Beueler Industriegeschichte: Unterschied zwischen den Versionen

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Dieser Wiki-Artikel basiert auf dem Kapitel "Die Beueler Industrie im Jahrzehnt des Wiederaufbaues", das im Buch "Unsere Stadt Beuel - Zerstörung und Wiederaufbau 1945 - 1955" auf den Seiten 186ff abgedruckt ist. Informationen über diese Unternehmen, vor allem über die Zeit nach 1955, die aus anderen Quellen stammen, sind entsprechend gekennzeichnet. Soweit ich aus Daten der Handelsregistereintragungen etwas über die Zukunft der Unternehmen nach 1955 feststellen kann, wird dies auch berücksichtigt.   
Dieser Wiki-Artikel basiert auf dem Kapitel "Die Beueler Industrie im Jahrzehnt des Wiederaufbaues", das im Buch "Unsere Stadt Beuel - Zerstörung und Wiederaufbau 1945 - 1955" auf den Seiten 186ff abgedruckt ist. Informationen über diese Unternehmen, vor allem über die Zeit nach 1955, die aus anderen Quellen stammen, sind entsprechend gekennzeichnet. Soweit ich aus Daten der Handelsregistereintragungen etwas über die Zukunft der Unternehmen nach 1955 feststellen kann, wird dies auch berücksichtigt.   


== Das Jahrzehnt des Wiederaufbaues (1945 - 1955) ==
==Das Jahrzehnt des Wiederaufbaues (1945 - 1955)==
März 1945: Von Oberkassel vorstoßend, erreichen die Truppen der 78. amerikanischen Infanteriedivision das Zentrum von Beuel. An diesem Tag ging in hier der grauenhafte Krieg zu Ende. Gegen vier Uhr am Nachmittag erreichten die Amerikaner die Einfahrt der Germania-Brotfabrik in der Kreuzstraße. Mit der MP im Anschlag durchsuchten sie die Gebäude nach Waffen und deutschen Soldaten. Was sie fanden, waren einige Männer, Deutsche und Fremdarbeiter, die der Kriegseinsatz hierher verschlagen hatte.Unter den großen Backöfen brannte noch das Feuer. Eine Rauchfahne, die einzige und letzte weit und breit, stieg aus dem Schornstein hervor. Die hohen Schlote schauten, drüben hinter der Eisenbahn, stumm und reglos auf die zerstörten Häuser und Hallen herab. Der Krieg hatte von den einstigen Stätten der Arbeit fensterlose Ruinen und Berge von Trümmern zurückgelassen. Selbst die Straßen in der schwer zerstörten  Stadt waren von Bomben zerfetzt und mit Geröll übersät. Um den amerikanischen Jeeps den Weg zu bahnen, wurden schwere Räumbagger eingesetzt. Ein einziges deutsches Fahrzeug rollte noch durch die Stadt. Es war ein Pferdewagen, der mit Kannen beladen war. Mit den Kannen wurde das Wasser aus Brunnen heran geschafft und  versorgte so die in Bunkern, Kellern und Erdlöchern hausenden Menschen. Da gab es aber auch noch einen Handwagen. Mit ihm beförderte ein Franzose das Brot aus der Brotfabrik ins Krankenhaus.  
März 1945: Von Oberkassel vorstoßend, erreichen die Truppen der 78. amerikanischen Infanteriedivision das Zentrum von Beuel. An diesem Tag ging in hier der grauenhafte Krieg zu Ende. Gegen vier Uhr am Nachmittag erreichten die Amerikaner die Einfahrt der Germania-Brotfabrik in der Kreuzstraße. Mit der MP im Anschlag durchsuchten sie die Gebäude nach Waffen und deutschen Soldaten. Was sie fanden, waren einige Männer, Deutsche und Fremdarbeiter, die der Kriegseinsatz hierher verschlagen hatte.Unter den großen Backöfen brannte noch das Feuer. Eine Rauchfahne, die einzige und letzte weit und breit, stieg aus dem Schornstein hervor. Die hohen Schlote schauten, drüben hinter der Eisenbahn, stumm und reglos auf die zerstörten Häuser und Hallen herab. Der Krieg hatte von den einstigen Stätten der Arbeit fensterlose Ruinen und Berge von Trümmern zurückgelassen. Selbst die Straßen in der schwer zerstörten  Stadt waren von Bomben zerfetzt und mit Geröll übersät. Um den amerikanischen Jeeps den Weg zu bahnen, wurden schwere Räumbagger eingesetzt. Ein einziges deutsches Fahrzeug rollte noch durch die Stadt. Es war ein Pferdewagen, der mit Kannen beladen war. Mit den Kannen wurde das Wasser aus Brunnen heran geschafft und  versorgte so die in Bunkern, Kellern und Erdlöchern hausenden Menschen. Da gab es aber auch noch einen Handwagen. Mit ihm beförderte ein Franzose das Brot aus der Brotfabrik ins Krankenhaus.  


Beuel war von allen Zufahrten abgeschnitten und die Menschen lebten ohne Hoffnung dem Morgen entgegen. Um den quälenden Hunger zu stillen, reichten die winzigen Rationen nicht aus. Die 160 Sack Wehrmachtsmehl, die in der Brotfabrik zurückgeblieben waren und die Dauerwurstvorräte, die durch die Gauleitung der NSDAP-Westfalen im Nährmittelwerk Kessler & Comp.  eingelagert waren, waren bald aufgezehrt. Jeder Winkel im Garten oder Vorgarten wurde urbar gemacht und bepflanzt, Selbstversorgung stand an erster Stelle. Die Schornsteine begann langsam wieder zu rauchen. Aus den Trümmern wurde das Brennholz herausgesucht oder auf Ennert und Finkenberg geschlagen.<ref name=":5">Stadtverwaltung Beuel. ''Unsere Stadt Beuel: Zerstörung und Wiederaufbau 1945 - 1955''. Beuel: W. Knauth; 1956. Seite 186 - 187</ref>   
Beuel war von allen Zufahrten abgeschnitten und die Menschen lebten ohne Hoffnung dem Morgen entgegen. Um den quälenden Hunger zu stillen, reichten die winzigen Rationen nicht aus. Die 160 Sack Wehrmachtsmehl, die in der Brotfabrik zurückgeblieben waren und die Dauerwurstvorräte, die durch die Gauleitung der NSDAP-Westfalen im Nährmittelwerk Kessler & Comp.  eingelagert waren, waren bald aufgezehrt. Jeder Winkel im Garten oder Vorgarten wurde urbar gemacht und bepflanzt, Selbstversorgung stand an erster Stelle. Die Schornsteine begann langsam wieder zu rauchen. Aus den Trümmern wurde das Brennholz herausgesucht oder auf Ennert und Finkenberg geschlagen.<ref name=":5">Stadtverwaltung Beuel. ''Unsere Stadt Beuel: Zerstörung und Wiederaufbau 1945 - 1955''. Beuel: W. Knauth; 1956. Seite 186 - 187</ref>   


=== In den Trümmern ===
===In den Trümmern===
Es hat lange gedauert, bis in den Trümmern der früheren Industriebetriebe wieder neues Leben einzog. Eine Handvoll Männer, die Unternehmer selbst mit ihren verbliebenen Mitarbeitern, begannen Steine und Schutt wegzuräumen. Es war eine fast sinnlose Arbeit, denn es fehlte überall am Notwendigsten. Der Verkehr war vollkommen lahmgelegt. Erst im Juni 45 fuhr erstmals wieder ein Zug zwischen Menden und Honnef. Die Besatzer hatten bestimmte Ausgehzeiten festgelegt. Und nur zu diesen durfte die Bevölkerung ihre Wohnung verlassen. Die Bauern in den Landorten mussten sich mit den Banden von Räubern und Marodierenden, die aus den freigelassenen Fremdlagern entstanden, erwehren. Das Kessko-Werk gab alles, was es noch an Nährmitteln, Fetten und Halbfabrikaten in Besitz hatte. Die von der Militärregierung eingesetzte Verwaltung war bemüht, Kartoffeln und Brennmaterialien heranzuschaffen. Die Reichsmark war nichts mehr wert. Wer Kleidungstücke, Hausgeräte, Wäsche, Geschirr, Schuhe oder Schmuck vor Bomben, Dieben und Plünderern retten konnte, brachte es aufs Land und tauschte gegen Butter und Speck. Die Währung des Schwarzen Marktes waren amerikanische Zigaretten. Eine "Camel" kostete fünf Reichsmark. Wer nicht kompensieren konnte, litt Hunger.<ref name=":6">Stadtverwaltung Beuel. ''Unsere Stadt Beuel: Zerstörung und Wiederaufbau 1945 - 1955''. Beuel: W. Knauth; 1956. Seite 188</ref>  
Es hat lange gedauert, bis in den Trümmern der früheren Industriebetriebe wieder neues Leben einzog. Eine Handvoll Männer, die Unternehmer selbst mit ihren verbliebenen Mitarbeitern, begannen Steine und Schutt wegzuräumen. Es war eine fast sinnlose Arbeit, denn es fehlte überall am Notwendigsten. Der Verkehr war vollkommen lahmgelegt. Erst im Juni 45 fuhr erstmals wieder ein Zug zwischen Menden und Honnef. Die Besatzer hatten bestimmte Ausgehzeiten festgelegt. Und nur zu diesen durfte die Bevölkerung ihre Wohnung verlassen. Die Bauern in den Landorten mussten sich mit den Banden von Räubern und Marodierenden, die aus den freigelassenen Fremdlagern entstanden, erwehren. Das Kessko-Werk gab alles, was es noch an Nährmitteln, Fetten und Halbfabrikaten in Besitz hatte. Die von der Militärregierung eingesetzte Verwaltung war bemüht, Kartoffeln und Brennmaterialien heranzuschaffen. Die Reichsmark war nichts mehr wert. Wer Kleidungstücke, Hausgeräte, Wäsche, Geschirr, Schuhe oder Schmuck vor Bomben, Dieben und Plünderern retten konnte, brachte es aufs Land und tauschte gegen Butter und Speck. Die Währung des Schwarzen Marktes waren amerikanische Zigaretten. Eine "Camel" kostete fünf Reichsmark. Wer nicht kompensieren konnte, litt Hunger.<ref name=":6">Stadtverwaltung Beuel. ''Unsere Stadt Beuel: Zerstörung und Wiederaufbau 1945 - 1955''. Beuel: W. Knauth; 1956. Seite 188</ref>  


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Was in den Wochen und Monaten nach Kriegsende die Beueler Betriebe leisteten, können nur die, die damals das schwere und opferreiche Ringen selbst miterlebt haben, ganz ermessen. Mühe und Sorge der zeit nach Kriegsende sind fast vergessen. Vor der Leistung zehn Jahre nach der Katastrophe stand ein hohes Maß an harter Arbeit, sowie ein zähes Ringen um neue Formen, Produktionsmethoden und  Absatzmärkte.<ref>Stadtverwaltung Beuel. ''Unsere Stadt Beuel: Zerstörung und Wiederaufbau 1945 - 1955''. Beuel: W. Knauth; 1956. Seite 190</ref>
Was in den Wochen und Monaten nach Kriegsende die Beueler Betriebe leisteten, können nur die, die damals das schwere und opferreiche Ringen selbst miterlebt haben, ganz ermessen. Mühe und Sorge der zeit nach Kriegsende sind fast vergessen. Vor der Leistung zehn Jahre nach der Katastrophe stand ein hohes Maß an harter Arbeit, sowie ein zähes Ringen um neue Formen, Produktionsmethoden und  Absatzmärkte.<ref>Stadtverwaltung Beuel. ''Unsere Stadt Beuel: Zerstörung und Wiederaufbau 1945 - 1955''. Beuel: W. Knauth; 1956. Seite 190</ref>


