Beueler Industriegeschichte: Unterschied zwischen den Versionen

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März 1945: Von Oberkassel vorstoßend, erreichen die Truppen der 78. amerikanischen Infanteriedivision das Zentrum von Beuel. An diesem Tag ging in hier der grauenhafte Krieg zu Ende. Gegen vier Uhr am Nachmittag erreichten die Amerikaner die Einfahrt der Germania-Brotfabrik in der Kreuzstraße. Mit der MP im Anschlag durchsuchten sie die Gebäude nach Waffen und deutschen Soldaten. Was sie fanden, waren einige Männer, Deutsche und Fremdarbeiter, die der Kriegseinsatz hierher verschlagen hatte.Unter den großen Backöfen brannte noch das Feuer. Eine Rauchfahne, die einzige und letzte weit und breit, stieg aus dem Schornstein hervor. Die hohen Schlote schauten, drüben hinter der Eisenbahn, stumm und reglos auf die zerstörten Häuser und Hallen herab. Der Krieg hatte von den einstigen Stätten der Arbeit fensterlose Ruinen und Berge von Trümmern zurückgelassen. Selbst die Straßen in der schwer zerstörten  Stadt waren von Bomben zerfetzt und mit Geröll übersät. Um den amerikanischen Jeeps den Weg zu bahnen, wurden schwere Räumbagger eingesetzt. Ein einziges deutsches Fahrzeug rollte noch durch die Stadt. Es war ein Pferdewagen, der mit Kannen beladen war. Mit den Kannen wurde das Wasser aus Brunnen heran geschafft und  versorgte so die in Bunkern, Kellern und Erdlöchern hausenden Menschen. Da gab es aber auch noch einen Handwagen. Mit ihm beförderte ein Franzose das Brot aus der Brotfabrik ins Krankenhaus.  
März 1945: Von Oberkassel vorstoßend, erreichen die Truppen der 78. amerikanischen Infanteriedivision das Zentrum von Beuel. An diesem Tag ging in hier der grauenhafte Krieg zu Ende. Gegen vier Uhr am Nachmittag erreichten die Amerikaner die Einfahrt der Germania-Brotfabrik in der Kreuzstraße. Mit der MP im Anschlag durchsuchten sie die Gebäude nach Waffen und deutschen Soldaten. Was sie fanden, waren einige Männer, Deutsche und Fremdarbeiter, die der Kriegseinsatz hierher verschlagen hatte.Unter den großen Backöfen brannte noch das Feuer. Eine Rauchfahne, die einzige und letzte weit und breit, stieg aus dem Schornstein hervor. Die hohen Schlote schauten, drüben hinter der Eisenbahn, stumm und reglos auf die zerstörten Häuser und Hallen herab. Der Krieg hatte von den einstigen Stätten der Arbeit fensterlose Ruinen und Berge von Trümmern zurückgelassen. Selbst die Straßen in der schwer zerstörten  Stadt waren von Bomben zerfetzt und mit Geröll übersät. Um den amerikanischen Jeeps den Weg zu bahnen, wurden schwere Räumbagger eingesetzt. Ein einziges deutsches Fahrzeug rollte noch durch die Stadt. Es war ein Pferdewagen, der mit Kannen beladen war. Mit den Kannen wurde das Wasser aus Brunnen heran geschafft und  versorgte so die in Bunkern, Kellern und Erdlöchern hausenden Menschen. Da gab es aber auch noch einen Handwagen. Mit ihm beförderte ein Franzose das Brot aus der Brotfabrik ins Krankenhaus.  


Beuel war von allen Zufahrten abgeschnitten und die Menschen lebten ohne Hoffnung dem Morgen entgegen. Um den quälenden Hunger zu stillen, reichten die winzigen Rationen nicht aus. Die 160 Sack Wehrmachtsmehl, die in der Brotfabrik zurückgeblieben waren und die Dauerwurstvorräte, die durch die Gauleitung der NSDAP-Westfalen im Nährmittelwerk Kessler & Comp.  eingelagert waren, waren bald aufgezehrt. Jeder Winkel im Garten oder Vorgarten wurde urbar gemacht und bepflanzt, Selbstversorgung stand an erster Stelle. Die Schornsteine begann langsam wieder zu rauchen. Aus den Trümmern wurde das Brennholz herausgesucht oder auf Ennert und Finkenberg geschlagen.<ref name=":5">Stadtverwaltung Beuel. ''Unsere Stadt Beuel : Zerstörung und Wiederaufbau 1945-1955''. Beuel: W. Knauth; 1956. Seite 186 -187</ref>   
Beuel war von allen Zufahrten abgeschnitten und die Menschen lebten ohne Hoffnung dem Morgen entgegen. Um den quälenden Hunger zu stillen, reichten die winzigen Rationen nicht aus. Die 160 Sack Wehrmachtsmehl, die in der Brotfabrik zurückgeblieben waren und die Dauerwurstvorräte, die durch die Gauleitung der NSDAP-Westfalen im Nährmittelwerk Kessler & Comp.  eingelagert waren, waren bald aufgezehrt. Jeder Winkel im Garten oder Vorgarten wurde urbar gemacht und bepflanzt, Selbstversorgung stand an erster Stelle. Die Schornsteine begann langsam wieder zu rauchen. Aus den Trümmern wurde das Brennholz herausgesucht oder auf Ennert und Finkenberg geschlagen.<ref name=":5">Stadtverwaltung Beuel. ''Unsere Stadt Beuel: Zerstörung und Wiederaufbau 1945 - 1955''. Beuel: W. Knauth; 1956. Seite 186 - 187</ref>   


=== In den Trümmern ===
=== In den Trümmern ===
Es hat lange gedauert, bis in den Trümmern der früheren Industriebetriebe wieder neues Leben einzog. Eine Handvoll Männer, die Unternehmer selbst mit ihren verbliebenen Mitarbeitern, begannen Steine und Schutt wegzuräumen. Es war eine fast sinnlose Arbeit, denn es fehlte überall am Notwendigsten. Der Verkehr war vollkommen lahmgelegt. Erst im Juni 45 fuhr erstmals wieder ein Zug zwischen Menden und Honnef. Die Besatzer hatten bestimmte Ausgehzeiten festgelegt. Und nur zu diesen durfte die Bevölkerung ihre Wohnung verlassen. Die Bauern in den Landorten mussten sich mit den Banden von Räubern und Marodierenden, die aus den freigelassenen Fremdlagern entstanden, erwehren. Das Kessko-Werk gab alles, was es noch an Nährmitteln, Fetten und Halbfabrikaten in Besitz hatte. Die von der Militärregierung eingesetzte Verwaltung war bemüht, Kartoffeln und Brennmaterialien heranzuschaffen. Die Reichsmark war nichts mehr wert. Wer Kleidungstücke, Hausgeräte, Wäsche, Geschirr, Schuhe oder Schmuck vor Bomben, Dieben und Plünderern retten konnte, brachte es aufs Land und tauschte gegen Butter und Speck. Die Währung des Schwarzen Marktes waren amerikanische Zigaretten. Eine "Camel" kostete fünf Reichsmark. Wer nicht kompensieren konnte, litt Hunger.<ref name=":6">Stadtverwaltung Beuel. ''Unsere Stadt Beuel : Zerstörung und Wiederaufbau 1945-1955''. Beuel: W. Knauth; 1956. Seite 188</ref>  
Es hat lange gedauert, bis in den Trümmern der früheren Industriebetriebe wieder neues Leben einzog. Eine Handvoll Männer, die Unternehmer selbst mit ihren verbliebenen Mitarbeitern, begannen Steine und Schutt wegzuräumen. Es war eine fast sinnlose Arbeit, denn es fehlte überall am Notwendigsten. Der Verkehr war vollkommen lahmgelegt. Erst im Juni 45 fuhr erstmals wieder ein Zug zwischen Menden und Honnef. Die Besatzer hatten bestimmte Ausgehzeiten festgelegt. Und nur zu diesen durfte die Bevölkerung ihre Wohnung verlassen. Die Bauern in den Landorten mussten sich mit den Banden von Räubern und Marodierenden, die aus den freigelassenen Fremdlagern entstanden, erwehren. Das Kessko-Werk gab alles, was es noch an Nährmitteln, Fetten und Halbfabrikaten in Besitz hatte. Die von der Militärregierung eingesetzte Verwaltung war bemüht, Kartoffeln und Brennmaterialien heranzuschaffen. Die Reichsmark war nichts mehr wert. Wer Kleidungstücke, Hausgeräte, Wäsche, Geschirr, Schuhe oder Schmuck vor Bomben, Dieben und Plünderern retten konnte, brachte es aufs Land und tauschte gegen Butter und Speck. Die Währung des Schwarzen Marktes waren amerikanische Zigaretten. Eine "Camel" kostete fünf Reichsmark. Wer nicht kompensieren konnte, litt Hunger.<ref name=":6">Stadtverwaltung Beuel. ''Unsere Stadt Beuel: Zerstörung und Wiederaufbau 1945 - 1955''. Beuel: W. Knauth; 1956. Seite 188</ref>  


