945-1955. Beuel: W. Knauth; 1956. Seite 191</ref>


Der Verwaltungsrat des Bonner Bergwerks- und Hüttenverein hatte am 12.Juni 1856 beschlossen, die Geschäftszwecke des Vereins zu erweitern. Dr. Hermann Bleibtreu wurde als Generaldirektor der Gesellschaft mit dem Aufbau der Zementfabrik unmittelbar am Rhein bei Oberkassel beauftragt. Ausschlaggebend für die Wahl des Standortes Oberkassel war die Lage am Rhein mit seinen guten Transportmöglichkeiten, denn ihren Rohstoff erhielt die Zementfabrik aus Budenheim bei Mainz. Der Zement wurde in sechs Schachtöfen gebrannt.<ref>Willi Hey - 150 Jahre Bonner Portland-Zementwerk Oberkassel; URL: https://www.heimatverein-oberkassel.de/themen/150-jahre-bonner-portland-zementwerk-oberkassel/; Abgerufen 18.05.2023</ref>
Der Verwaltungsrat des Bonner Bergwerks- und Hüttenverein hatte am 12.Juni 1856 beschlossen, die Geschäftszwecke des Vereins zu erweitern. Dr. Hermann Bleibtreu wurde als Generaldirektor der Gesellschaft mit dem Aufbau der Zementfabrik unmittelbar am Rhein bei Oberkassel beauftragt. Ausschlaggebend für die Wahl des Standortes Oberkassel war die Lage am Rhein mit seinen guten Transportmöglichkeiten, denn ihren Rohstoff erhielt die Zementfabrik aus Budenheim bei Mainz. Der Zement wurde in sechs Schachtöfen gebrannt.<ref>Willi Hey - 150 Jahre Bonner Portland-Zementwerk Oberkassel; URL: https://www.heimatverein-oberkassel.de/themen/150-jahre-bonner-portland-zementwerk-oberkassel/; (Abgerufen 18.05.2023)</ref>


Hermann  Bleibtreu gab 1871 die Geschäftsleitung des Ze­mentwerks ab. Er widmete sich bis zu seinem Tod 1881 dem linksrheinischen Braunkohlebergbau,  dem er mit seinem Engagement für die Brikettfabrikation wichtige Impulse gab.<ref name=":0">Walter Buschmann - Bonner Zementfabrik; URL: https://www.rheinische-industriekultur.de/objekte/Bonn/zementwerk/zementfabrik.html; Abgerufen: 18.05.2023</ref>
Hermann  Bleibtreu gab 1871 die Geschäftsleitung des Ze­mentwerks ab. Er widmete sich bis zu seinem Tod 1881 dem linksrheinischen Braunkohlebergbau,  dem er mit seinem Engagement für die Brikettfabrikation wichtige Impulse gab.<ref name=":0">Walter Buschmann - Bonner Zementfabrik; URL: https://www.rheinische-industriekultur.de/objekte/Bonn/zementwerk/zementfabrik.html; (Abgerufen: 18.05.2023)</ref>


Seitdem sind mehr als hundert Jahre vergangen. Bergbau und Alaunfabrikation fielen dem Fortschritt zum Opfer. Geblieben ist 1956 allein das Zementwerk, das mit seinen Bauten und Betriebsanlagen ein Bild wirtschaftlicher Kraft im Beueler Raum bot. Innere und äußere Krisen seiner langen Geschichte konnte es dank seiner günstigen Absatzlage überwinden. Auch den letzten Weltkrieg hat das Werk ohne größere Schäden an Maschinen und Gebäuden überstanden. Nach 1945 gegen Besatzungsmacht, Inflation und Mangel auf allen Gebieten zu kämpfen und die durch den Krieg angerichteten Schäden zu beseitigen, war viel schwerer. Im Juli 1946 gelang es schließlich, in eingeschränktem Maße die Produktion wieder aufzunehmen. Betriebsmittel und Reparaturmaterial war gegen Geld nicht zu beschaffen. Nachdem die Währungsreform 1948 die Geldverhältnisse stabilisierte und die Fesseln der Zwangswirtschaft fielen, konnte das Werk in planvoller Arbeit aus seinen erforderlichen Leistungsstand gebracht werden. Neben dem umfangreichen Reparaturprogramm wurden Neuanlagen zur harmonischen Abstimmung der einzelnen Erzeugnisstufen geschaffen.<ref name=":7" />  
Seitdem sind mehr als hundert Jahre vergangen. Bergbau und Alaunfabrikation fielen dem Fortschritt zum Opfer. Geblieben ist 1956 allein das Zementwerk, das mit seinen Bauten und Betriebsanlagen ein Bild wirtschaftlicher Kraft im Beueler Raum bot. Innere und äußere Krisen seiner langen Geschichte konnte es dank seiner günstigen Absatzlage überwinden. Auch den letzten Weltkrieg hat das Werk ohne größere Schäden an Maschinen und Gebäuden überstanden. Nach 1945 gegen Besatzungsmacht, Inflation und Mangel auf allen Gebieten zu kämpfen und die durch den Krieg angerichteten Schäden zu beseitigen, war viel schwerer. Im Juli 1946 gelang es schließlich, in eingeschränktem Maße die Produktion wieder aufzunehmen. Betriebsmittel und Reparaturmaterial war gegen Geld nicht zu beschaffen. Nachdem die Währungsreform 1948 die Geldverhältnisse stabilisierte und die Fesseln der Zwangswirtschaft fielen, konnte das Werk in planvoller Arbeit aus seinen erforderlichen Leistungsstand gebracht werden. Neben dem umfangreichen Reparaturprogramm wurden Neuanlagen zur harmonischen Abstimmung der einzelnen Erzeugnisstufen geschaffen.<ref name=":7" />  
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Dyckerhoff hatte bereits 1927/28 Aktien der Bonner Zementfabrik erworben. Mit  einer Sperrminorität von 25 % kam es 1985 zur voll­ständigen Übernahme. Die  Bonner Zementfabrik war nun nur noch ein Zweigwerk von Dyckerhoff und stellte bereits 1986  die Produktion ein.  Der Betrieb wurde ein Jahr später vollends geschlossen.<ref name=":0" />
Dyckerhoff hatte bereits 1927/28 Aktien der Bonner Zementfabrik erworben. Mit  einer Sperrminorität von 25 % kam es 1985 zur voll­ständigen Übernahme. Die  Bonner Zementfabrik war nun nur noch ein Zweigwerk von Dyckerhoff und stellte bereits 1986  die Produktion ein.  Der Betrieb wurde ein Jahr später vollends geschlossen.<ref name=":0" />


Heute sind von dem ehemaligen Zementwerk nur noch der Wasserturm und die Rohmühle als Baudenkmäler erhalten. Die Rohmühle beherbergt heute einen Gastronomiebetrieb.
Heute sind von dem ehemaligen Zementwerk nur noch der Wasserturm und die Rohmühle als Baudenkmäler erhalten. Die Rohmühle beherbergt heute einen Gastronomiebetrieb.


=== Vereinigte Jutespinnereien und Webereien A. G. ===
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