== In Beuel beheimate Industriebetriebe ==
==In Beuel beheimate Industriebetriebe==
In allen Werken der Beueler Industrie konnte man den Rhythmus der neuen Zeit spüren. Gläubig und froh schauten die Menschen wieder in die Zukunft. Freude am Schaffen, Gestalten und Vollenden wurde wieder zur Quelle der Lebenskraft. Wie oft in den letzten Jahren empfanden die Schaffenden diese Freude, wenn sie in neue Werkshallen und Büros einziehen konnten, oder neue maschinelle Anlagen in Betrieb nehmen durften. Im Rahmen eines kurzen Überblicks kann die Entwicklung der Beueler Industrie während des Jahrzehnts des Wiederaufbaus nur in großen Zügen beschrieben werden. Auf den technischen Fortschritt  in den einzelnen und sehr verschiedenartigen Produktionsstätten einzugehen fehlt der Raum. Gerade dieser technische Fortschritt ist bzw. war mitbestimmend, wenn nicht sogar ausschlaggebend, für den Erfolg gewesen. <ref>Stadtverwaltung Beuel. ''Unsere Stadt Beuel: Zerstörung und Wiederaufbau 1945 - 1955''. Beuel: W. Knauth; 1956. Seite 202</ref>
In allen Werken der Beueler Industrie konnte man den Rhythmus der neuen Zeit spüren. Gläubig und froh schauten die Menschen wieder in die Zukunft. Freude am Schaffen, Gestalten und Vollenden wurde wieder zur Quelle der Lebenskraft. Wie oft in den letzten Jahren empfanden die Schaffenden diese Freude, wenn sie in neue Werkshallen und Büros einziehen konnten, oder neue maschinelle Anlagen in Betrieb nehmen durften. Im Rahmen eines kurzen Überblicks kann die Entwicklung der Beueler Industrie während des Jahrzehnts des Wiederaufbaus nur in großen Zügen beschrieben werden. Auf den technischen Fortschritt  in den einzelnen und sehr verschiedenartigen Produktionsstätten einzugehen fehlt der Raum. Gerade dieser technische Fortschritt ist bzw. war mitbestimmend, wenn nicht sogar ausschlaggebend, für den Erfolg gewesen. <ref>Stadtverwaltung Beuel. ''Unsere Stadt Beuel: Zerstörung und Wiederaufbau 1945 - 1955''. Beuel: W. Knauth; 1956. Seite 202</ref>


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Soweit das weitere Schicksal der beschriebenen Unternehmen bekannt ist, bzw. über Internetrecherche und Eintragungen im Bonner Handelsregister zu erfahren sind, werden diese Informationen natürlich mit berücksichtigt.
Soweit das weitere Schicksal der beschriebenen Unternehmen bekannt ist, bzw. über Internetrecherche und Eintragungen im Bonner Handelsregister zu erfahren sind, werden diese Informationen natürlich mit berücksichtigt.
=== Bonner Portland Zementwerk Aktiengesellschaft ===
===Bonner Portland Zementwerk Aktiengesellschaft===
Sie ist das älteste Werk der Beueler Industrie und liegt bei Oberkassel.  Sie wird seit 1939 unter diesem Namen geführt. Schon 1806 hatte der Bergmeister Leopold Bleibtreu auf der Hardt bei Pützchen eine Alaunhütte errichtet. Daraus ging 1953 durch Zusammenschluss mit einer benachbarten Alaunhütte der "Bonner Bergwerks- und Hüttenverein" als Aktiengesellschaft hervor.   
Sie ist das älteste Werk der Beueler Industrie und liegt bei Oberkassel.  Sie wird seit 1939 unter diesem Namen geführt. Schon 1806 hatte der Bergmeister Leopold Bleibtreu auf der Hardt bei Pützchen eine Alaunhütte errichtet. Daraus ging 1953 durch Zusammenschluss mit einer benachbarten Alaunhütte der "Bonner Bergwerks- und Hüttenverein" als Aktiengesellschaft hervor.   


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Heute sind von dem ehemaligen Zementwerk nur noch der Wasserturm und die Rohmühle als Baudenkmäler erhalten. Die Rohmühle beherbergt heute einen Gastronomiebetrieb.
Heute sind von dem ehemaligen Zementwerk nur noch der Wasserturm und die Rohmühle als Baudenkmäler erhalten. Die Rohmühle beherbergt heute einen Gastronomiebetrieb.


=== Vereinigte Jutespinnereien und Webereien A. G. ===
===Vereinigte Jutespinnereien und Webereien A. G.===
Sie ist das zweitälteste und belegschaftsstärkste Industrieunternehmen im Beueler Raum. Gegründet 1868 war es die erste Fabrik in Deutschland, die die Jute von der Rohfaser bis zum fertigen Gewebe verarbeitet. Seit Jahrzehnten bildet es den Mittelpunkt des Stadtteils Beuel-Ost.  Zeitweise beschäftigte es über 1000 Arbeiter und ANgestellte. Viele der Nachkommen jener Familien, die um die Jahrhundertwende in südosteuropäischen Ländern angeworben wurden, gehören heute (1955/56) noch zum Stamm der Betriebsgemeinschaft. 1955, ein Jahrzehnt nach der fast vollständigen Vernichtung, gehört das neu erstandene, mit modernsten technischen Anlagen ausgestattete, Werk zu den größten und leistungsfähigsten der Juteindustrie. Das Werk produziert auch Feingarne für die Teppichherstellung, Grobgarne für die Kabelindustrie und andere zahlreiche Verbraucherkreise. Mehrere Millionen Jutesäcke verlassen jährlich die Produktion. Die Kunstlederherstellung wurde als jüngstes Erzeugnis in das Produktionsprogramm aufgenommen. Dazu wurde eine besondere Abteilung mit neuzeitlichen Spezialmaschinen dem Werk angegliedert.<ref>Stadtverwaltung Beuel. ''Unsere Stadt Beuel: Zerstörung und Wiederaufbau 1945 - 1955''. Beuel: W. Knauth; 1956. Seite 193</ref>  
Sie ist das zweitälteste und belegschaftsstärkste Industrieunternehmen im Beueler Raum. Gegründet 1868 war es die erste Fabrik in Deutschland, die die Jute von der Rohfaser bis zum fertigen Gewebe verarbeitet. Seit Jahrzehnten bildet es den Mittelpunkt des Stadtteils Beuel-Ost.  Zeitweise beschäftigte es über 1000 Arbeiter und ANgestellte. Viele der Nachkommen jener Familien, die um die Jahrhundertwende in südosteuropäischen Ländern angeworben wurden, gehören heute (1955/56) noch zum Stamm der Betriebsgemeinschaft. 1955, ein Jahrzehnt nach der fast vollständigen Vernichtung, gehört das neu erstandene, mit modernsten technischen Anlagen ausgestattete, Werk zu den größten und leistungsfähigsten der Juteindustrie. Das Werk produziert auch Feingarne für die Teppichherstellung, Grobgarne für die Kabelindustrie und andere zahlreiche Verbraucherkreise. Mehrere Millionen Jutesäcke verlassen jährlich die Produktion. Die Kunstlederherstellung wurde als jüngstes Erzeugnis in das Produktionsprogramm aufgenommen. Dazu wurde eine besondere Abteilung mit neuzeitlichen Spezialmaschinen dem Werk angegliedert.<ref>Stadtverwaltung Beuel. ''Unsere Stadt Beuel: Zerstörung und Wiederaufbau 1945 - 1955''. Beuel: W. Knauth; 1956. Seite 193</ref>  


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Im Jahre 2021 ließ die Stadt Bonn den Fabrikschornstein der denkmalgeschützten Jutespinnerei auf dem Schauspiel-Gelände an der Siegburger Straße sanieren. Die Verbesserung der Statik und Erneuerung des Mauerwerks kosten eine Million Euro. Der Fabrikschlot musste bereits 2018 mit Schutznetzen umhüllt werden, weil die Gefahr bestand, dass Steine oder andere Teile herabfallen.<ref>„Bonn-Beuel - Fabrikschlot der Jutespinnerei ist komplett eingerüstet”. Artikel im Bonner General-Anzeiger vom 15.08.2021. URL: https://ga.de/bonn/beuel/bonn-beuel-fabrikschlot-der-jutespinnerei-ist-komplett-eingeruestet_aid-61860395 (Abgerufen: 22.05.2023)</ref>
Im Jahre 2021 ließ die Stadt Bonn den Fabrikschornstein der denkmalgeschützten Jutespinnerei auf dem Schauspiel-Gelände an der Siegburger Straße sanieren. Die Verbesserung der Statik und Erneuerung des Mauerwerks kosten eine Million Euro. Der Fabrikschlot musste bereits 2018 mit Schutznetzen umhüllt werden, weil die Gefahr bestand, dass Steine oder andere Teile herabfallen.<ref>„Bonn-Beuel - Fabrikschlot der Jutespinnerei ist komplett eingerüstet”. Artikel im Bonner General-Anzeiger vom 15.08.2021. URL: https://ga.de/bonn/beuel/bonn-beuel-fabrikschlot-der-jutespinnerei-ist-komplett-eingeruestet_aid-61860395 (Abgerufen: 22.05.2023)</ref>


=== Chemische Fabrik Dr. L C. Marquart A. G. ===
===Chemische Fabrik Dr. L C. Marquart A. G.===
Die chemische Fabrik hat seit 1892 ihren Standort auf dem weiten Gelände zwischen der Siegburger- und der Auguststraße. Vom Apotheker erster Klasse Dr. Ludwig Clamor Marquart schon 1846 in Bonn gegründet, um in industrieller Fertigung Reagenzen und Feinchemikalien für die Pharmazie zu erzeugen. Das Werk hat mit dem gewaltigen Fortschritt und Aufschwung der Chemie Schritt halten können. Zur chemischen und metallurgischen Verarbeitung Mineralien, metallhaltigen Rückständen und Zwischenerzeugnissen ist es 1955 mit modernen Anlagen und maschinellen Einrichtungen ausgestattet. Sein Produktionsprogramm besteht aus der Herstellung von Arsen-, Barium-, Blei-, Cadmium-, Kobalt-, Kupfer-, Lithium-, Molybdän-, Nickel-, Selen-, Strontium-, Thallium-, Wismut-, und Zinksalzen für die chemische und galvanische Industrie, für die Glas- und keramische Industrie, für die Gummi- und Farbenherstellung, für die Textilindustrie sowie für die Kunststoffverarbeitung. In das Produktionsprogramm wurde Mitte der 1950er Jahre ein bewährtes Mittel für die Innenaufbereitung von Kesselspeisewasser neu aufgenommen. Dieses Mittel stellte einen großen Fortschritt dar und fand in besonderem Maße für die Lokomotiven der Bundesbahn, der Staats- und Privatbahnen verschiedener Länder, als auch in der Binnen- und Seeschifffahrt Verwendung.<ref>Stadtverwaltung Beuel. ''Unsere Stadt Beuel: Zerstörung und Wiederaufbau 1945 - 1955''. Beuel: W. Knauth; 1956. Seite 193 - 194</ref>  
Die chemische Fabrik hat seit 1892 ihren Standort auf dem weiten Gelände zwischen der Siegburger- und der Auguststraße. Vom Apotheker erster Klasse Dr. Ludwig Clamor Marquart schon 1846 in Bonn gegründet, um in industrieller Fertigung Reagenzen und Feinchemikalien für die Pharmazie zu erzeugen. Das Werk hat mit dem gewaltigen Fortschritt und Aufschwung der Chemie Schritt halten können. Zur chemischen und metallurgischen Verarbeitung Mineralien, metallhaltigen Rückständen und Zwischenerzeugnissen ist es 1955 mit modernen Anlagen und maschinellen Einrichtungen ausgestattet. Sein Produktionsprogramm besteht aus der Herstellung von Arsen-, Barium-, Blei-, Cadmium-, Kobalt-, Kupfer-, Lithium-, Molybdän-, Nickel-, Selen-, Strontium-, Thallium-, Wismut-, und Zinksalzen für die chemische und galvanische Industrie, für die Glas- und keramische Industrie, für die Gummi- und Farbenherstellung, für die Textilindustrie sowie für die Kunststoffverarbeitung. In das Produktionsprogramm wurde Mitte der 1950er Jahre ein bewährtes Mittel für die Innenaufbereitung von Kesselspeisewasser neu aufgenommen. Dieses Mittel stellte einen großen Fortschritt dar und fand in besonderem Maße für die Lokomotiven der Bundesbahn, der Staats- und Privatbahnen verschiedener Länder, als auch in der Binnen- und Seeschifffahrt Verwendung.<ref>Stadtverwaltung Beuel. ''Unsere Stadt Beuel: Zerstörung und Wiederaufbau 1945 - 1955''. Beuel: W. Knauth; 1956. Seite 193 - 194</ref>  