Die Männer, die sich in den Ruinen der Industriebetriebe wieder einfanden, besaßen nur ihre Arbeitskraft, aber sie werken zäh und verbissen.<ref name=":6" />   
Die Männer, die sich in den Ruinen der Industriebetriebe wieder einfanden, besaßen nur ihre Arbeitskraft, aber sie werken zäh und verbissen.<ref name=":6" />   


Der Wiederaufbau im Bonner Portland-Zementwerk begann kaum sechs Wochen nach dem Einzug der Amerikaner. Es sollte aber noch über ein Jahr dauern, bis die Produktion wieder anlaufen konnte. Im Guilleaume-Werk war eine kleine Gruppe gleich nach Beendigung des Krieges an die Trümmerbeseitigung und die notdürftigen Instandsetzung der Produktionsanlagen angegangen. Auch bei der Dr. L. C. Marquart A. G. fand sich in den Wochen nach dem Zusammenbruch die Stammarbeiterschaft wieder ein. Trotz der schweren Kriegsschäden erreichten sie in kurzer Zeit die Herstellung von Pflanzenschutzmitteln. Besonders ein Kalkarsenpräparat wurde dringend zur Bekämpfung der Kartoffelkäfer benötigt.<ref>Stadtverwaltung Beuel. ''Unsere Stadt Beuel : Zerstörung und Wiederaufbau 1945-1955''. Beuel: W. Knauth; 1956. Seite 188 - 189</ref>   
Der Wiederaufbau im Bonner Portland-Zementwerk begann kaum sechs Wochen nach dem Einzug der Amerikaner. Es sollte aber noch über ein Jahr dauern, bis die Produktion wieder anlaufen konnte. Im Guilleaume-Werk war eine kleine Gruppe gleich nach Beendigung des Krieges an die Trümmerbeseitigung und die notdürftigen Instandsetzung der Produktionsanlagen angegangen. Auch bei der Dr. L. C. Marquart A. G. fand sich in den Wochen nach dem Zusammenbruch die Stammarbeiterschaft wieder ein. Trotz der schweren Kriegsschäden erreichten sie in kurzer Zeit die Herstellung von Pflanzenschutzmitteln. Besonders ein Kalkarsenpräparat wurde dringend zur Bekämpfung der Kartoffelkäfer benötigt.<ref>Stadtverwaltung Beuel. ''Unsere Stadt Beuel: Zerstörung und Wiederaufbau 1945 - 1955''. Beuel: W. Knauth; 1956. Seite 188 - 189</ref>   


Als die Rheinische Tapetenfabrik in dem alten von Artillerietreffern durchlöcherten Pförtnerhaus wieder anfing, sah sich vor schier unüberwindliche Schwierigkeiten gestellt. In festen Kammern unter der Kellerdecke waren vorsorglich einzelne Teile der großen Maschinen eingelagert worden. Bomben und Artilleriebeschuss hatten sie wohl verschont, aber nach der Zerstörung der Dächer boten sie keinen Schutz gegen das in das Fabrikgebäude eindringende Regenwasser. Der Rost ließ sich zwar leicht entfernen, dabei gingen aber auch die Markierungen verloren, mit denen bei der Demontage der Maschinen die einzelnen Teile gekennzeichnet worden waren. Die Teile, die zusammengehörten, mussten unter einem Berg von Rädern, Hebeln, Bolzen , Lagern, Schrauben und Walzen mühselig herausgesucht werden. Der Luftangriff vom 4. Februar 1945 hatte die Betriebsgebäude und Anlagen fast vollständig zerstört und alle Maschinen wurden fast restlos vernichtet. Auch hier bahnte sich die noch vorhandene Belegschaft des Werks unentwegt den Weg zum Neuaufbau.<ref>Stadtverwaltung Beuel. ''Unsere Stadt Beuel: Zerstörung und Wiederaufbau 1945-1955''. Beuel: W. Knauth; 1956. Seite 189</ref>   
Als die Rheinische Tapetenfabrik in dem alten von Artillerietreffern durchlöcherten Pförtnerhaus wieder anfing, sah sich vor schier unüberwindliche Schwierigkeiten gestellt. In festen Kammern unter der Kellerdecke waren vorsorglich einzelne Teile der großen Maschinen eingelagert worden. Bomben und Artilleriebeschuss hatten sie wohl verschont, aber nach der Zerstörung der Dächer boten sie keinen Schutz gegen das in das Fabrikgebäude eindringende Regenwasser. Der Rost ließ sich zwar leicht entfernen, dabei gingen aber auch die Markierungen verloren, mit denen bei der Demontage der Maschinen die einzelnen Teile gekennzeichnet worden waren. Die Teile, die zusammengehörten, mussten unter einem Berg von Rädern, Hebeln, Bolzen , Lagern, Schrauben und Walzen mühselig herausgesucht werden. Der Luftangriff vom 4. Februar 1945 hatte die Betriebsgebäude und Anlagen fast vollständig zerstört und alle Maschinen wurden fast restlos vernichtet. Auch hier bahnte sich die noch vorhandene Belegschaft des Werks unentwegt den Weg zum Neuaufbau.<ref>Stadtverwaltung Beuel. ''Unsere Stadt Beuel: Zerstörung und Wiederaufbau 1945 - 1955''. Beuel: W. Knauth; 1956. Seite 189</ref>   


Was in den Wochen und Monaten nach Kriegsende die Beueler Betriebe leisteten, können nur die, die damals das schwere und opferreiche Ringen selbst miterlebt haben, ganz ermessen. Mühe und Sorge der zeit nach Kriegsende sind fast vergessen. Vor der Leistung zehn Jahre nach der Katastrophe stand ein hohes Maß an harter Arbeit, sowie ein zähes Ringen um neue Formen, Produktionsmethoden und  Absatzmärkte.<ref>Stadtverwaltung Beuel. ''Unsere Stadt Beuel : Zerstörung Und Wiederaufbau 1945-1955''. Beuel: W. Knauth; 1956. Seite 190</ref>
Was in den Wochen und Monaten nach Kriegsende die Beueler Betriebe leisteten, können nur die, die damals das schwere und opferreiche Ringen selbst miterlebt haben, ganz ermessen. Mühe und Sorge der zeit nach Kriegsende sind fast vergessen. Vor der Leistung zehn Jahre nach der Katastrophe stand ein hohes Maß an harter Arbeit, sowie ein zähes Ringen um neue Formen, Produktionsmethoden und  Absatzmärkte.<ref>Stadtverwaltung Beuel. ''Unsere Stadt Beuel: Zerstörung und Wiederaufbau 1945 - 1955''. Beuel: W. Knauth; 1956. Seite 190</ref>


== In Beuel beheimate Industriebetriebe ==
== In Beuel beheimate Industriebetriebe ==
In allen Werken der Beueler Industrie konnte man den Rhythmus der neuen Zeit spüren. Gläubig und froh schauten die Menschen wieder in die Zukunft. Freude am Schaffen, Gestalten und Vollenden wurde wieder zur Quelle der Lebenskraft. Wie oft in den letzten Jahren empfanden die Schaffenden diese Freude, wenn sie in neue Werkshallen und Büros einziehen konnten, oder neue maschinelle Anlagen in Betrieb nehmen durften. Im Rahmen eines kurzen Überblicks kann die Entwicklung der Beueler Industrie während des Jahrzehnts des Wiederaufbaus nur in großen Zügen beschrieben werden. Auf den technischen Fortschritt  in den einzelnen und sehr verschiedenartigen Produktionsstätten einzugehen fehlt der Raum. Gerade dieser technische Fortschritt ist bzw. war mitbestimmend, wenn nicht sogar ausschlaggebend, für den Erfolg gewesen. <ref>Aus "Unsere Stadt Beuel Zerstörung und Wiederaufbau 1945 - 1955" Seite 202</ref>
In allen Werken der Beueler Industrie konnte man den Rhythmus der neuen Zeit spüren. Gläubig und froh schauten die Menschen wieder in die Zukunft. Freude am Schaffen, Gestalten und Vollenden wurde wieder zur Quelle der Lebenskraft. Wie oft in den letzten Jahren empfanden die Schaffenden diese Freude, wenn sie in neue Werkshallen und Büros einziehen konnten, oder neue maschinelle Anlagen in Betrieb nehmen durften. Im Rahmen eines kurzen Überblicks kann die Entwicklung der Beueler Industrie während des Jahrzehnts des Wiederaufbaus nur in großen Zügen beschrieben werden. Auf den technischen Fortschritt  in den einzelnen und sehr verschiedenartigen Produktionsstätten einzugehen fehlt der Raum. Gerade dieser technische Fortschritt ist bzw. war mitbestimmend, wenn nicht sogar ausschlaggebend, für den Erfolg gewesen. <ref>Stadtverwaltung Beuel. ''Unsere Stadt Beuel: Zerstörung und Wiederaufbau 1945 - 1955''. Beuel: W. Knauth; 1956. Seite 202</ref>


Das Bild von der Beueler Industrie lässt sich nur skizzenhaft darstellen. Es wäre aber ein unvollkommenes Bild, würde man die Schwenkkräne und Förderbänder übersehen, die am Rheinhafen den Basalt, das Gold des Westerwalds, aus den Zügen der Bröltalbahn in die Lastkähne umgeschlagen haben. Auch sind die vielen Kiesgruben mit ihren damals neuzeitlichen Förderanlagen und den endlosen Lastwagenkolonnen  aus dem industriellen Schaffen und insbesondere aus dem Bild des Wiederaufbaus nicht wegzudenken. Genauso wie die Bauunternehmen, die unmittelbar durch ihre Arbeit das Gesicht der neuen Zeit in den Städten und Dörfern prägten. Der Industriezweig dessen Entwicklung viele Generationen zurückreicht, sind die Beueler Wäschereien. Diese sind aufs Engste mit der Beueler Geschichte verbunden. Sie bestanden schon, als das Fabrikgelände im Osten Beuels noch Ackerland war und an den Hängen bei Schwarz-Rheindorf und Vilich Wein angebaut wurde. Einst schickten die Kölner ihre schmutzige Wäsche per Dampfschiff nach Beuel. Auch in Bonn, in Godesberg und in den Städtchen am Siebengebirge war bekannt, dass die Beueler Wäscher und Bleicher nicht nur gute, sondern beste Arbeit leisteten. Das blieb auch so, nachdem die modernen Errungenschaften der Technik in den Betrieb Einzug hielt. Moderne Anlagen zur Aufbereitung des Brauchwassers, maschinelle, teils automatische, Einrichtungen zum Waschen und Plätten lösten die frühere Handarbeit ab und vervollkommneten die Wäschepflege weiter. Charakteristisch für alle Beueler Betriebe in den Jahren des Wiederaufbaus ist der starke Zug zur Technisierung. Mit dem Facharbeiter ist ein neuer Typ des Werktätigen in das Erscheinungsbild  des wirtschaftlichen und sozialen Lebens getreten. <ref>Stadtverwaltung Beuel. Unsere Stadt Beuel : Zerstörung und Wiederaufbau 1945 -1955. Beuel: W. Knauth; 1956. Seite 205 - 207</ref>  
Das Bild von der Beueler Industrie lässt sich nur skizzenhaft darstellen. Es wäre aber ein unvollkommenes Bild, würde man die Schwenkkräne und Förderbänder übersehen, die am Rheinhafen den Basalt, das Gold des Westerwalds, aus den Zügen der Bröltalbahn in die Lastkähne umgeschlagen haben. Auch sind die vielen Kiesgruben mit ihren damals neuzeitlichen Förderanlagen und den endlosen Lastwagenkolonnen  aus dem industriellen Schaffen und insbesondere aus dem Bild des Wiederaufbaus nicht wegzudenken. Genauso wie die Bauunternehmen, die unmittelbar durch ihre Arbeit das Gesicht der neuen Zeit in den Städten und Dörfern prägten. Der Industriezweig dessen Entwicklung viele Generationen zurückreicht, sind die Beueler Wäschereien. Diese sind aufs Engste mit der Beueler Geschichte verbunden. Sie bestanden schon, als das Fabrikgelände im Osten Beuels noch Ackerland war und an den Hängen bei Schwarz-Rheindorf und Vilich Wein angebaut wurde. Einst schickten die Kölner ihre schmutzige Wäsche per Dampfschiff nach Beuel. Auch in Bonn, in Godesberg und in den Städtchen am Siebengebirge war bekannt, dass die Beueler Wäscher und Bleicher nicht nur gute, sondern beste Arbeit leisteten. Das blieb auch so, nachdem die modernen Errungenschaften der Technik in den Betrieb Einzug hielt. Moderne Anlagen zur Aufbereitung des Brauchwassers, maschinelle, teils automatische, Einrichtungen zum Waschen und Plätten lösten die frühere Handarbeit ab und vervollkommneten die Wäschepflege weiter. Charakteristisch für alle Beueler Betriebe in den Jahren des Wiederaufbaus ist der starke Zug zur Technisierung. Mit dem Facharbeiter ist ein neuer Typ des Werktätigen in das Erscheinungsbild  des wirtschaftlichen und sozialen Lebens getreten. <ref>Stadtverwaltung Beuel. ''Unsere Stadt Beuel: Zerstörung und Wiederaufbau 1945 - 1955''. Beuel: W. Knauth; 1956. Seite 205 - 207</ref>  


Soweit das Schicksal der beschriebenen Unternehmen bekannt ist, bzw. über Internetrecherche und Eintragungen im Bonner Handelsregister zu erfahren sind, werden diese Informationen natürlich mit berücksichtigt.
Soweit das Schicksal der beschriebenen Unternehmen bekannt ist, bzw. über Internetrecherche und Eintragungen im Bonner Handelsregister zu erfahren sind, werden diese Informationen natürlich mit berücksichtigt.
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Sie ist das älteste Werk der Beueler Industrie und liegt bei Oberkassel.  Sie wird seit 1939 unter diesem Namen geführt. Schon 1806 hatte der Bergmeister Leopold Bleibtreu auf der Hardt bei Pützchen eine Alaunhütte errichtet. Daraus ging 1953 durch Zusammenschluss mit einer benachbarten Alaunhütte der "Bonner Bergwerks- und Hüttenverein" als Aktiengesellschaft hervor.   
Sie ist das älteste Werk der Beueler Industrie und liegt bei Oberkassel.  Sie wird seit 1939 unter diesem Namen geführt. Schon 1806 hatte der Bergmeister Leopold Bleibtreu auf der Hardt bei Pützchen eine Alaunhütte errichtet. Daraus ging 1953 durch Zusammenschluss mit einer benachbarten Alaunhütte der "Bonner Bergwerks- und Hüttenverein" als Aktiengesellschaft hervor.   


Portlandzement war bisher nur aus England zu beziehen. Dr. Hermann Bleibtreu, dem Sohn des wenige Jahre vor dem Zusammenschluss verstorbenen Bergmeisters, war es nach jahrelangen Versuchen gelungen diesen mit einheimischen Rohstoffen herzustellen. Er errichtete 1855 im Auftrag einer Aktiengesellschaft bei Stettin die erste deutsche Zementfabrik.  Dr. Hermann Bleibtreu kehrte ein Jahr später wieder an den Rhein zurück.<ref name=":7">Stadtverwaltung Beuel. Unsere Stadt Beuel : Zerstörung Und Wiederaufbau 1945-1955. Beuel: W. Knauth; 1956. Seite 191</ref>
Portlandzement war bisher nur aus England zu beziehen. Dr. Hermann Bleibtreu, dem Sohn des wenige Jahre vor dem Zusammenschluss verstorbenen Bergmeisters, war es nach jahrelangen Versuchen gelungen diesen mit einheimischen Rohstoffen herzustellen. Er errichtete 1855 im Auftrag einer Aktiengesellschaft bei Stettin die erste deutsche Zementfabrik.  Dr. Hermann Bleibtreu kehrte ein Jahr später wieder an den Rhein zurück.<ref name=":7">Stadtverwaltung Beuel. ''Unsere Stadt Beuel: Zerstörung und Wiederaufbau 1945 - 1955''. Beuel: W. Knauth; 1956. Seite 191</ref>