1961 wurde die AG zur ''Dr. L. C. Marquart GmbH'', welche 1979 als 'Werk Marquart' in die ''Degussa AG'' überging (bis Ende 2006). Durch die Fabrikation von unter anderem Schwermetallen kam es zur industriellen Kontamination der Werke, was umfangreiche Abriss- und Sanierungsarbeiten zur Folge hatte. Heute ist das Werk Teil der ''Evonik Degussa AG'', die 2006 als Teilkonzern in dem börsennotierten Chemiekonzern ''Evonik Industries AG'' aufging. Der Standort Beuel beherbergt einen Spezialbetrieb zur Herstellung von Mattierungsmitteln für hochwertige Lacke. <ref>„Chemische Fabrik Dr. L. C. Marquart AG in Beuel”. In: KuLaDig, Kultur.Landschaft.Digital. URL: https://www.kuladig.de/Objektansicht/KLD-302351 (Abgerufen: 23. Mai 2023)</ref>  
1961 wurde die AG zur ''Dr. L. C. Marquart GmbH'', welche 1979 als 'Werk Marquart' in die ''Degussa AG'' überging (bis Ende 2006). Durch die Fabrikation von unter anderem Schwermetallen kam es zur industriellen Kontamination der Werke, was umfangreiche Abriss- und Sanierungsarbeiten zur Folge hatte. Heute ist das Werk Teil der ''Evonik Degussa AG'', die 2006 als Teilkonzern in dem börsennotierten Chemiekonzern ''Evonik Industries AG'' aufging. Der Standort Beuel beherbergt einen Spezialbetrieb zur Herstellung von Mattierungsmitteln für hochwertige Lacke. <ref>„Chemische Fabrik Dr. L. C. Marquart AG in Beuel”. In: KuLaDig, Kultur.Landschaft.Digital. URL: https://www.kuladig.de/Objektansicht/KLD-302351 (Abgerufen: 23. Mai 2023)</ref>  


=== Rheinische Schmirgelwerke Wilhelm Jürges & Co. ===
===Rheinische Schmirgelwerke Wilhelm Jürges & Co.===
Es war eines der großen Industrieunternehmen an der Südstraße.<ref name=":1" /> Trotz schwerster Kriegsschäden hat das Unternehmen sich im Jahrzehnt des Wiederaufbaues  seine frühere Stellung in der Beueler Industriefamilie, sowie den guten Ruf ihrer weltbekannten Markenartikel unter den Namen „Nicco“ und „Herkules“ zurückerobern können. Die Produktion des „Nicco“-Herdputzes musste acht Jahre lang ruhen, konnte aber im Oktober 1948 wieder aufgenommen werden. „Evidur-elastische Wäschesteife“ und „Nicolo-Hartwachs“ sind Markenartikel, um die die chemische Fertigung erweitert wurde. Diese beiden Markenartikel konnten sich schnell durchsetzen. Eingang in die Möbel- und Sperrholzindustrie, in die Maschinen- und Automobilindustrie und in die Werften sicherten sich Schleifwerkzeuge in Bändern, Rollen und Scheiben. <ref>Stadtverwaltung Beuel. ''Unsere Stadt Beuel: Zerstörung und Wiederaufbau 1945 - 1955''. Beuel: W. Knauth; 1956. Seite 194</ref>
Es war eines der großen Industrieunternehmen an der Südstraße.<ref name=":1" /> Trotz schwerster Kriegsschäden hat das Unternehmen sich im Jahrzehnt des Wiederaufbaues  seine frühere Stellung in der Beueler Industriefamilie, sowie den guten Ruf ihrer weltbekannten Markenartikel unter den Namen „Nicco“ und „Herkules“ zurückerobern können. Die Produktion des „Nicco“-Herdputzes musste acht Jahre lang ruhen, konnte aber im Oktober 1948 wieder aufgenommen werden. „Evidur-elastische Wäschesteife“ und „Nicolo-Hartwachs“ sind Markenartikel, um die die chemische Fertigung erweitert wurde. Diese beiden Markenartikel konnten sich schnell durchsetzen. Eingang in die Möbel- und Sperrholzindustrie, in die Maschinen- und Automobilindustrie und in die Werften sicherten sich Schleifwerkzeuge in Bändern, Rollen und Scheiben. <ref>Stadtverwaltung Beuel. ''Unsere Stadt Beuel: Zerstörung und Wiederaufbau 1945 - 1955''. Beuel: W. Knauth; 1956. Seite 194</ref>


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[[Medium:NW-Bonn HRB 1091+HD-20230526114620.pdf|HRB 1091: Am 8. September 1971 wurde durch Beschluss der Gesellschafterversammlung die Übertragung des Vermögen der GmbH auf die ''Feldmühle Anlagen- und Produktionsgesellschaft mit beschränkter Haftung'' beschlossen. Damit ist die bisherige Firma erloschen.]]</ref>
[[Medium:NW-Bonn HRB 1091+HD-20230526114620.pdf|HRB 1091: Am 8. September 1971 wurde durch Beschluss der Gesellschafterversammlung die Übertragung des Vermögen der GmbH auf die ''Feldmühle Anlagen- und Produktionsgesellschaft mit beschränkter Haftung'' beschlossen. Damit ist die bisherige Firma erloschen.]]</ref>


=== Guilleaume-Werk ===
===Guilleaume-Werk===
Das Werk ist aus der Bonner Steingutfabrik Franz Anton Mehlem hervorgegangen. Es hat seinen Sitz seit 1920 an der Gartenstraße. Es hat in dem vergangenen Jahrzehnt nach Kriegsende außerordentliche Leistungen vollbracht. Nach der Zerstörung beginnen die verbliebenen Arbeiter fast sofort mit dem Wiederaufbau der Produktionsstätte. Letztlich wird der Wiederaufbau aber mehrere Jahre dauern und kommt nach der Rückkehr der Kriegsgefangenen richtig in Schwung. Im Wesentlichen wird dabei das Layout der Fabrik beibehalten, aber dem Einsatz von modernen Produktionsmitteln wie Öfen und Pressen wird Rechnung getragen <ref name=":3">"Historie | Die ATLANTIC-Unternehmensgeschichte" URL: https://www.atlantic-schleifscheiben.de/unternehmen/unternehmen-atlantic/historie (Abgrufen: 29.05.2023)</ref>. Maßnahmen der Militärregierung erschwerten zu Beginn die Arbeit, weil das Permit für die Produktion von Schleifmitteln verweigert wurde. Überbrückt wurde diese Zeit mit der Herstellung anderer Erzeugnisse, vor allem von keramischem Niederspannungsporzellan. Das Werk konnte durch seine Qualitätserzeugnisse seinen Platz in der deutschen Schleifmittelindustrie auf auf den Absatzmärkten zurückgewinnen. <ref>Stadtverwaltung Beuel. ''Unsere Stadt Beuel: Zerstörung und Wiederaufbau 1945 - 1955''. Beuel: W. Knauth; 1956. Seite 195</ref>  
Das Werk ist aus der Bonner Steingutfabrik Franz Anton Mehlem hervorgegangen. Es hat seinen Sitz seit 1920 an der Gartenstraße. Es hat in dem vergangenen Jahrzehnt nach Kriegsende außerordentliche Leistungen vollbracht. Nach der Zerstörung beginnen die verbliebenen Arbeiter fast sofort mit dem Wiederaufbau der Produktionsstätte. Letztlich wird der Wiederaufbau aber mehrere Jahre dauern und kommt nach der Rückkehr der Kriegsgefangenen richtig in Schwung. Im Wesentlichen wird dabei das Layout der Fabrik beibehalten, aber dem Einsatz von modernen Produktionsmitteln wie Öfen und Pressen wird Rechnung getragen <ref name=":3">"Historie | Die ATLANTIC-Unternehmensgeschichte" URL: https://www.atlantic-schleifscheiben.de/unternehmen/unternehmen-atlantic/historie (Abgrufen: 29.05.2023)</ref>. Maßnahmen der Militärregierung erschwerten zu Beginn die Arbeit, weil das Permit für die Produktion von Schleifmitteln verweigert wurde. Überbrückt wurde diese Zeit mit der Herstellung anderer Erzeugnisse, vor allem von keramischem Niederspannungsporzellan. Das Werk konnte durch seine Qualitätserzeugnisse seinen Platz in der deutschen Schleifmittelindustrie auf auf den Absatzmärkten zurückgewinnen. <ref>Stadtverwaltung Beuel. ''Unsere Stadt Beuel: Zerstörung und Wiederaufbau 1945 - 1955''. Beuel: W. Knauth; 1956. Seite 195</ref>  


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Der Versuch die Firmengeschichte aus den Handelsregistereinträgen darzustellen ist schwierig, da diverse Einträge (HRA 1550, HRB 1917, HRB 4635) existieren, die ich nicht so ohne weiteres in einer zeitlichen Reihenfolge dargestellt bekomme. Auch die Historie auf der Firmenwebseite<ref name=":3" /> gibt kaum Hinweise auf die unterschiedlichsten Firmenbezeichnungen, unter denen das Werk im Laufe der Zeit firmierte.
Der Versuch die Firmengeschichte aus den Handelsregistereinträgen darzustellen ist schwierig, da diverse Einträge (HRA 1550, HRB 1917, HRB 4635) existieren, die ich nicht so ohne weiteres in einer zeitlichen Reihenfolge dargestellt bekomme. Auch die Historie auf der Firmenwebseite<ref name=":3" /> gibt kaum Hinweise auf die unterschiedlichsten Firmenbezeichnungen, unter denen das Werk im Laufe der Zeit firmierte.