Der Verwaltungsrat des Bonner Bergwerks- und Hüttenverein hatte am 12.Juni 1856 beschlossen, die Geschäftszwecke des Vereins zu erweitern. Dr. Hermann Bleibtreu wurde als Generaldirektor der Gesellschaft mit dem Aufbau der Zementfabrik unmittelbar am Rhein bei Oberkassel beauftragt. Ausschlaggebend für die Wahl des Standortes Oberkassel war die Lage am Rhein mit seinen guten Transportmöglichkeiten, denn ihren Rohstoff erhielt die Zementfabrik aus Budenheim bei Mainz. Der Zement wurde in sechs Schachtöfen gebrannt.<ref>Willi Hey - 150 Jahre Bonner Portland-Zementwerk Oberkassel; URL: https://www.heimatverein-oberkassel.de/themen/150-jahre-bonner-portland-zementwerk-oberkassel/; (Abgerufen 18.05.2023)</ref>
Der Verwaltungsrat des Bonner Bergwerks- und Hüttenverein hatte am 12.Juni 1856 beschlossen, die Geschäftszwecke des Vereins zu erweitern. Dr. Hermann Bleibtreu wurde als Generaldirektor der Gesellschaft mit dem Aufbau der Zementfabrik unmittelbar am Rhein bei Oberkassel beauftragt. Ausschlaggebend für die Wahl des Standortes Oberkassel war die Lage am Rhein mit seinen guten Transportmöglichkeiten, denn ihren Rohstoff erhielt die Zementfabrik aus Budenheim bei Mainz. Der Zement wurde in sechs Schachtöfen gebrannt.<ref>Willi Hey - 150 Jahre Bonner Portland-Zementwerk Oberkassel; URL: https://www.heimatverein-oberkassel.de/themen/150-jahre-bonner-portland-zementwerk-oberkassel/; (Abgerufen 18.05.2023)</ref>
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=== Vereinigte Jutespinnereien und Webereien A. G. ===
=== Vereinigte Jutespinnereien und Webereien A. G. ===
Sie ist das zweitälteste und belegschaftsstärkste Industrieunternehmen im Beueler Raum. Gegründet 1868 war es die erste Fabrik in Deutschland, die die Jute von der Rohfaser bis zum fertigen Gewebe verarbeitet. Seit Jahrzehnten bildet es den Mittelpunkt des Stadtteils Beuel-Ost.  Zeitweise beschäftigte es über 1000 Arbeiter und ANgestellte. Viele der Nachkommen jener Familien, die um die Jahrhundertwende in südosteuropäischen Ländern angeworben wurden, gehören heute (1955/56) noch zum Stamm der Betriebsgemeinschaft. 1955, ein Jahrzehnt nach der fast vollständigen Vernichtung, gehört das neu erstandene, mit modernsten technischen Anlagen ausgestattete, Werk zu den größten und leistungsfähigsten der Juteindustrie. Das Werk produziert auch Feingarne für die Teppichherstellung, Grobgarne für die Kabelindustrie und andere zahlreiche Verbraucherkreise. Mehrere Millionen Jutesäcke verlassen jährlich die Produktion. Die Kunstlederherstellung wurde als jüngstes Erzeugnis in das Produktionsprogramm aufgenommen. Dazu wurde eine besondere Abteilung mit neuzeitlichen Spezialmaschinen dem Werk angegliedert.<ref>Stadtverwaltung Beuel. Unsere Stadt Beuel : Zerstörung Und Wiederaufbau 1945-1955. Beuel: W. Knauth; 1956. Seite 193</ref>  
Sie ist das zweitälteste und belegschaftsstärkste Industrieunternehmen im Beueler Raum. Gegründet 1868 war es die erste Fabrik in Deutschland, die die Jute von der Rohfaser bis zum fertigen Gewebe verarbeitet. Seit Jahrzehnten bildet es den Mittelpunkt des Stadtteils Beuel-Ost.  Zeitweise beschäftigte es über 1000 Arbeiter und ANgestellte. Viele der Nachkommen jener Familien, die um die Jahrhundertwende in südosteuropäischen Ländern angeworben wurden, gehören heute (1955/56) noch zum Stamm der Betriebsgemeinschaft. 1955, ein Jahrzehnt nach der fast vollständigen Vernichtung, gehört das neu erstandene, mit modernsten technischen Anlagen ausgestattete, Werk zu den größten und leistungsfähigsten der Juteindustrie. Das Werk produziert auch Feingarne für die Teppichherstellung, Grobgarne für die Kabelindustrie und andere zahlreiche Verbraucherkreise. Mehrere Millionen Jutesäcke verlassen jährlich die Produktion. Die Kunstlederherstellung wurde als jüngstes Erzeugnis in das Produktionsprogramm aufgenommen. Dazu wurde eine besondere Abteilung mit neuzeitlichen Spezialmaschinen dem Werk angegliedert.<ref>Stadtverwaltung Beuel. ''Unsere Stadt Beuel: Zerstörung und Wiederaufbau 1945 - 1955''. Beuel: W. Knauth; 1956. Seite 193</ref>  


1954 stellte der Betrieb auf Kunstleder und Bodenbeläge um. Im Jahr 1961 wurde das Gelände von der Dresdner Bank aufgekauft und bis 1965 als Bodenbelagfabrik betrieben. 1965 wurde die Firma dann von der Dynamit Nobel AG aus Troisdorf erworben und firmierte seitdem als Vereinigte Jutespinnereien und Webereien AG. Von 1965 bis 1980 produzierte die ehemalige Jutespinnerei PVC-Produkte für die Troisdorfer Dynamit.  
1954 stellte der Betrieb auf Kunstleder und Bodenbeläge um. Im Jahr 1961 wurde das Gelände von der Dresdner Bank aufgekauft und bis 1965 als Bodenbelagfabrik betrieben. 1965 wurde die Firma dann von der Dynamit Nobel AG aus Troisdorf erworben und firmierte seitdem als Vereinigte Jutespinnereien und Webereien AG. Von 1965 bis 1980 produzierte die ehemalige Jutespinnerei PVC-Produkte für die Troisdorfer Dynamit.  
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=== Chemische Fabrik Dr. L C. Marquart A. G. ===
=== Chemische Fabrik Dr. L C. Marquart A. G. ===
Die chemische Fabrik hat seit 1892 ihren Standort auf dem weiten Gelände zwischen der Siegburger- und der Auguststraße. Vom Apotheker erster Klasse Dr. Ludwig Clamor Marquart schon 1846 in Bonn gegründet, um in industrieller Fertigung Reagenzen und Feinchemikalien für die Pharmazie zu erzeugen. Das Werk hat mit dem gewaltigen Fortschritt und Aufschwung der Chemie Schritt halten können. Zur chemischen und metallurgischen Verarbeitung Mineralien, metallhaltigen Rückständen und Zwischenerzeugnissen ist es 1955 mit modernen Anlagen und maschinellen Einrichtungen ausgestattet. Sein Produktionsprogramm besteht aus der Herstellung von Arsen-, Barium-, Blei-, Cadmium-, Kobalt-, Kupfer-, Lithium-, Molybdän-, Nickel-, Selen-, Strontium-, Thallium-, Wismut-, und Zinksalzen für die chemische und galvanische Industrie, für die Glas- und keramische Industrie, für die Gummi- und Farbenherstellung, für die Textilindustrie sowie für die Kunststoffverarbeitung. In das Produktionsprogramm wurde Mitte der 1950er Jahre ein bewährtes Mittel für die Innenaufbereitung von Kesselspeisewasser neu aufgenommen. Dieses Mittel stellte einen großen Fortschritt dar und fand in besonderem Maße für die Lokomotiven der Bundesbahn, der Staats- und Privatbahnen verschiedener Länder, als auch in der Binnen- und Seeschifffahrt Verwendung.<ref>Stadtverwaltung Beuel. Unsere Stadt Beuel : Zerstörung Und Wiederaufbau 1945-1955. Beuel: W. Knauth; 1956. Seite 193 - 194</ref>  
Die chemische Fabrik hat seit 1892 ihren Standort auf dem weiten Gelände zwischen der Siegburger- und der Auguststraße. Vom Apotheker erster Klasse Dr. Ludwig Clamor Marquart schon 1846 in Bonn gegründet, um in industrieller Fertigung Reagenzen und Feinchemikalien für die Pharmazie zu erzeugen. Das Werk hat mit dem gewaltigen Fortschritt und Aufschwung der Chemie Schritt halten können. Zur chemischen und metallurgischen Verarbeitung Mineralien, metallhaltigen Rückständen und Zwischenerzeugnissen ist es 1955 mit modernen Anlagen und maschinellen Einrichtungen ausgestattet. Sein Produktionsprogramm besteht aus der Herstellung von Arsen-, Barium-, Blei-, Cadmium-, Kobalt-, Kupfer-, Lithium-, Molybdän-, Nickel-, Selen-, Strontium-, Thallium-, Wismut-, und Zinksalzen für die chemische und galvanische Industrie, für die Glas- und keramische Industrie, für die Gummi- und Farbenherstellung, für die Textilindustrie sowie für die Kunststoffverarbeitung. In das Produktionsprogramm wurde Mitte der 1950er Jahre ein bewährtes Mittel für die Innenaufbereitung von Kesselspeisewasser neu aufgenommen. Dieses Mittel stellte einen großen Fortschritt dar und fand in besonderem Maße für die Lokomotiven der Bundesbahn, der Staats- und Privatbahnen verschiedener Länder, als auch in der Binnen- und Seeschifffahrt Verwendung.<ref>Stadtverwaltung Beuel. ''Unsere Stadt Beuel: Zerstörung und Wiederaufbau 1945 - 1955''. Beuel: W. Knauth; 1956. Seite 193 - 194</ref>  


1961 wurde die AG zur ''Dr. L. C. Marquart GmbH'', welche 1979 als 'Werk Marquart' in die ''Degussa AG'' überging (bis Ende 2006). Durch die Fabrikation von unter anderem Schwermetallen kam es zur industriellen Kontamination der Werke, was umfangreiche Abriss- und Sanierungsarbeiten zur Folge hatte. Heute ist das Werk Teil der ''Evonik Degussa AG'', die 2006 als Teilkonzern in dem börsennotierten Chemiekonzern ''Evonik Industries AG'' aufging. Der Standort Beuel beherbergt einen Spezialbetrieb zur Herstellung von Mattierungsmitteln für hochwertige Lacke. <ref>„Chemische Fabrik Dr. L. C. Marquart AG in Beuel”. In: KuLaDig, Kultur.Landschaft.Digital. URL: https://www.kuladig.de/Objektansicht/KLD-302351 (Abgerufen: 23. Mai 2023)</ref>  
1961 wurde die AG zur ''Dr. L. C. Marquart GmbH'', welche 1979 als 'Werk Marquart' in die ''Degussa AG'' überging (bis Ende 2006). Durch die Fabrikation von unter anderem Schwermetallen kam es zur industriellen Kontamination der Werke, was umfangreiche Abriss- und Sanierungsarbeiten zur Folge hatte. Heute ist das Werk Teil der ''Evonik Degussa AG'', die 2006 als Teilkonzern in dem börsennotierten Chemiekonzern ''Evonik Industries AG'' aufging. Der Standort Beuel beherbergt einen Spezialbetrieb zur Herstellung von Mattierungsmitteln für hochwertige Lacke. <ref>„Chemische Fabrik Dr. L. C. Marquart AG in Beuel”. In: KuLaDig, Kultur.Landschaft.Digital. URL: https://www.kuladig.de/Objektansicht/KLD-302351 (Abgerufen: 23. Mai 2023)</ref>  


=== Rheinische Schmirgelwerke Wilhelm Jürges & Co. ===
=== Rheinische Schmirgelwerke Wilhelm Jürges & Co. ===
Es war eines der großen Industrieunternehmen an der Südstraße.<ref name=":1" /> Trotz schwerster Kriegsschäden hat das Unternehmen sich im Jahrzehnt des Wiederaufbaues  seine frühere Stellung in der Beueler Industriefamilie, sowie den guten Ruf ihrer weltbekannten Markenartikel unter den Namen „Nicco“ und „Herkules“ zurückerobern können. Die Produktion des „Nicco“-Herdputzes musste acht Jahre lang ruhen, konnte aber im Oktober 1948 wieder aufgenommen werden. „Evidur-elastische Wäschesteife“ und „Nicolo-Hartwachs“ sind Markenartikel, um die die chemische Fertigung erweitert wurde. Diese beiden Markenartikel konnten sich schnell durchsetzen. Eingang in die Möbel- und Sperrholzindustrie, in die Maschinen- und Automobilindustrie und in die Werften sicherten sich Schleifwerkzeuge in Bändern, Rollen und Scheiben. <ref>Stadtverwaltung Beuel. Unsere Stadt Beuel : Zerstörung Und Wiederaufbau 1945-1955. Beuel: W. Knauth; 1956. Seite 194</ref>
Es war eines der großen Industrieunternehmen an der Südstraße.<ref name=":1" /> Trotz schwerster Kriegsschäden hat das Unternehmen sich im Jahrzehnt des Wiederaufbaues  seine frühere Stellung in der Beueler Industriefamilie, sowie den guten Ruf ihrer weltbekannten Markenartikel unter den Namen „Nicco“ und „Herkules“ zurückerobern können. Die Produktion des „Nicco“-Herdputzes musste acht Jahre lang ruhen, konnte aber im Oktober 1948 wieder aufgenommen werden. „Evidur-elastische Wäschesteife“ und „Nicolo-Hartwachs“ sind Markenartikel, um die die chemische Fertigung erweitert wurde. Diese beiden Markenartikel konnten sich schnell durchsetzen. Eingang in die Möbel- und Sperrholzindustrie, in die Maschinen- und Automobilindustrie und in die Werften sicherten sich Schleifwerkzeuge in Bändern, Rollen und Scheiben. <ref>Stadtverwaltung Beuel. ''Unsere Stadt Beuel: Zerstörung und Wiederaufbau 1945 - 1955''. Beuel: W. Knauth; 1956. Seite 194</ref>


Das Herdputzmittel „Puzzi“ war in den 1950er Jahren genauso bekannt wie Persil. Jeder Haushalt mit einem Elektroherd kannte dieses Produkt oder benutzt es noch heute. „Mutti will nur Nicco“ - mit diesem Slogan erlangten die Rheinischen Schmirgel Werke Beuel einst Weltruhm. <ref name=":2">"Ein Blick auf die Geschichte der Schmirgelwerke in Beuel". Artikel im Bonner General-Anzeiger vom 17.08.2018. URL: https://ga.de/bonn/beuel/ein-blick-auf-die-geschichte-der-schmirgelwerke-in-beuel_aid-43865627 (Abgerufen: 23.05.2023)</ref>
Das Herdputzmittel „Puzzi“ war in den 1950er Jahren genauso bekannt wie Persil. Jeder Haushalt mit einem Elektroherd kannte dieses Produkt oder benutzt es noch heute. „Mutti will nur Nicco“ - mit diesem Slogan erlangten die Rheinischen Schmirgel Werke Beuel einst Weltruhm. <ref name=":2">"Ein Blick auf die Geschichte der Schmirgelwerke in Beuel". Artikel im Bonner General-Anzeiger vom 17.08.2018. URL: https://ga.de/bonn/beuel/ein-blick-auf-die-geschichte-der-schmirgelwerke-in-beuel_aid-43865627 (Abgerufen: 23.05.2023)</ref>
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=== Guilleaume-Werk ===
=== Guilleaume-Werk ===
Das Werk ist aus der Bonner Steingutfabrik Franz Anton Mehlem hervorgegangen. Es hat seinen Sitz seit 1920 an der Gartenstraße. Es hat in dem vergangenen Jahrzehnt nach Kriegsende außerordentliche Leistungen vollbracht. Nach der Zerstörung beginnen die verbliebenen Arbeiter fast sofort mit dem Wiederaufbau der Produktionsstätte. Letztlich wird der Wiederaufbau aber mehrere Jahre dauern und kommt nach der Rückkehr der Kriegsgefangenen richtig in Schwung. Im Wesentlichen wird dabei das Layout der Fabrik beibehalten, aber dem Einsatz von modernen Produktionsmitteln wie Öfen und Pressen wird Rechnung getragen <ref name=":3">"Historie | Die ATLANTIC-Unternehmensgeschichte" URL: https://www.atlantic-schleifscheiben.de/unternehmen/unternehmen-atlantic/historie (Abgrufen: 29.05.2023)</ref>. Maßnahmen der Militärregierung erschwerten zu Beginn die Arbeit, weil das Permit für die Produktion von Schleifmitteln verweigert wurde. Überbrückt wurde diese Zeit mit der Herstellung anderer Erzeugnisse, vor allem von keramischem Niederspannungsporzellan. Das Werk konnte durch seine Qualitätserzeugnisse seinen Platz in der deutschen Schleifmittelindustrie auf auf den Absatzmärkten zurückgewinnen. <ref>Stadtverwaltung Beuel. Unsere Stadt Beuel : Zerstörung Und Wiederaufbau 1945-1955. Beuel: W. Knauth; 1956. Seite 195</ref>  
Das Werk ist aus der Bonner Steingutfabrik Franz Anton Mehlem hervorgegangen. Es hat seinen Sitz seit 1920 an der Gartenstraße. Es hat in dem vergangenen Jahrzehnt nach Kriegsende außerordentliche Leistungen vollbracht. Nach der Zerstörung beginnen die verbliebenen Arbeiter fast sofort mit dem Wiederaufbau der Produktionsstätte. Letztlich wird der Wiederaufbau aber mehrere Jahre dauern und kommt nach der Rückkehr der Kriegsgefangenen richtig in Schwung. Im Wesentlichen wird dabei das Layout der Fabrik beibehalten, aber dem Einsatz von modernen Produktionsmitteln wie Öfen und Pressen wird Rechnung getragen <ref name=":3">"Historie | Die ATLANTIC-Unternehmensgeschichte" URL: https://www.atlantic-schleifscheiben.de/unternehmen/unternehmen-atlantic/historie (Abgrufen: 29.05.2023)</ref>. Maßnahmen der Militärregierung erschwerten zu Beginn die Arbeit, weil das Permit für die Produktion von Schleifmitteln verweigert wurde. Überbrückt wurde diese Zeit mit der Herstellung anderer Erzeugnisse, vor allem von keramischem Niederspannungsporzellan. Das Werk konnte durch seine Qualitätserzeugnisse seinen Platz in der deutschen Schleifmittelindustrie auf auf den Absatzmärkten zurückgewinnen. <ref>Stadtverwaltung Beuel. ''Unsere Stadt Beuel: Zerstörung und Wiederaufbau 1945 - 1955''. Beuel: W. Knauth; 1956. Seite 195</ref>  