=== August Wilhelm Andernach AG ===
===August Wilhelm Andernach AG===
Zu den Gütezeichen, die von der Leistungsfähigkeit der Beueler Industrieunternehmen künden, gehörte der Dreizack der Dachpappen- und Isoliermittelfabrik. Schon zur Zeit seines Gründers hatte es maßgeblichen Anteil  an der Entwicklung der Dachpappe zu dem haltbaren und widerstandsfähigen Material. Es nahm 1955 nicht nur bildlich den obersten Platz in der Bauwirtschaft ein. Die Fertigung der patentierte Kosmos Falzbaupappe wurde bereit 1898 aufgenommen und erlangte Weltruf. Bereits 1904 wurde ein hochwertiger Dachstoff "Stapazoid" hergestellt. 1952 konnte das Werk ein neuartiges Fabrikat, den Dachstoff "Strapzoid-Super", zum Patent anmelden. Dieser neue Dachstoff wird auf Lattung verlegt und spart dadurch drei Viertel des Schalholzes ein. Das Werk stellte verschiedenste Abdichtungsstoffe, Klebemassen und Kitte, sowie Bitumen-Vergußmassen, Lacke und eine Reihe chemischer Baustoffe wie AWA-Mörtelzusatz, Zementhärter und Frostschutzmittel her. Eine pharmazeutischen Abteilung, die 1951 eingerichtet wurde, produzierte das Präparat Odyx, das sich schnell als wirksames Heilmittel bei Hauterkrankungen eingeführt hat. <ref>Stadtverwaltung Beuel. ''Unsere Stadt Beuel: Zerstörung und Wiederaufbau 1945 - 1955''. Beuel: W. Knauth; 1956. </ref>  
Zu den Gütezeichen, die von der Leistungsfähigkeit der Beueler Industrieunternehmen künden, gehörte der Dreizack der Dachpappen- und Isoliermittelfabrik. Schon zur Zeit seines Gründers hatte es maßgeblichen Anteil  an der Entwicklung der Dachpappe zu dem haltbaren und widerstandsfähigen Material. Es nahm 1955 nicht nur bildlich den obersten Platz in der Bauwirtschaft ein. Die Fertigung der patentierte Kosmos Falzbaupappe wurde bereit 1898 aufgenommen und erlangte Weltruf. Bereits 1904 wurde ein hochwertiger Dachstoff "Stapazoid" hergestellt. 1952 konnte das Werk ein neuartiges Fabrikat, den Dachstoff "Strapzoid-Super", zum Patent anmelden. Dieser neue Dachstoff wird auf Lattung verlegt und spart dadurch drei Viertel des Schalholzes ein. Das Werk stellte verschiedenste Abdichtungsstoffe, Klebemassen und Kitte, sowie Bitumen-Vergußmassen, Lacke und eine Reihe chemischer Baustoffe wie AWA-Mörtelzusatz, Zementhärter und Frostschutzmittel her. Eine pharmazeutischen Abteilung, die 1951 eingerichtet wurde, produzierte das Präparat Odyx, das sich schnell als wirksames Heilmittel bei Hauterkrankungen eingeführt hat. <ref>Stadtverwaltung Beuel. ''Unsere Stadt Beuel: Zerstörung und Wiederaufbau 1945 - 1955''. Beuel: W. Knauth; 1956. </ref>  




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Das Unternehmen machte sich mit seinen "Bonner Schindeln" einen Namen in der Branche. Zu seinen besten Zeiten, in den 1980er Jahren, beschäftigte das Unternehmen in Beuel mehr als 300 Mitarbeiter. Seitdem sank die Zahl der Stellen kontinuierlich. Ein Teil der Produktion wurde nach Polen ausgelagert.<ref>"Traditinsfirma schliesst zum Jahresende", URL: https://ga.de/news/wirtschaft/regional/beueler-traditionsfirma-awa-schliesst-zum-jahresende_aid-40358529 (Abgerufen: 30.05.2023)</ref></blockquote>Die Firma wurde am 2.12018 aus dem Handelsregister (Eintrag HRA 1226, RG Bonn) gelöscht.
Das Unternehmen machte sich mit seinen "Bonner Schindeln" einen Namen in der Branche. Zu seinen besten Zeiten, in den 1980er Jahren, beschäftigte das Unternehmen in Beuel mehr als 300 Mitarbeiter. Seitdem sank die Zahl der Stellen kontinuierlich. Ein Teil der Produktion wurde nach Polen ausgelagert.<ref>"Traditinsfirma schliesst zum Jahresende", URL: https://ga.de/news/wirtschaft/regional/beueler-traditionsfirma-awa-schliesst-zum-jahresende_aid-40358529 (Abgerufen: 30.05.2023)</ref></blockquote>Die Firma wurde am 2.12018 aus dem Handelsregister (Eintrag HRA 1226, RG Bonn) gelöscht.


=== Rheinische Tapetenfabrik Schleu & Hoffmann G.m.b.H. ===
===Rheinische Tapetenfabrik Schleu & Hoffmann G.m.b.H.===
Hier wurde ebenfalls ein beachtenswerter  Beitrag zur Aufwärtsentwicklung der Beueler Industrie geleistet. Das Werk war einmal das bedeutendste seiner Branche, aber in der Nacht vom 18. Oktober 1944, wurden fast die Hälfte der Fabrikgebäude bei einem alliierten Bombenangriff zerstört. Unter heute kaum vorstellbaren Schwierigkeiten wurde das Werk wieder instandgesetzt. Dank der vorhandenen Papiervorräte, die während des Kreiges zugeteilt waren, hätte die Produktion recht früh wieder anlaufen können.Doch die Militärregierung war der Auffassung, dass Tapeten nicht zu den lebenswichtigen Gütern gehören, die von der deutschen Industrie erzeugt werden durften. Größere Menge der Rohstoffe wurden beschlagnahmt und aus dem Werk geschafft. Die mühsam wieder zusammen gebauten Maschinen ruhten, bis zu dem Tag der Währungsreform, an dem das Werk seinen Produktionspermit erhielt.
Hier wurde ebenfalls ein beachtenswerter  Beitrag zur Aufwärtsentwicklung der Beueler Industrie geleistet. Das Werk war einmal das bedeutendste seiner Branche, aber in der Nacht vom 18. Oktober 1944, wurden fast die Hälfte der Fabrikgebäude bei einem alliierten Bombenangriff zerstört. Unter heute kaum vorstellbaren Schwierigkeiten wurde das Werk wieder instandgesetzt. Dank der vorhandenen Papiervorräte, die während des Kreiges zugeteilt waren, hätte die Produktion recht früh wieder anlaufen können.Doch die Militärregierung war der Auffassung, dass Tapeten nicht zu den lebenswichtigen Gütern gehören, die von der deutschen Industrie erzeugt werden durften. Größere Menge der Rohstoffe wurden beschlagnahmt und aus dem Werk geschafft. Die mühsam wieder zusammen gebauten Maschinen ruhten, bis zu dem Tag der Währungsreform, an dem das Werk seinen Produktionspermit erhielt.


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Seit 1984 wird das Fabrikgelände in der Auguststraße als Kultur- und Gewerbepark genutzt. Teile der Anlage, dabei besonders die Fassaden, sind als eingetragenes Baudenkmal geschützt.
Seit 1984 wird das Fabrikgelände in der Auguststraße als Kultur- und Gewerbepark genutzt. Teile der Anlage, dabei besonders die Fassaden, sind als eingetragenes Baudenkmal geschützt.


=== Nährmittelwerk Kessler & Comp. (KESSCO) ===
===Nährmittelwerk Kessler & Comp. (KESSCO)===
Das Unternehmen hat 1955 sein goldenes Jubiläum feiern können. 1905 wagte Gustav Kessler sen. den Schritt in die Selbständigkeit und gründete in Hilden (Rheinland) die Firma Kessler & Comp. Nährmittelwerke. 1917 verlegte er den Firmensitz nach Beuel.<ref name=":4">"Die Unternehmensgeschichte ", URL: https://www.kessko.de/unternehmen/geschichte/ (Abgerufen: 31.05.2023)</ref> Ein halbes Jahrundert hat das Kessko-Werk buchstäblich dem guten Geschmack gedient.  
Das Unternehmen hat 1955 sein goldenes Jubiläum feiern können. 1905 wagte Gustav Kessler sen. den Schritt in die Selbständigkeit und gründete in Hilden (Rheinland) die Firma Kessler & Comp. Nährmittelwerke. 1917 verlegte er den Firmensitz nach Beuel.<ref name=":4">"Die Unternehmensgeschichte ", URL: https://www.kessko.de/unternehmen/geschichte/ (Abgerufen: 31.05.2023)</ref> Ein halbes Jahrundert hat das Kessko-Werk buchstäblich dem guten Geschmack gedient.  


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Meine persönliche Erinnerung an meine Kinder- und Jugendzeit in Beuel, ist der intensive Schokoladengeruch über dem Beueler Bahnhof und den Schulhof der [[Paul_Gerhardt_-_Schule_Beuel|Paul-Gerhard Schule]] (bis 1968 Volksschule, jetzt Grundschule mit Ganztagsbetreuung), wenn bei KESSKO Schokolade gekocht wurde/wird.
Meine persönliche Erinnerung an meine Kinder- und Jugendzeit in Beuel, ist der intensive Schokoladengeruch über dem Beueler Bahnhof und den Schulhof der [[Paul_Gerhardt_-_Schule_Beuel|Paul-Gerhard Schule]] (bis 1968 Volksschule, jetzt Grundschule mit Ganztagsbetreuung), wenn bei KESSKO Schokolade gekocht wurde/wird.


=== Geko - Möbel - Fabrik Gerhard Kopprasch e. K. ===
===Geko - Möbel - Fabrik Gerhard Kopprasch e. K.===
Das Werk ist sehr jung auf Beueler Boden, aber schon fest verwurzelt und setzt die Tradition seines Inhaber und Leiter Gerhard Kopprasch in Pirna an der Elbe gegründete Unternehmen fort. Am 13. Dezember 1948 musste der Fabrikant seinen Besitz in Pirna verlassen und zog mit seiner Familie nach Beuel. Hier begann er aufs neue einen eigenen Betrieb aufzubauen. Im Januar 1950 hat er seine Werkstätten im ehemaligen Entgiftungsbunker in der Südstraße<ref name=":1">Südstraße hieß in Beuel der Abschnitt zwischen Siegburger Straße bis zum Schwarzen Weg. Sie wurde durch einen Ratsbeschluss von 1955 in Königswinterer Straße umbenannt.</ref> eingerichtet. Sie wurde die Keimzelle des „Geko”-Werkes, das sich in der kurzen Zeit von fünf Jahren zu einem der größten Industrieunternehmen der Stadt Beuel und zur bedeutendsten Tonmöbel-Spezialfabrik entwickelte. Schon vier Jahre nach seiner Gründung beschäftigte das „Geko”-Werk über 500 Mitarbeiter. „Geko”-Tonmöbel wurden, bundesweit, in Westeuropa und Amerika,  zu einem Begriff für die Qualitätsarbeit deutscher Serienfertigung. <ref>Stadtverwaltung Beuel. ''Unsere Stadt Beuel: Zerstörung und Wiederaufbau 1945 - 1955''. Beuel: W. Knauth; 1956. Seite 197</ref>
Das Werk ist sehr jung auf Beueler Boden, aber schon fest verwurzelt und setzt die Tradition seines Inhaber und Leiter Gerhard Kopprasch in Pirna an der Elbe gegründete Unternehmen fort. Am 13. Dezember 1948 musste der Fabrikant seinen Besitz in Pirna verlassen und zog mit seiner Familie nach Beuel. Hier begann er aufs neue einen eigenen Betrieb aufzubauen. Im Januar 1950 hat er seine Werkstätten im ehemaligen Entgiftungsbunker in der Südstraße<ref name=":1">Südstraße hieß in Beuel der Abschnitt zwischen Siegburger Straße bis zum Schwarzen Weg. Sie wurde durch einen Ratsbeschluss von 1955 in Königswinterer Straße umbenannt.</ref> eingerichtet. Sie wurde die Keimzelle des „Geko”-Werkes, das sich in der kurzen Zeit von fünf Jahren zu einem der größten Industrieunternehmen der Stadt Beuel und zur bedeutendsten Tonmöbel-Spezialfabrik entwickelte. Schon vier Jahre nach seiner Gründung beschäftigte das „Geko”-Werk über 500 Mitarbeiter. „Geko”-Tonmöbel wurden, bundesweit, in Westeuropa und Amerika,  zu einem Begriff für die Qualitätsarbeit deutscher Serienfertigung. <ref>Stadtverwaltung Beuel. ''Unsere Stadt Beuel: Zerstörung und Wiederaufbau 1945 - 1955''. Beuel: W. Knauth; 1956. Seite 197</ref>