Das Unternehmen firmiert heute unter ATLANTIC GmbH und hat seinen Sitz immer noch in der Gartenstraße in Beuel.  
Das Unternehmen firmiert heute unter ATLANTIC GmbH und hat seinen Sitz immer noch in der Gartenstraße in Beuel.  
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=== August Wilhelm Andernach AG ===
=== August Wilhelm Andernach AG ===
Zu den Gütezeichen, die von der Leistungsfähigkeit der Beueler Industrieunternehmen künden, gehörte der Dreizack der Dachpappen- und Isoliermittelfabrik. Schon zur Zeit seines Gründers hatte es maßgeblichen Anteil  an der Entwicklung der Dachpappe zu dem haltbaren und widerstandsfähigen Material. Es nahm 1955 nicht nur bildlich den obersten Platz in der Bauwirtschaft ein. Die Fertigung der patentierte Kosmos Falzbaupappe wurde bereit 1898 aufgenommen und erlangte Weltruf. Bereits 1904 wurde ein hochwertiger Dachstoff "Stapazoid" hergestellt. 1952 konnte das Werk ein neuartiges Fabrikat, den Dachstoff "Strapzoid-Super", zum Patent anmelden. Dieser neue Dachstoff wird auf Lattung verlegt und spart dadurch drei Viertel des Schalholzes ein. Das Werk stellte verschiedenste Abdichtungsstoffe, Klebemassen und Kitte, sowie Bitumen-Vergußmassen, Lacke und eine Reihe chemischer Baustoffe wie AWA-Mörtelzusatz, Zementhärter und Frostschutzmittel her. Eine pharmazeutischen Abteilung, die 1951 eingerichtet wurde, produzierte das Präparat Odyx, das sich schnell als wirksames Heilmittel bei Hauterkrankungen eingeführt hat. <ref>Stadtverwaltung Beuel. Unsere Stadt Beuel : Zerstörung Und Wiederaufbau 1945-1955. Beuel: W. Knauth; 1956. Seite 195 - 196</ref>  
Zu den Gütezeichen, die von der Leistungsfähigkeit der Beueler Industrieunternehmen künden, gehörte der Dreizack der Dachpappen- und Isoliermittelfabrik. Schon zur Zeit seines Gründers hatte es maßgeblichen Anteil  an der Entwicklung der Dachpappe zu dem haltbaren und widerstandsfähigen Material. Es nahm 1955 nicht nur bildlich den obersten Platz in der Bauwirtschaft ein. Die Fertigung der patentierte Kosmos Falzbaupappe wurde bereit 1898 aufgenommen und erlangte Weltruf. Bereits 1904 wurde ein hochwertiger Dachstoff "Stapazoid" hergestellt. 1952 konnte das Werk ein neuartiges Fabrikat, den Dachstoff "Strapzoid-Super", zum Patent anmelden. Dieser neue Dachstoff wird auf Lattung verlegt und spart dadurch drei Viertel des Schalholzes ein. Das Werk stellte verschiedenste Abdichtungsstoffe, Klebemassen und Kitte, sowie Bitumen-Vergußmassen, Lacke und eine Reihe chemischer Baustoffe wie AWA-Mörtelzusatz, Zementhärter und Frostschutzmittel her. Eine pharmazeutischen Abteilung, die 1951 eingerichtet wurde, produzierte das Präparat Odyx, das sich schnell als wirksames Heilmittel bei Hauterkrankungen eingeführt hat. <ref>Stadtverwaltung Beuel. ''Unsere Stadt Beuel: Zerstörung und Wiederaufbau 1945 - 1955''. Beuel: W. Knauth; 1956. </ref>  




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=== Geko - Möbel - Fabrik Gerhard Kopprasch e. K. ===
=== Geko - Möbel - Fabrik Gerhard Kopprasch e. K. ===
Das Werk ist sehr jung auf Beueler Boden, aber schon fest verwurzelt und setzt die Tradition seines Inhaber und Leiter Gerhard Kopprasch in Pirna an der Elbe gegründete Unternehmen fort. Am 13. Dezember 1948 musste der Fabrikant seinen Besitz in Pirna verlassen und zog mit seiner Familie nach Beuel. Hier begann er aufs neue einen eigenen Betrieb aufzubauen. Im Januar 1950 hat er seine Werkstätten im ehemaligen Entgiftungsbunker in der Südstraße<ref name=":1">Südstraße hieß in Beuel der Abschnitt zwischen Siegburger Straße bis zum Schwarzen Weg. Sie wurde durch einen Ratsbeschluss von 1955 in Königswinterer Straße umbenannt.</ref> eingerichtet. Sie wurde die Keimzelle des „Geko”-Werkes, das sich in der kurzen Zeit von fünf Jahren zu einem der größten Industrieunternehmen der Stadt Beuel und zur bedeutendsten Tonmöbel-Spezialfabrik entwickelte. Schon vier Jahre nach seiner Gründung beschäftigte das „Geko”-Werk über 500 Mitarbeiter. „Geko”-Tonmöbel wurden, bundesweit, in Westeuropa und Amerika,  zu einem Begriff für die Qualitätsarbeit deutscher Serienfertigung. <ref>Stadtverwaltung Beuel. Unsere Stadt Beuel : Zerstörung Und Wiederaufbau 1945-1955. Beuel: W. Knauth; 1956. Seite 197</ref>
Das Werk ist sehr jung auf Beueler Boden, aber schon fest verwurzelt und setzt die Tradition seines Inhaber und Leiter Gerhard Kopprasch in Pirna an der Elbe gegründete Unternehmen fort. Am 13. Dezember 1948 musste der Fabrikant seinen Besitz in Pirna verlassen und zog mit seiner Familie nach Beuel. Hier begann er aufs neue einen eigenen Betrieb aufzubauen. Im Januar 1950 hat er seine Werkstätten im ehemaligen Entgiftungsbunker in der Südstraße<ref name=":1">Südstraße hieß in Beuel der Abschnitt zwischen Siegburger Straße bis zum Schwarzen Weg. Sie wurde durch einen Ratsbeschluss von 1955 in Königswinterer Straße umbenannt.</ref> eingerichtet. Sie wurde die Keimzelle des „Geko”-Werkes, das sich in der kurzen Zeit von fünf Jahren zu einem der größten Industrieunternehmen der Stadt Beuel und zur bedeutendsten Tonmöbel-Spezialfabrik entwickelte. Schon vier Jahre nach seiner Gründung beschäftigte das „Geko”-Werk über 500 Mitarbeiter. „Geko”-Tonmöbel wurden, bundesweit, in Westeuropa und Amerika,  zu einem Begriff für die Qualitätsarbeit deutscher Serienfertigung. <ref>Stadtverwaltung Beuel. ''Unsere Stadt Beuel: Zerstörung und Wiederaufbau 1945 - 1955''. Beuel: W. Knauth; 1956. Seite 197</ref>


Am  26.8.1955 veröffentlichte die Bonner Rundschau einen Artikel über das „Geko”-Werk: <br>
Am  26.8.1955 veröffentlichte die Bonner Rundschau einen Artikel über das „Geko”-Werk: <br>
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=== Rheindorfer Möbelfabrik ===
=== Rheindorfer Möbelfabrik ===
Die Fabrik gehört zu den Unternehmen, die schon seit Jahrzehnten mit leistungsfähigen Betrieben in Beuel vertreten sind. Nach dem Ende des WW2 hat sie einen beachtlichen Aufschwung nehmen können. Es werden hauptsächlich Anbaumöbel und Schlafzimmer hergestellt. Nach der Währungsreform konnte es Kapazität gegen über dem Vorkriegsstand  um 50% erhöhen. <ref name=":8">Stadtverwaltung Beuel. Unsere Stadt Beuel : Zerstörung Und Wiederaufbau 1945-1955. Beuel: W. Knauth; 1956. Seite 198</ref>
Die Fabrik gehört zu den Unternehmen, die schon seit Jahrzehnten mit leistungsfähigen Betrieben in Beuel vertreten sind. Nach dem Ende des WW2 hat sie einen beachtlichen Aufschwung nehmen können. Es werden hauptsächlich Anbaumöbel und Schlafzimmer hergestellt. Nach der Währungsreform konnte es Kapazität gegen über dem Vorkriegsstand  um 50% erhöhen. <ref name=":8">Stadtverwaltung Beuel. ''Unsere Stadt Beuel: Zerstörung und Wiederaufbau 1945 - 1955''. Beuel: W. Knauth; 1956. Seite 198</ref>


Zu dem weiteren Schicksal des Unternehmens ist nur aus dem Handelsregistereintrag zu entnehmen, dass die Gesellschafterversammlung im November 1973 die Auflösung des Unternehmens  beschlossen haben. Im Juni 1976 ist die Firma erloschen.<ref>Amtsgericht Bonn HRB 459 – Rheindorfer Möbelfabrik Gesellschaft mit beschränkter Haftung
Zu dem weiteren Schicksal des Unternehmens ist nur aus dem Handelsregistereintrag zu entnehmen, dass die Gesellschafterversammlung im November 1973 die Auflösung des Unternehmens  beschlossen haben. Im Juni 1976 ist die Firma erloschen.<ref>Amtsgericht Bonn HRB 459 – Rheindorfer Möbelfabrik Gesellschaft mit beschränkter Haftung
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=== Autogenwerkzeugfabrik Lambert Fell ===
=== Autogenwerkzeugfabrik Lambert Fell ===
Weit über Beuel hinaus haben die Erzeugnisse der Autogenwerkzeugfabrik Verbreitung gefunden. Der frühere, im Jahr 1953 verstorbene, Beueler Bürgermeister Lambert Fell hatte das Unternehmen 1911 in Wahn gegründet. Er verlegte es 1919 an den jetzigen Standort. Für die verschiedensten Verwendungszwecke wurden Schweißgeräte und Spezialwerkzeuge produziert. Durch hochwertige Präzisionsarbeit errang das Unternehmen beachtlich Erfolge im In- und Ausland. <ref name=":9">Stadtverwaltung Beuel. ''Unsere Stadt Beuel : Zerstörung Und Wiederaufbau 1945-1955''. Beuel: W. Knauth; 1956.
Weit über Beuel hinaus haben die Erzeugnisse der Autogenwerkzeugfabrik Verbreitung gefunden. Der frühere, im Jahr 1953 verstorbene, Beueler Bürgermeister Lambert Fell hatte das Unternehmen 1911 in Wahn gegründet. Er verlegte es 1919 an den jetzigen Standort. Für die verschiedensten Verwendungszwecke wurden Schweißgeräte und Spezialwerkzeuge produziert. Durch hochwertige Präzisionsarbeit errang das Unternehmen beachtlich Erfolge im In- und Ausland. <ref name=":9">Stadtverwaltung Beuel. ''Unsere Stadt Beuel: Zerstörung und Wiederaufbau 1945 - 1955''. Beuel: W. Knauth; 1956. Seite 199</ref>
 
Seite 199</ref>


Lambert Fell brachte seinen Betrieb zu großer Blüte, blieb aber immer ein sozial handelnder Helfer und Führer seiner Mitarbeiter. Er lebte und starb als erfolgreicher Fabrikant. <ref>"Totenzettelsammlung Rhein-Erft - Lambert Fell", URL: http://www.rhein-erft-geschichte.de/totenzettel/index.php?nummer=47999 (Abgerufen am 07.06.2023)</ref>
Lambert Fell brachte seinen Betrieb zu großer Blüte, blieb aber immer ein sozial handelnder Helfer und Führer seiner Mitarbeiter. Er lebte und starb als erfolgreicher Fabrikant. <ref>"Totenzettelsammlung Rhein-Erft - Lambert Fell", URL: http://www.rhein-erft-geschichte.de/totenzettel/index.php?nummer=47999 (Abgerufen am 07.06.2023)</ref>
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=== Ferdinand Hoffstätter ===
=== Ferdinand Hoffstätter ===
Einen beachtlichen Aufschwung hatte die Produktion von Orden, Plaketten und Abzeichen genommen. Die Firma konnte in ihrer Branche eine führende Stellung auf dem europäischen Markt einnehmen. Das Unternehmen ist 1818 in Bonn gegründet und bereits 1907 nach Limperich verlegt worden. Es fertigte Orden, Medaillen, Plaketten, Abzeichen und vielerlei Metallgegenstände, die als Werbegeschenke Verwendung fanden.  Auch die großen silbernen Gedenkmünzen zum 80. Geburtstag von Bundeskanzler Konrad Adenauer wurden bei Hoffstätter angefertigt. Die Orden der Bundesrepublik und zahlreicher europäischer und außereuropäischer Länder, Plaketten für die Automobilindustrie und andere große Wirtschaftsunternehmen, aber auch für den Fremdenverkehr gehörten zum Produktionsprogramm. In der Herstellung der Messezeichen, die es für alle Messen in Deutschland, Frankreich, Niederlande, Luxemburg, Österreich, in der Türkei, in Pakistan und Mexiko lieferte, schuf sich das Werk eine Monopolstellung. Das Werk war mit modernen Prägepressen und und anderen maschinellen Anlagen ausgestattet, z. B. mit Automaten, die an einem Arbeitstag bis zu 14.000 Abzeichen oder Plaketten prägen und stanzen konnten. Obwohl seine Produktion erst 1948 wieder anlaufen konnte, hat es seine Kapazität gegenüber der Vorkriegszeit beträchtlich steigern können. <ref>Stadtverwaltung Beuel. Unsere Stadt Beuel : Zerstörung Und Wiederaufbau 1945-1955. Beuel: W. Knauth; 1956. Seite 199 - 200</ref>   
Einen beachtlichen Aufschwung hatte die Produktion von Orden, Plaketten und Abzeichen genommen. Die Firma konnte in ihrer Branche eine führende Stellung auf dem europäischen Markt einnehmen. Das Unternehmen ist 1818 in Bonn gegründet und bereits 1907 nach Limperich verlegt worden. Es fertigte Orden, Medaillen, Plaketten, Abzeichen und vielerlei Metallgegenstände, die als Werbegeschenke Verwendung fanden.  Auch die großen silbernen Gedenkmünzen zum 80. Geburtstag von Bundeskanzler Konrad Adenauer wurden bei Hoffstätter angefertigt. Die Orden der Bundesrepublik und zahlreicher europäischer und außereuropäischer Länder, Plaketten für die Automobilindustrie und andere große Wirtschaftsunternehmen, aber auch für den Fremdenverkehr gehörten zum Produktionsprogramm. In der Herstellung der Messezeichen, die es für alle Messen in Deutschland, Frankreich, Niederlande, Luxemburg, Österreich, in der Türkei, in Pakistan und Mexiko lieferte, schuf sich das Werk eine Monopolstellung. Das Werk war mit modernen Prägepressen und und anderen maschinellen Anlagen ausgestattet, z. B. mit Automaten, die an einem Arbeitstag bis zu 14.000 Abzeichen oder Plaketten prägen und stanzen konnten. Obwohl seine Produktion erst 1948 wieder anlaufen konnte, hat es seine Kapazität gegenüber der Vorkriegszeit beträchtlich steigern können. <ref>Stadtverwaltung Beuel. ''Unsere Stadt Beuel: Zerstörung und Wiederaufbau 1945 - 1955''. Beuel: W. Knauth; 1956. Seite 199 - 200</ref>   


Das Unternehmen war beim Amtsgericht Bonn ''HRA 669 – Ferdinand Hoffstätter'' als Kommanditgesellschaft eingetragen. Die Firma ist lt. Eintragung am 19.08.1986 durch Umwandlung auf die Ferdinand Hoffstätter Aktiengesellschaft aufgelöst.
Das Unternehmen war beim Amtsgericht Bonn ''HRA 669 – Ferdinand Hoffstätter'' als Kommanditgesellschaft eingetragen. Die Firma ist lt. Eintragung am 19.08.1986 durch Umwandlung auf die Ferdinand Hoffstätter Aktiengesellschaft aufgelöst.
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=== Blechwarenfabrik Schmid-Hausmann ===
=== Blechwarenfabrik Schmid-Hausmann ===
Einen hohen Leistungsstandard erreichte auch die Blechwarenfabrik. Hier wurden die "Beueler Blech-Emballagen" hergestellt, die in der Nährmittel-, pharmazeutischen und kosmetischen  Industrie Verwendung finden. Das schon im Jahre 1909 Werk verlor beim Bombenangriff vom 18. Oktober 1944 fast vollständig seine Gebäude und Einrichtungen und musste von Grund auf neu beginnen. 1955 war es maschinell auf's beste ausgerüstet. Es besaß modernste Photolitho- und Photokopierabteilungen, die die im eigenen Atelier geschaffenen Entwürfe der Serienfertigung nutzbar machten. <ref name=":10">Stadtverwaltung Beuel. Unsere Stadt Beuel : Zerstörung Und Wiederaufbau 1945-1955. Beuel: W. Knauth; 1956. Seite 200</ref>
Einen hohen Leistungsstandard erreichte auch die Blechwarenfabrik. Hier wurden die "Beueler Blech-Emballagen" hergestellt, die in der Nährmittel-, pharmazeutischen und kosmetischen  Industrie Verwendung finden. Das schon im Jahre 1909 Werk verlor beim Bombenangriff vom 18. Oktober 1944 fast vollständig seine Gebäude und Einrichtungen und musste von Grund auf neu beginnen. 1955 war es maschinell auf's beste ausgerüstet. Es besaß modernste Photolitho- und Photokopierabteilungen, die die im eigenen Atelier geschaffenen Entwürfe der Serienfertigung nutzbar machten. <ref name=":10">Stadtverwaltung Beuel. ''Unsere Stadt Beuel: Zerstörung und Wiederaufbau 1945 - 1955''. Beuel: W. Knauth; 1956. Seite 200</ref>