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</ref>
</ref>


=== Rheindorfer Möbelfabrik ===
===Rheindorfer Möbelfabrik===
Die Fabrik gehört zu den Unternehmen, die schon seit Jahrzehnten mit leistungsfähigen Betrieben in Beuel vertreten sind. Nach dem Ende des WW2 hat sie einen beachtlichen Aufschwung nehmen können. Es werden hauptsächlich Anbaumöbel und Schlafzimmer hergestellt. Nach der Währungsreform konnte es Kapazität gegen über dem Vorkriegsstand  um 50% erhöhen. <ref name=":8">Stadtverwaltung Beuel. ''Unsere Stadt Beuel: Zerstörung und Wiederaufbau 1945 - 1955''. Beuel: W. Knauth; 1956. Seite 198</ref>
Die Fabrik gehört zu den Unternehmen, die schon seit Jahrzehnten mit leistungsfähigen Betrieben in Beuel vertreten sind. Nach dem Ende des WW2 hat sie einen beachtlichen Aufschwung nehmen können. Es werden hauptsächlich Anbaumöbel und Schlafzimmer hergestellt. Nach der Währungsreform konnte es Kapazität gegen über dem Vorkriegsstand  um 50% erhöhen. <ref name=":8">Stadtverwaltung Beuel. ''Unsere Stadt Beuel: Zerstörung und Wiederaufbau 1945 - 1955''. Beuel: W. Knauth; 1956. Seite 198</ref>


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Löschdatum:     18.06.1976</ref>
Löschdatum:     18.06.1976</ref>


=== Alana-Textil G.m.b.H. ===
===Alana-Textil G.m.b.H.===
Das Unternehmen befasst sich mit der Herstellung, Bearbeitung, Verarbeitung und Vertrieb von Textilien und Kunststoffen in jeder Art und Form , insbesondere Verbindungen zwischen Textilien und Kunststoffen. Im Oktober 1955 hat es in der Nordstraße in den seit dem Krieg leerstehenden Gebäuden der Rhein. Möbel A. G. seine Produktionsstätte eingerichtet. <ref name=":8" />
Das Unternehmen befasst sich mit der Herstellung, Bearbeitung, Verarbeitung und Vertrieb von Textilien und Kunststoffen in jeder Art und Form , insbesondere Verbindungen zwischen Textilien und Kunststoffen. Im Oktober 1955 hat es in der Nordstraße in den seit dem Krieg leerstehenden Gebäuden der Rhein. Möbel A. G. seine Produktionsstätte eingerichtet. <ref name=":8" />


Über das weitere Schicksal des Unternehmen ist nur (aus den Einträgen im Handelsregister) zu erfahren, dass es 1962 nach Düsseldorf verlagert und im Januar 1972 aus dem Handelsregister gelöscht wurde.<ref>Bonn, HRB 213; Düsseldorf, HRB 9545</ref>
Über das weitere Schicksal des Unternehmen ist nur (aus den Einträgen im Handelsregister) zu erfahren, dass es 1962 nach Düsseldorf verlagert und im Januar 1972 aus dem Handelsregister gelöscht wurde.<ref>Bonn, HRB 213; Düsseldorf, HRB 9545</ref>


=== Manometerfabrik Max Preiss ===
===Manometerfabrik Max Preiss===
Sie gehörte zu den Betrieben, die nach dem Krieg im Jahr 1954 in Beuel neu entstanden sind. Nach ihrer behelfsmäßigen Unterkunft an der Rheinstraße (heute Rheinaustraße) hat sie sich auf einem größeren Gelände an der Helenenstraße eine neuzeitliche Produktionsstätte errichtet. <ref name=":8" />  
Sie gehörte zu den Betrieben, die nach dem Krieg im Jahr 1954 in Beuel neu entstanden sind. Nach ihrer behelfsmäßigen Unterkunft an der Rheinstraße (heute Rheinaustraße) hat sie sich auf einem größeren Gelände an der Helenenstraße eine neuzeitliche Produktionsstätte errichtet. <ref name=":8" />  


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=== Orgelbaumeister Theo Strunck ===
===Orgelbaumeister Theo Strunck===
Es ist nur bekannt, dass der Orgelbaumeister seinen Betrieb in Ramersdorf angesiedelt hatte. Er gehörte auch zu den Spezialunternehmen des Orgelbaues. Leider sind weder im Internet noch im Handelsregister weitere Informationen zu dem Betrieb zu finden. <ref name=":9" />  
Es ist nur bekannt, dass der Orgelbaumeister seinen Betrieb in Ramersdorf angesiedelt hatte. Er gehörte auch zu den Spezialunternehmen des Orgelbaues. Leider sind weder im Internet noch im Handelsregister weitere Informationen zu dem Betrieb zu finden. <ref name=":9" />  


=== Orgelbau Gebr. Käs K. G. ===
===Orgelbau Gebr. Käs K. G.===
Das Unternehmen gehört zu den Spezialunternehmen des Orgelbaues, die in letzter Zeit im Stadtgebiet ansässig geworden sind. Sie hat ihren Sitz in Limperich  und in ihren Werkstätten werden Orgelpfeifen und Orgelteile hergestellt. <ref name=":9" />
Das Unternehmen gehört zu den Spezialunternehmen des Orgelbaues, die in letzter Zeit im Stadtgebiet ansässig geworden sind. Sie hat ihren Sitz in Limperich  und in ihren Werkstätten werden Orgelpfeifen und Orgelteile hergestellt. <ref name=":9" />


Das Unternehmen war im  Handelsregister Bonn unter ''HRA 476 – Orgelbau Gebr. Käs, Königswinterer Str. 123, 53227 Bonn'' eingetragen, der letzte Eintrag ist vom 14.01.2011. Nach dem Tod der beiden aktuellen Gesellschafter Josef Käs und Toni Käs im Jahr 2009 wurde das Unternehmen aufgelöst.  
Das Unternehmen war im  Handelsregister Bonn unter ''HRA 476 – Orgelbau Gebr. Käs, Königswinterer Str. 123, 53227 Bonn'' eingetragen, der letzte Eintrag ist vom 14.01.2011. Nach dem Tod der beiden aktuellen Gesellschafter Josef Käs und Toni Käs im Jahr 2009 wurde das Unternehmen aufgelöst.  


=== Autogenwerkzeugfabrik Lambert Fell ===
===Autogenwerkzeugfabrik Lambert Fell===
Weit über Beuel hinaus haben die Erzeugnisse der Autogenwerkzeugfabrik Verbreitung gefunden. Der frühere, im Jahr 1953 verstorbene, Beueler Bürgermeister Lambert Fell hatte das Unternehmen 1911 in Wahn gegründet. Er verlegte es 1919 an den jetzigen Standort. Für die verschiedensten Verwendungszwecke wurden Schweißgeräte und Spezialwerkzeuge produziert. Durch hochwertige Präzisionsarbeit errang das Unternehmen beachtlich Erfolge im In- und Ausland. <ref name=":9">Stadtverwaltung Beuel. ''Unsere Stadt Beuel: Zerstörung und Wiederaufbau 1945 - 1955''. Beuel: W. Knauth; 1956. Seite 199</ref>
Weit über Beuel hinaus haben die Erzeugnisse der Autogenwerkzeugfabrik Verbreitung gefunden. Der frühere, im Jahr 1953 verstorbene, Beueler Bürgermeister Lambert Fell hatte das Unternehmen 1911 in Wahn gegründet. Er verlegte es 1919 an den jetzigen Standort. Für die verschiedensten Verwendungszwecke wurden Schweißgeräte und Spezialwerkzeuge produziert. Durch hochwertige Präzisionsarbeit errang das Unternehmen beachtlich Erfolge im In- und Ausland. <ref name=":9">Stadtverwaltung Beuel. ''Unsere Stadt Beuel: Zerstörung und Wiederaufbau 1945 - 1955''. Beuel: W. Knauth; 1956. Seite 199</ref>


Lambert Fell brachte seinen Betrieb zu großer Blüte, blieb aber immer ein sozial handelnder Helfer und Führer seiner Mitarbeiter. Er lebte und starb als erfolgreicher Fabrikant. <ref>"Totenzettelsammlung Rhein-Erft - Lambert Fell", URL: http://www.rhein-erft-geschichte.de/totenzettel/index.php?nummer=47999 (Abgerufen am 07.06.2023)</ref>
Lambert Fell brachte seinen Betrieb zu großer Blüte, blieb aber immer ein sozial handelnder Helfer und Führer seiner Mitarbeiter. Er lebte und starb als erfolgreicher Fabrikant. <ref>"Totenzettelsammlung Rhein-Erft - Lambert Fell", URL: http://www.rhein-erft-geschichte.de/totenzettel/index.php?nummer=47999 (Abgerufen am 07.06.2023)</ref>


=== Kratzenfabrik Joseph Plum in Pützchen ===
===Kratzenfabrik Joseph Plum in Pützchen===
Das Unternehmen hat einen bedeutsamen Aufschwung genommen. Es ist vom kleinsten deutschen Werk seiner Branche vor dem Krieg in den Jahren des Wiederaufbaues zum zweitgrößten in der Bundesrepublik aufgestiegen. <ref name=":9" />
Das Unternehmen hat einen bedeutsamen Aufschwung genommen. Es ist vom kleinsten deutschen Werk seiner Branche vor dem Krieg in den Jahren des Wiederaufbaues zum zweitgrößten in der Bundesrepublik aufgestiegen. <ref name=":9" />


Laut Eintragung im Handelsregister Bonn (HRA 520) ist die Firma im Juni 1965 erloschen.  
Laut Eintragung im Handelsregister Bonn (HRA 520) ist die Firma im Juni 1965 erloschen.  


=== Metallwarenfabrik Rudolf Althoff ===
===Metallwarenfabrik Rudolf Althoff===
Sie hatt sich 1948 an der Industriebahn in Pützchen eine neue Produktionsstätte geschaffen. Mit der Herstellung von von Armaturen und Stahlrohrsitzgestellen für die Automobil- und Maschinenindustrie hatte sie ebenfalls einen Anteil an der günstigen Aufwärtsentwicklung.  <ref name=":9" />
Sie hatt sich 1948 an der Industriebahn in Pützchen eine neue Produktionsstätte geschaffen. Mit der Herstellung von von Armaturen und Stahlrohrsitzgestellen für die Automobil- und Maschinenindustrie hatte sie ebenfalls einen Anteil an der günstigen Aufwärtsentwicklung.  <ref name=":9" />


Das Unternehmen ist im Bonner Handelsregister unter ''HRA 947 - Rudolf Althoff Metallwaren & Armaturenfabrik e.K''. eingetragen und wird seit 2021 von einer Erbengemeinschaft geführt.  
Das Unternehmen ist im Bonner Handelsregister unter ''HRA 947 - Rudolf Althoff Metallwaren & Armaturenfabrik e.K''. eingetragen und wird seit 2021 von einer Erbengemeinschaft geführt.  


=== Ferdinand Hoffstätter ===
===Ferdinand Hoffstätter===
Einen beachtlichen Aufschwung hatte die Produktion von Orden, Plaketten und Abzeichen genommen. Die Firma konnte in ihrer Branche eine führende Stellung auf dem europäischen Markt einnehmen. Das Unternehmen ist 1818 in Bonn gegründet und bereits 1907 nach Limperich verlegt worden. Es fertigte Orden, Medaillen, Plaketten, Abzeichen und vielerlei Metallgegenstände, die als Werbegeschenke Verwendung fanden.  Auch die großen silbernen Gedenkmünzen zum 80. Geburtstag von Bundeskanzler Konrad Adenauer wurden bei Hoffstätter angefertigt. Die Orden der Bundesrepublik und zahlreicher europäischer und außereuropäischer Länder, Plaketten für die Automobilindustrie und andere große Wirtschaftsunternehmen, aber auch für den Fremdenverkehr gehörten zum Produktionsprogramm. In der Herstellung der Messezeichen, die es für alle Messen in Deutschland, Frankreich, Niederlande, Luxemburg, Österreich, in der Türkei, in Pakistan und Mexiko lieferte, schuf sich das Werk eine Monopolstellung. Das Werk war mit modernen Prägepressen und und anderen maschinellen Anlagen ausgestattet, z. B. mit Automaten, die an einem Arbeitstag bis zu 14.000 Abzeichen oder Plaketten prägen und stanzen konnten. Obwohl seine Produktion erst 1948 wieder anlaufen konnte, hat es seine Kapazität gegenüber der Vorkriegszeit beträchtlich steigern können. <ref>Stadtverwaltung Beuel. ''Unsere Stadt Beuel: Zerstörung und Wiederaufbau 1945 - 1955''. Beuel: W. Knauth; 1956. Seite 199 - 200</ref>   
Einen beachtlichen Aufschwung hatte die Produktion von Orden, Plaketten und Abzeichen genommen. Die Firma konnte in ihrer Branche eine führende Stellung auf dem europäischen Markt einnehmen. Das Unternehmen ist 1818 in Bonn gegründet und bereits 1907 nach Limperich verlegt worden. Es fertigte Orden, Medaillen, Plaketten, Abzeichen und vielerlei Metallgegenstände, die als Werbegeschenke Verwendung fanden.  Auch die großen silbernen Gedenkmünzen zum 80. Geburtstag von Bundeskanzler Konrad Adenauer wurden bei Hoffstätter angefertigt. Die Orden der Bundesrepublik und zahlreicher europäischer und außereuropäischer Länder, Plaketten für die Automobilindustrie und andere große Wirtschaftsunternehmen, aber auch für den Fremdenverkehr gehörten zum Produktionsprogramm. In der Herstellung der Messezeichen, die es für alle Messen in Deutschland, Frankreich, Niederlande, Luxemburg, Österreich, in der Türkei, in Pakistan und Mexiko lieferte, schuf sich das Werk eine Monopolstellung. Das Werk war mit modernen Prägepressen und und anderen maschinellen Anlagen ausgestattet, z. B. mit Automaten, die an einem Arbeitstag bis zu 14.000 Abzeichen oder Plaketten prägen und stanzen konnten. Obwohl seine Produktion erst 1948 wieder anlaufen konnte, hat es seine Kapazität gegenüber der Vorkriegszeit beträchtlich steigern können. <ref>Stadtverwaltung Beuel. ''Unsere Stadt Beuel: Zerstörung und Wiederaufbau 1945 - 1955''. Beuel: W. Knauth; 1956. Seite 199 - 200</ref>   


Zeile 163: Zeile 164:
Die neue Gesellschaft ist am 19.8.86 eingetragen beim Amtsgericht Bonn ''HRB 4169 – Ferdinand Hoffstätter Aktiengesellschaft''. 1987 wurde über die Gesellschaft das Konkursverfahren eröffnet und am 01.12.1994 aus dem Handelsregister gelöscht.
Die neue Gesellschaft ist am 19.8.86 eingetragen beim Amtsgericht Bonn ''HRB 4169 – Ferdinand Hoffstätter Aktiengesellschaft''. 1987 wurde über die Gesellschaft das Konkursverfahren eröffnet und am 01.12.1994 aus dem Handelsregister gelöscht.


=== Blechwarenfabrik Schmid-Hausmann ===
===Blechwarenfabrik Schmid-Hausmann===
Einen hohen Leistungsstandard erreichte auch die Blechwarenfabrik. Hier wurden die "Beueler Blech-Emballagen" hergestellt, die in der Nährmittel-, pharmazeutischen und kosmetischen  Industrie Verwendung finden. Das schon im Jahre 1909 Werk verlor beim Bombenangriff vom 18. Oktober 1944 fast vollständig seine Gebäude und Einrichtungen und musste von Grund auf neu beginnen. 1955 war es maschinell auf's beste ausgerüstet. Es besaß modernste Photolitho- und Photokopierabteilungen, die die im eigenen Atelier geschaffenen Entwürfe der Serienfertigung nutzbar machten. <ref name=":10">Stadtverwaltung Beuel. ''Unsere Stadt Beuel: Zerstörung und Wiederaufbau 1945 - 1955''. Beuel: W. Knauth; 1956. Seite 200</ref>
Einen hohen Leistungsstandard erreichte auch die Blechwarenfabrik. Hier wurden die "Beueler Blech-Emballagen" hergestellt, die in der Nährmittel-, pharmazeutischen und kosmetischen  Industrie Verwendung finden. Das schon im Jahre 1909 Werk verlor beim Bombenangriff vom 18. Oktober 1944 fast vollständig seine Gebäude und Einrichtungen und musste von Grund auf neu beginnen. 1955 war es maschinell auf's beste ausgerüstet. Es besaß modernste Photolitho- und Photokopierabteilungen, die die im eigenen Atelier geschaffenen Entwürfe der Serienfertigung nutzbar machten. <ref name=":10">Stadtverwaltung Beuel. ''Unsere Stadt Beuel: Zerstörung und Wiederaufbau 1945 - 1955''. Beuel: W. Knauth; 1956. Seite 200</ref>


Die Firma war beim  Amtsgericht Bonn ''HRA 71 – Blechwarenfabrik Schmid Hausmann'' eingetragen. Aus den Eintragung im Handelsregister ist zu entnehmen, dass der Firmenbesitz 1966 an die neugegründete Schmid-Hausmann GmbH, Beuel übertragen worden. Weiter Informationen zu dieser neuen Firma sind bisher nicht zu finden.
Die Firma war beim  Amtsgericht Bonn ''HRA 71 – Blechwarenfabrik Schmid Hausmann'' eingetragen. Aus den Eintragung im Handelsregister ist zu entnehmen, dass der Firmenbesitz 1966 an die neugegründete Schmid-Hausmann GmbH, Beuel übertragen worden. Weiter Informationen zu dieser neuen Firma sind bisher nicht zu finden.


=== Metall- und Blechwarenfabrik Albin Fleck ===
===Metall- und Blechwarenfabrik Albin Fleck===
Das Werk wurde bereits 1861 gegründet und während des Krieges in Hannover restlos zerstört. Nach dem Krieg wurde 1946 erst eine Zweigniederlassung in Beuel gegründet und später der Betrieb komplett nach Beuel verlegt und weiter laufend ausgebaut. Mit ihrer Spezialisierung auf genormte Zubehörteile für Meßinstrumente hatte sie sich im ganzen Bundesgebiet ständige Kundschaft erworben und begann auch im Export Fuß zu fassen. <ref name=":10" />
Das Werk wurde bereits 1861 gegründet und während des Krieges in Hannover restlos zerstört. Nach dem Krieg wurde 1946 erst eine Zweigniederlassung in Beuel gegründet und später der Betrieb komplett nach Beuel verlegt und weiter laufend ausgebaut. Mit ihrer Spezialisierung auf genormte Zubehörteile für Meßinstrumente hatte sie sich im ganzen Bundesgebiet ständige Kundschaft erworben und begann auch im Export Fuß zu fassen. <ref name=":10" />


Zeile 179: Zeile 180:
Amtsgericht Siegburg HRA 2409 – Metall- und Blechwarenfabrik Albin Fleck Kommanditgesellschaft; Eintragsdatum:11.06.1981; In Liquidation: 05.02.1999; Löschdatum: 20.06.2001</ref>  
Amtsgericht Siegburg HRA 2409 – Metall- und Blechwarenfabrik Albin Fleck Kommanditgesellschaft; Eintragsdatum:11.06.1981; In Liquidation: 05.02.1999; Löschdatum: 20.06.2001</ref>  


=== H. J. Trimborn Söhne ===
===H. J. Trimborn Söhne===
An der Gestaltung des äußeren Gesichtes des Wiederaufbaues, wie es sich uns in den modernen Fassaden repräsentativer Gebäude darbot, hat das Unternehmen des Feineisen- und Metallbaues maßgeblich mitgewirkt.  In den vergangenen Jahren schuf das Werk die Türen und Fenster für zahlreiche Gebäude, u. a. für das Bundeshaus in Bonn, das Koblenzer Schloß, das Stollwerckhaus und das Blaugold-Haus der Firma 4711 in Köln. <ref name=":10" />
An der Gestaltung des äußeren Gesichtes des Wiederaufbaues, wie es sich uns in den modernen Fassaden repräsentativer Gebäude darbot, hat das Unternehmen des Feineisen- und Metallbaues maßgeblich mitgewirkt.  In den vergangenen Jahren schuf das Werk die Türen und Fenster für zahlreiche Gebäude, u. a. für das Bundeshaus in Bonn, das Koblenzer Schloß, das Stollwerckhaus und das Blaugold-Haus der Firma 4711 in Köln. <ref name=":10" />


Von 1950 – 1965 wurde der Betrieb durch den An- bzw. Neubau von 2 Hallen erweitert, 1965 vergrößerte sich die Firma nochmals durch den Ankauf der Firma Metall und Holz in Bad Honnef, Am Honnefer Kreuz. Im Jahre 1986, nachdem entsprechende Um- und Erweiterungsbauten in Bad Honnef vorgenommen worden waren, wurden die Betriebe zu einem Gesamtwerk zusammengelegt. <ref>"Firmengeschichte", URL: https://www.trimborn-metallbau.de/unternehmen/ (Abgerufen: 14.06.2023)</ref>
Von 1950 – 1965 wurde der Betrieb durch den An- bzw. Neubau von 2 Hallen erweitert, 1965 vergrößerte sich die Firma nochmals durch den Ankauf der Firma Metall und Holz in Bad Honnef, Am Honnefer Kreuz. Im Jahre 1986, nachdem entsprechende Um- und Erweiterungsbauten in Bad Honnef vorgenommen worden waren, wurden die Betriebe zu einem Gesamtwerk zusammengelegt. <ref>"Firmengeschichte", URL: https://www.trimborn-metallbau.de/unternehmen/ (Abgerufen: 14.06.2023)</ref>


=== Karl Giebeler O. H. Maschinen- und Apparatebau ===
===Karl Giebeler O. H. Maschinen- und Apparatebau===
Die Firma wurde 1908 in Niederschelden/Sieg gegründet und 1919 nach Beuel verlegt. Sie begann zunächst in einer kleineren Werkhalle an der damaligen Vilicher Straße. Da an der Vilicher Straße keine Möglichkeit für eine Erweiterung des Unternehmens bestand, ließ Karl Giebeler an der oberen Siegburger Straße in Höhe von Pützchen seinen jetzigen Betrieb mit einer großen Werkhalle und entsprechenden Nebenräumen errichten. (An diesem Firmensitz arbeitet das Unternehmen heute bereits in der 4. Generation). <ref name=":11">"Histore & Firmengeschichte" URL: http://www.giebeler-bonn.de/html/wir-ueber-uns/historie-firmengeschichte/ (Abgerufen: 14.06.2023)</ref>
Die Firma wurde 1908 in Niederschelden/Sieg gegründet und 1919 nach Beuel verlegt. Sie begann zunächst in einer kleineren Werkhalle an der damaligen Vilicher Straße. Da an der Vilicher Straße keine Möglichkeit für eine Erweiterung des Unternehmens bestand, ließ Karl Giebeler an der oberen Siegburger Straße in Höhe von Pützchen seinen jetzigen Betrieb mit einer großen Werkhalle und entsprechenden Nebenräumen errichten. (An diesem Firmensitz arbeitet das Unternehmen heute bereits in der 4. Generation). <ref name=":11">"Histore & Firmengeschichte" URL: http://www.giebeler-bonn.de/html/wir-ueber-uns/historie-firmengeschichte/ (Abgerufen: 14.06.2023)</ref>


Zeile 195: Zeile 196:
Zur Firmengeschichte siehe auch [http://www.giebeler-bonn.de/html/wir-ueber-uns/chronologie/ Chronologie] und [http://www.giebeler-bonn.de/html/wir-ueber-uns/nostalgiealbum/ Nostalgiealbum].  
Zur Firmengeschichte siehe auch [http://www.giebeler-bonn.de/html/wir-ueber-uns/chronologie/ Chronologie] und [http://www.giebeler-bonn.de/html/wir-ueber-uns/nostalgiealbum/ Nostalgiealbum].  


=== Beueler Eisengießerei und Maschinenfabrik Franz Rübenach ===
===Beueler Eisengießerei und Maschinenfabrik Franz Rübenach===
Am 1. Januar 1956 konnte das Unternehmen auf 20 Jahre intensive und erfolgreiche Arbeit zurückschauen. In den weiten Werkshallen, die sich auf dem ehemals sumpfigen Gelände östlich des Finkenbergs erheben, wird das Eisen geschmolzen und Formen gegossen. Hergestellt werden Platten und Scheiben bis zu einer Größe von zwei mal sechs Metern und vielerlei gusseisernes Material für den Kanalbau. Das Werk kann Gussstücke bis zu einem Gewicht von 15 Tonnen herstellen. Planscheiben für Drehbänke gehören seit 1948 auch zum Fertigungsprogramm. In die westeuropäischen Länder sowie nach Indien und Südamerika wird ein beachtlicher Teil der erzeugten Produkte exportiert. Der Eisengießerei sind neben der Modellschreinerei noch umfangreiche Bearbeitungsstätten für Fertigfabrikate angegliedert. <ref name=":12">Stadtverwaltung Beuel. ''Unsere Stadt Beuel: Zerstörung und Wiederaufbau 1945 - 1955''. Beuel: W. Knauth; 1956. Seite 201</ref>
Am 1. Januar 1956 konnte das Unternehmen auf 20 Jahre intensive und erfolgreiche Arbeit zurückschauen. In den weiten Werkshallen, die sich auf dem ehemals sumpfigen Gelände östlich des Finkenbergs erheben, wird das Eisen geschmolzen und Formen gegossen. Hergestellt werden Platten und Scheiben bis zu einer Größe von zwei mal sechs Metern und vielerlei gusseisernes Material für den Kanalbau. Das Werk kann Gussstücke bis zu einem Gewicht von 15 Tonnen herstellen. Planscheiben für Drehbänke gehören seit 1948 auch zum Fertigungsprogramm. In die westeuropäischen Länder sowie nach Indien und Südamerika wird ein beachtlicher Teil der erzeugten Produkte exportiert. Der Eisengießerei sind neben der Modellschreinerei noch umfangreiche Bearbeitungsstätten für Fertigfabrikate angegliedert. <ref name=":12">Stadtverwaltung Beuel. ''Unsere Stadt Beuel: Zerstörung und Wiederaufbau 1945 - 1955''. Beuel: W. Knauth; 1956. Seite 201</ref>


Zeile 208: Zeile 209:
Wegen der schlechten Geschäftslage zieht sich die Firma Wilhelm Stolle GmbH bis Ende 2021 aus Bad Godesberg zurück. <ref>"Wilhelm Stolle schliesst Standort in Bonn", URL: https://ga.de/news/wirtschaft/regional/bad-godesberg-wilhelm-stolle-gmbh-schliesst-standort-in-bonn_aid-51928749 (Abgerufen: 15.06.2023)</ref>
Wegen der schlechten Geschäftslage zieht sich die Firma Wilhelm Stolle GmbH bis Ende 2021 aus Bad Godesberg zurück. <ref>"Wilhelm Stolle schliesst Standort in Bonn", URL: https://ga.de/news/wirtschaft/regional/bad-godesberg-wilhelm-stolle-gmbh-schliesst-standort-in-bonn_aid-51928749 (Abgerufen: 15.06.2023)</ref>


=== Otto Schuler Kom.Ges. ===
===Otto Schuler Kom.Ges.===
Für die Transportgeräte- und Fahrzeugfabrik jährt sich zum 30. Mal die Übersiedlung von Troisdorf, wo es 1888 gegründet wurde, nach Beuel. Mit der Konstruktion und Herstellung von sogenannten Flurfördermitteln hat das Werk bei zahlreichen Betrieben dazu beigetragen, dass innerbetriebliche Transportwesen zu Verbessern und zu Rationalisieren. In den vergangenen Jahren konnten die Produktionsanlagen modernisiert und erweitert werden. Im Jahr 1955 zählte das Unternehmen zu den führenden und bekanntesten seiner Branche. <ref name=":12" />  
Für die Transportgeräte- und Fahrzeugfabrik jährt sich zum 30. Mal die Übersiedlung von Troisdorf, wo es 1888 gegründet wurde, nach Beuel. Mit der Konstruktion und Herstellung von sogenannten Flurfördermitteln hat das Werk bei zahlreichen Betrieben dazu beigetragen, dass innerbetriebliche Transportwesen zu Verbessern und zu Rationalisieren. In den vergangenen Jahren konnten die Produktionsanlagen modernisiert und erweitert werden. Im Jahr 1955 zählte das Unternehmen zu den führenden und bekanntesten seiner Branche. <ref name=":12" />  


Aus den Informationen aus dem Bonner Handelsregister HRA 802 wurde vom Amtsgericht Bonn im September 1984 über das vermögen der Gesellschaft das Vergleichsverfahren eröffnet. Im Juni 1991 ist die Firma erloschen.<ref>Amtsgericht Bonn HRA 802 – Otto Schuler, Kommanditgesellschaft; Eintragsdatum: 21.01.1937; Löschdatum: 12.06.1991; Anschrift (ohne Gewähr): Otto Schuler Kommanditgesellschaft,    Bonn-Beuel</ref>
Aus den Informationen aus dem Bonner Handelsregister HRA 802 wurde vom Amtsgericht Bonn im September 1984 über das vermögen der Gesellschaft das Vergleichsverfahren eröffnet. Im Juni 1991 ist die Firma erloschen.<ref>Amtsgericht Bonn HRA 802 – Otto Schuler, Kommanditgesellschaft; Eintragsdatum: 21.01.1937; Löschdatum: 12.06.1991; Anschrift (ohne Gewähr): Otto Schuler Kommanditgesellschaft,    Bonn-Beuel</ref>


=== Schiffswerft Wilhelm Schmidt ===
===Schiffswerft Wilhelm Schmidt===
Nach der endgültigen Schließung des Trajekts Bonn-Oberkassel 1919 lag der Fährbahnhof Oberkassel brach, bis 1927 die Schiffswerft von Wilhelm Schmidt aus Boizenburg an der Elbe auf das verlassene Gelände zog. <ref>"Das Trajekt Bonn-Oberkassel - Die Schiffswerft Schmidt auf dem Trajektgelände Oberkassel 1973", URL: https://virtuellesbrueckenhofmuseum.de/vmuseum/historie/zeige_objekt.php?auswahl=12560&suche=&reihe=-1345-5746-12556-12560-12523-1484-5568-11513-12552-12550-5034-25-12554-10880-12555-1452-1592-12425-1727-12037-7968-5052-12551-6529-12545-12547-12544-3872-12541-774-5138-12543-12538-1517-6488-11369-12540-12535-1638-12537-3233-4990-4795-2979-296-12533-12435-529-12532-1376 (Abgerufen: 16.06.2023)</ref>
Nach der endgültigen Schließung des Trajekts Bonn-Oberkassel 1919 lag der Fährbahnhof Oberkassel brach, bis 1927 die Schiffswerft von Wilhelm Schmidt aus Boizenburg an der Elbe auf das verlassene Gelände zog. <ref>"Das Trajekt Bonn-Oberkassel - Die Schiffswerft Schmidt auf dem Trajektgelände Oberkassel 1973", URL: https://virtuellesbrueckenhofmuseum.de/vmuseum/historie/zeige_objekt.php?auswahl=12560&suche=&reihe=-1345-5746-12556-12560-12523-1484-5568-11513-12552-12550-5034-25-12554-10880-12555-1452-1592-12425-1727-12037-7968-5052-12551-6529-12545-12547-12544-3872-12541-774-5138-12543-12538-1517-6488-11369-12540-12535-1638-12537-3233-4990-4795-2979-296-12533-12435-529-12532-1376 (Abgerufen: 16.06.2023)</ref>


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Ende der 1990er Jahre musste die Familie Schmidt die Werft zunächst schließen. Da die Absatzkrise im Schiffbau auch die Schiffswerft Schmidt erreicht hatte, mussten sie schlussendlich die Werft verkaufen.  Sie war nicht mehr rentabel genug und zu klein und konnte mit der damaligen Konkurrenz nicht mehr mithalten. <ref name=":13" />
Ende der 1990er Jahre musste die Familie Schmidt die Werft zunächst schließen. Da die Absatzkrise im Schiffbau auch die Schiffswerft Schmidt erreicht hatte, mussten sie schlussendlich die Werft verkaufen.  Sie war nicht mehr rentabel genug und zu klein und konnte mit der damaligen Konkurrenz nicht mehr mithalten. <ref name=":13" />


=== Kautex-Werk, Reinhold Hagen ===
===Kautex-Werk, Reinhold Hagen===
Das Werk, das mit der industriellen Auswertung von Kunststoffen wurde von Reinhold Hagen 1935 in Siegburg gegründet. Im Krieg wurde das Werk vollständig zerstört. Reinhold Hagen baute es am Standort Bechlinghoven, wo es bereits 1955/56 über die Stadtgrenzen hinausgewachsen ist,  neu auf. Mit über 400 Arbeitsplätzen werden Kautex-Vitrum-Schrumpfschlauch und Isolierhüllen, Flaschen, Flacons, Ampullen aus Polyethylen und weitere Kunststoffgegenstände, z. B. der beliebte Kunststoffeimer für Haushalt und Industrie, hergestellt.<ref>Stadtverwaltung Beuel. ''Unsere Stadt Beuel: Zerstörung und Wiederaufbau 1945 - 1955''. Beuel: W. Knauth; 1956. Seite 202</ref>
Das Werk, das mit der industriellen Auswertung von Kunststoffen wurde von Reinhold Hagen 1935 in Siegburg gegründet. Im Krieg wurde das Werk vollständig zerstört. Reinhold Hagen baute es am Standort Bechlinghoven, wo es bereits 1955/56 über die Stadtgrenzen hinausgewachsen ist,  neu auf. Mit über 400 Arbeitsplätzen werden Kautex-Vitrum-Schrumpfschlauch und Isolierhüllen, Flaschen, Flacons, Ampullen aus Polyethylen und weitere Kunststoffgegenstände, z. B. der beliebte Kunststoffeimer für Haushalt und Industrie, hergestellt.<ref>Stadtverwaltung Beuel. ''Unsere Stadt Beuel: Zerstörung und Wiederaufbau 1945 - 1955''. Beuel: W. Knauth; 1956. Seite 202</ref>


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Reinold Hagen engagierte sich, neben seinen Tätigkeiten für sein Unternehmen, auch für gemeinnützige Zwecke. So gründete er im Dezember 1988 die Reinold Hagen Stiftung. Reinold Hagen starb, noch vor Verleihung der Stiftungsurkunde, überraschend am 23. August 1990. Doch sein Werk wurde vollendet und bis heute weitergeführt.<ref>Interview von Jenny Gewehr, in: Ein Pionier und Wegbereiter: Reinold Hagen, der Gründer der Kautex-Werke (Teil 3), abgerufen unter: http://www.holzlar.de/portraits.htm (abgerufen am 22.05.2023)</ref>
Reinold Hagen engagierte sich, neben seinen Tätigkeiten für sein Unternehmen, auch für gemeinnützige Zwecke. So gründete er im Dezember 1988 die Reinold Hagen Stiftung. Reinold Hagen starb, noch vor Verleihung der Stiftungsurkunde, überraschend am 23. August 1990. Doch sein Werk wurde vollendet und bis heute weitergeführt.<ref>Interview von Jenny Gewehr, in: Ein Pionier und Wegbereiter: Reinold Hagen, der Gründer der Kautex-Werke (Teil 3), abgerufen unter: http://www.holzlar.de/portraits.htm (abgerufen am 22.05.2023)</ref>


=== Vaseline-Fabrik Rhenania E. Wasserfuhr Kom.Ges. ===
===Vaseline-Fabrik Rhenania E. Wasserfuhr Kom.Ges.===
Mit der Zeit Schritt gehalten hat auch die Vaseline-Fabrik, die sich seit 1885 mit der Raffinerie von Mineralölen beschäftigt. Sie war insbesondere mit der Herstellung von pharmazeutischen Vaselinen und Salbenpräparaten befasst. Nach dem Krieg dehnte man die Fertigung auf ein Mittel für die neuzeitliche Fußbodenpflege aus.<ref name=":14">Stadtverwaltung Beuel. ''Unsere Stadt Beuel: Zerstörung und Wiederaufbau 1945 - 1955''. Beuel: W. Knauth; 1956. Seite 203</ref>
Mit der Zeit Schritt gehalten hat auch die Vaseline-Fabrik, die sich seit 1885 mit der Raffinerie von Mineralölen beschäftigt. Sie war insbesondere mit der Herstellung von pharmazeutischen Vaselinen und Salbenpräparaten befasst. Nach dem Krieg dehnte man die Fertigung auf ein Mittel für die neuzeitliche Fußbodenpflege aus.<ref name=":14">Stadtverwaltung Beuel. ''Unsere Stadt Beuel: Zerstörung und Wiederaufbau 1945 - 1955''. Beuel: W. Knauth; 1956. Seite 203</ref>


Im Jahr 1998 wurde das Unternehmen von Caesar & Lorenz GmbH mit Sitz in Hilden übernommen. Heute arbeiten an beiden Standorten ca. 230 Mitarbeiter.<ref>"Unsere Historie" URL: https://www.caelo.de/210.html (Abgerufen: 25.05.2023)</ref>
Im Jahr 1998 wurde das Unternehmen von Caesar & Lorenz GmbH mit Sitz in Hilden übernommen. Heute arbeiten an beiden Standorten ca. 230 Mitarbeiter.<ref>"Unsere Historie" URL: https://www.caelo.de/210.html (Abgerufen: 25.05.2023)</ref>


=== Chemische Fabrik Novaktin-Gesellschaft m.b.H. ===
===Chemische Fabrik Novaktin-Gesellschaft m.b.H.===
Am Wehrhausweg war seit 1941 die Chemische Fabrik Novaktin Gesellschaft m.b.H. ansässig. Sie diente nicht minder dem technischen Fortschritt im Jahrzehnt des Wiederaufbaues. Es wurden nach neuesten wissenschaftlichen Erkenntnissen Korrosionsschutzmittel, Industrielacke, Industriereiniger, zahlreiche technische Chemikalien für die eisenschaffende und eisenverarbeitende Industrie sowie bekannte Markenartikel des Werkstattbedarfs, vor allem des Kraftfahrzeuggewerbes, produziert.<ref name=":14" />
Am Wehrhausweg war seit 1941 die Chemische Fabrik Novaktin Gesellschaft m.b.H. ansässig. Sie diente nicht minder dem technischen Fortschritt im Jahrzehnt des Wiederaufbaues. Es wurden nach neuesten wissenschaftlichen Erkenntnissen Korrosionsschutzmittel, Industrielacke, Industriereiniger, zahlreiche technische Chemikalien für die eisenschaffende und eisenverarbeitende Industrie sowie bekannte Markenartikel des Werkstattbedarfs, vor allem des Kraftfahrzeuggewerbes, produziert.<ref name=":14" />


Zeile 243: Zeile 244:
Amtsgericht Bonn HRA 2443 – Novaktinchemie GmbH & Co. KG.; Eintragsdatum: 05.01.1973; Löschdatum: 24.12.1985; Anschrift (ohne Gewähr): Novaktinchemie GmbH & Co. KG., Bonn Beuel</ref>
Amtsgericht Bonn HRA 2443 – Novaktinchemie GmbH & Co. KG.; Eintragsdatum: 05.01.1973; Löschdatum: 24.12.1985; Anschrift (ohne Gewähr): Novaktinchemie GmbH & Co. KG., Bonn Beuel</ref>


== Literatur ==
=== Regis Gesellschaft m. b. H. ===
...
 
=== Elektro-Autozubehör- und Metallwarenfabrik Johann & Konen ===
...
 
=== Stahlbetonwerk Brenner & Co. ===
...
 
==Literatur==
Stadtverwaltung Beuel. ''Unsere Stadt Beuel: Zerstörung und Wiederaufbau 1945 - 1955''. Beuel: W. Knauth; 1956.  
Stadtverwaltung Beuel. ''Unsere Stadt Beuel: Zerstörung und Wiederaufbau 1945 - 1955''. Beuel: W. Knauth; 1956.  


Hil­len, Bar­ba­ra, Dr. Reinold Ha­gen. Vi­sio­när und Ge­stal­ter, in: Sieg­bur­ger Blät­ter 42 (2013).
Hil­len, Bar­ba­ra, Dr. Reinold Ha­gen. Vi­sio­när und Ge­stal­ter, in: Sieg­bur­ger Blät­ter 42 (2013).


== Weblinks und Quellennachweise ==
==Weblinks und Quellennachweise==


=== Weblinks ===
===Weblinks===
* [https://www.handelsregister.de/rp_web/erweitertesuche.xhtml Das gemeinsame Registerportal der Länder]
*[https://www.handelsregister.de/rp_web/erweitertesuche.xhtml Das gemeinsame Registerportal der Länder]
* [https://www.heimatverein-oberkassel.de/themen/150-jahre-bonner-portland-zementwerk-oberkassel/ 150 Jahre Bonner Portland-Zementwerk Oberkassel]  
*[https://www.heimatverein-oberkassel.de/themen/150-jahre-bonner-portland-zementwerk-oberkassel/ 150 Jahre Bonner Portland-Zementwerk Oberkassel]


* [http://www.rheinische-industriekultur.de/objekte/Bonn/zementwerk/zementfabrik.html Walter Buschmann Bonner Zementfabrik - Rheinische Industriekultur]
*[http://www.rheinische-industriekultur.de/objekte/Bonn/zementwerk/zementfabrik.html Walter Buschmann Bonner Zementfabrik - Rheinische Industriekultur]


* [https://ga.de/bonn/beuel/symbol-des-wandels_aid-42485157 ''Industriegeschichte im Bonner Bogen'' - Symbol des Wandels]
*[https://ga.de/bonn/beuel/symbol-des-wandels_aid-42485157 ''Industriegeschichte im Bonner Bogen'' - Symbol des Wandels]


* [https://www.kautex.com/de/ueber-kautex/unsere-geschichte Geschichte | Kautex]
*[https://www.kautex.com/de/ueber-kautex/unsere-geschichte Geschichte | Kautex]


* [http://www.holzlar.de/portraits.htm Ein Pionier und  Wegbereiter: Reinold Hagen, der Gründer der Kautex-Werke]
*[http://www.holzlar.de/portraits.htm Ein Pionier und  Wegbereiter: Reinold Hagen, der Gründer der Kautex-Werke]


* [https://www.hagen-stiftung.de/ Dr. Reinold Hagen Stiftung]
*[https://www.hagen-stiftung.de/ Dr. Reinold Hagen Stiftung]


* [https://history.evonik.com/de/persoenlichkeiten/marquart-ludwig-clamor Ludwig Clamor Marquart, Apotheker und Unternehmer]
*[https://history.evonik.com/de/persoenlichkeiten/marquart-ludwig-clamor Ludwig Clamor Marquart, Apotheker und Unternehmer]


* [https://ga.de/bonn/stadt-bonn/historie-in-bonn-ludwig-c-marquart-apotheker-und-fabrikbesitzer_aid-77687835 ''Ludwig C. Marquart'' - So lebte ein Bonner Unternehmer im 19. Jahrhundert]
*[https://ga.de/bonn/stadt-bonn/historie-in-bonn-ludwig-c-marquart-apotheker-und-fabrikbesitzer_aid-77687835 ''Ludwig C. Marquart'' - So lebte ein Bonner Unternehmer im 19. Jahrhundert]


* [https://history.evonik.com/de/standorte/bonn-beuel Evonik Standorte - Bonn-Beuel]
*[https://history.evonik.com/de/standorte/bonn-beuel Evonik Standorte - Bonn-Beuel]


* [https://ga.de/bonn/beuel/ein-blick-auf-die-geschichte-der-schmirgelwerke-in-beuel_aid-43865627 ''„Mutti will nur Nicco“''  - Ein Blick auf die Geschichte der Schmirgelwerke in Beuel]
*[https://ga.de/bonn/beuel/ein-blick-auf-die-geschichte-der-schmirgelwerke-in-beuel_aid-43865627 ''„Mutti will nur Nicco“''  - Ein Blick auf die Geschichte der Schmirgelwerke in Beuel]


* [https://ga.de/news/wirtschaft/regional/beueler-traditionsfirma-awa-schliesst-zum-jahresende_aid-40358529 Beueler Traditionsfirma awa schließt zum Jahresende]
*[https://ga.de/news/wirtschaft/regional/beueler-traditionsfirma-awa-schliesst-zum-jahresende_aid-40358529 Beueler Traditionsfirma awa schließt zum Jahresende]


* [https://www.caelo.de/210.html Caesar & Lorenz GmbH (caelo)- Unsere '''Historie''']
*[https://www.caelo.de/210.html Caesar & Lorenz GmbH (caelo)- Unsere '''Historie''']


* [https://ga.de/bonn/beuel-vom-arbeitervorort-zum-buerostandort_aid-40636091 Beuel: Vom Arbeitervorort zum Bürostandort]
*[https://ga.de/bonn/beuel-vom-arbeitervorort-zum-buerostandort_aid-40636091 Beuel: Vom Arbeitervorort zum Bürostandort]


* [https://www.kessko.de/ KESSKO  - Ein Familienunternehmen seit 1905]
*[https://www.kessko.de/ KESSKO  - Ein Familienunternehmen seit 1905]


* [http://www.giebeler-bonn.de/html/ GSM Modell- und Formenbau]
*[http://www.giebeler-bonn.de/html/ GSM Modell- und Formenbau]


* [https://vialit.de/ueber-vialit/geschichte.html Geschichte - Deutsche Vialit GmbH]
*[https://vialit.de/ueber-vialit/geschichte.html Geschichte - Deutsche Vialit GmbH]


* [[wikipedia:de:Jutespinnerei_Beuel|Jutespinnerei Beuel]]
*[[wikipedia:de:Jutespinnerei_Beuel|Jutespinnerei Beuel]]
* [[wikipedia:de:Schiffswerft_Schmidt|Schiffswerft Wilhelm Schmidt]]
*[[wikipedia:de:Schiffswerft_Schmidt|Schiffswerft Wilhelm Schmidt]]


=== Quellennachweise ===
===Quellennachweise===
<references />
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[[Kategorie: Bonn]]
[[Kategorie: Bonn]]
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