Die Firma war beim  Amtsgericht Bonn ''HRA 71 – Blechwarenfabrik Schmid Hausmann'' eingetragen. Aus den Eintragung im Handelsregister ist zu entnehmen, dass der Firmenbesitz 1966 an die neugegründete Schmid-Hausmann GmbH, Beuel übertragen worden. Weiter Informationen zu dieser neuen Firma sind bisher nicht zu finden.
Die Firma war beim  Amtsgericht Bonn ''HRA 71 – Blechwarenfabrik Schmid Hausmann'' eingetragen. Aus den Eintragung im Handelsregister ist zu entnehmen, dass der Firmenbesitz 1966 an die neugegründete Schmid-Hausmann GmbH, Beuel übertragen worden. Weiter Informationen zu dieser neuen Firma sind bisher nicht zu finden.
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Die Firma wurde 1908 in Niederschelden/Sieg gegründet und 1919 nach Beuel verlegt. Sie begann zunächst in einer kleineren Werkhalle an der damaligen Vilicher Straße. Da an der Vilicher Straße keine Möglichkeit für eine Erweiterung des Unternehmens bestand, ließ Karl Giebeler an der oberen Siegburger Straße in Höhe von Pützchen seinen jetzigen Betrieb mit einer großen Werkhalle und entsprechenden Nebenräumen errichten. (An diesem Firmensitz arbeitet das Unternehmen heute bereits in der 4. Generation). <ref name=":11">"Histore & Firmengeschichte" URL: http://www.giebeler-bonn.de/html/wir-ueber-uns/historie-firmengeschichte/ (Abgerufen: 14.06.2023)</ref>
Die Firma wurde 1908 in Niederschelden/Sieg gegründet und 1919 nach Beuel verlegt. Sie begann zunächst in einer kleineren Werkhalle an der damaligen Vilicher Straße. Da an der Vilicher Straße keine Möglichkeit für eine Erweiterung des Unternehmens bestand, ließ Karl Giebeler an der oberen Siegburger Straße in Höhe von Pützchen seinen jetzigen Betrieb mit einer großen Werkhalle und entsprechenden Nebenräumen errichten. (An diesem Firmensitz arbeitet das Unternehmen heute bereits in der 4. Generation). <ref name=":11">"Histore & Firmengeschichte" URL: http://www.giebeler-bonn.de/html/wir-ueber-uns/historie-firmengeschichte/ (Abgerufen: 14.06.2023)</ref>


Den Betriebsgebäude und Einrichtungen wurden im Krieg durch Bomben und Tieffliegerangriffe, sowie in den Wochen nach dem Zusammenbruch durch Diebstahl und mutwillige Zerstörung wurden schwere Schäden angerichtet. In den Jahren nach Kriegsende hat sich die Firma durch zähe Arbeit von diesen schweren Verlusten wieder erholen können und ihren Vorkriegsumsatz fast verdoppelt. Sie konnte 1958 auf ihr 50jähriges Bestehen zurückblicken. <ref>Stadtverwaltung Beuel. Unsere Stadt Beuel : Zerstörung Und Wiederaufbau 1945-1955. Beuel: W. Knauth; 1956. Seite 200 - 201</ref>
Den Betriebsgebäude und Einrichtungen wurden im Krieg durch Bomben und Tieffliegerangriffe, sowie in den Wochen nach dem Zusammenbruch durch Diebstahl und mutwillige Zerstörung wurden schwere Schäden angerichtet. In den Jahren nach Kriegsende hat sich die Firma durch zähe Arbeit von diesen schweren Verlusten wieder erholen können und ihren Vorkriegsumsatz fast verdoppelt. Sie konnte 1958 auf ihr 50jähriges Bestehen zurückblicken. <ref>Stadtverwaltung Beuel. ''Unsere Stadt Beuel: Zerstörung und Wiederaufbau 1945 - 1955''. Beuel: W. Knauth; 1956. Seite 200 - 201</ref>


Das Produktionsprogramm wurde auf die Herstellung von Spezialmaschinen für die Ton- und Steinindustrie, von Schrottzerkleinerungsmaschinen und von Baugeräten erweitert. Viele Spezialmaschinen gingen ins Ausland und nach Übersee. So wurden automatische Pressen für Feuerfeststeine u.a. nach Südamerika und den vorderen Orient geliefert. Nach dem Krieg waren auch die Schrottzerkleinerungsmaschinen ein begehrter Exportartikel. Bis in die 60er Jahre war Giebeler jährlich auf der Hannover-Messe vertreten. Der Maschinenbau wurde ab den 70er Jahren um die Produktion von Pressen für die Herstellung von Kaminrohren erweitert. Die Feuerfest-Industrie wird auch heute noch mit hochwertigen und komplizierten Formen beliefert. Es kamen viele Branchen hinzu, so dass die Produktionspalette sehr umfassend geworden ist. Im Jahr 1959 wurde mit der Produktion von geschweißten Heizölkellertanks begonnen. So ist Name Giebeler regional in Verbindung mit dem Begriff „Öltank“ bekannt geworden. Auch heute werden noch Kellertanks hergestellt und Öltanks jeder Art gewartet, egal ob ober- oder unterirdisch. Diese Abteilung ist als zugelassener Fachbetrieb nach dem Wasserhaushaltsgesetz bei privater und gewerblicher Kundschaft, bei der öffentlichen Hand sowie bei TÜV und Unterer Wasserbehörde ein verlässlicher Partner.  Die ursprüngliche Abteilung Maschinenbau ist zusammengeschmolzen mit dem modernen Bereich des Modell- und Formenbau. Sie beschäftigt heute Fachkräfte mit einem hohen Leistungsstand und einem vielseitigen Maschinenpark. So sind von der obligatorischen CNC-gesteuerten Fräsmaschine über das 5 Achsen Fräsbearbeitungszentrum, bis zur modernen qualitätssichernden Messmaschine alle Voraussetzungen gegeben.<ref name=":11" />
Das Produktionsprogramm wurde auf die Herstellung von Spezialmaschinen für die Ton- und Steinindustrie, von Schrottzerkleinerungsmaschinen und von Baugeräten erweitert. Viele Spezialmaschinen gingen ins Ausland und nach Übersee. So wurden automatische Pressen für Feuerfeststeine u.a. nach Südamerika und den vorderen Orient geliefert. Nach dem Krieg waren auch die Schrottzerkleinerungsmaschinen ein begehrter Exportartikel. Bis in die 60er Jahre war Giebeler jährlich auf der Hannover-Messe vertreten. Der Maschinenbau wurde ab den 70er Jahren um die Produktion von Pressen für die Herstellung von Kaminrohren erweitert. Die Feuerfest-Industrie wird auch heute noch mit hochwertigen und komplizierten Formen beliefert. Es kamen viele Branchen hinzu, so dass die Produktionspalette sehr umfassend geworden ist. Im Jahr 1959 wurde mit der Produktion von geschweißten Heizölkellertanks begonnen. So ist Name Giebeler regional in Verbindung mit dem Begriff „Öltank“ bekannt geworden. Auch heute werden noch Kellertanks hergestellt und Öltanks jeder Art gewartet, egal ob ober- oder unterirdisch. Diese Abteilung ist als zugelassener Fachbetrieb nach dem Wasserhaushaltsgesetz bei privater und gewerblicher Kundschaft, bei der öffentlichen Hand sowie bei TÜV und Unterer Wasserbehörde ein verlässlicher Partner.  Die ursprüngliche Abteilung Maschinenbau ist zusammengeschmolzen mit dem modernen Bereich des Modell- und Formenbau. Sie beschäftigt heute Fachkräfte mit einem hohen Leistungsstand und einem vielseitigen Maschinenpark. So sind von der obligatorischen CNC-gesteuerten Fräsmaschine über das 5 Achsen Fräsbearbeitungszentrum, bis zur modernen qualitätssichernden Messmaschine alle Voraussetzungen gegeben.<ref name=":11" />
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=== Beueler Eisengießerei und Maschinenfabrik Franz Rübenach ===
=== Beueler Eisengießerei und Maschinenfabrik Franz Rübenach ===
Am 1. Januar 1956 konnte das Unternehmen auf 20 Jahre intensive und erfolgreiche Arbeit zurückschauen. In den weiten Werkshallen, die sich auf dem ehemals sumpfigen Gelände östlich des Finkenbergs erheben, wird das Eisen geschmolzen und Formen gegossen. Hergestellt werden Platten und Scheiben bis zu einer Größe von zwei mal sechs Metern und vielerlei gusseisernes Material für den Kanalbau. Das Werk kann Gussstücke bis zu einem Gewicht von 15 Tonnen herstellen. Planscheiben für Drehbänke gehören seit 1948 auch zum Fertigungsprogramm. In die westeuropäischen Länder sowie nach Indien und Südamerika wird ein beachtlicher Teil der erzeugten Produkte exportiert. Der Eisengießerei sind neben der Modellschreinerei noch umfangreiche Bearbeitungsstätten für Fertigfabrikate angegliedert. <ref name=":12">Stadtverwaltung Beuel. Unsere Stadt Beuel : Zerstörung Und Wiederaufbau 1945-1955. Beuel: W. Knauth; 1956. Seite 201</ref>
Am 1. Januar 1956 konnte das Unternehmen auf 20 Jahre intensive und erfolgreiche Arbeit zurückschauen. In den weiten Werkshallen, die sich auf dem ehemals sumpfigen Gelände östlich des Finkenbergs erheben, wird das Eisen geschmolzen und Formen gegossen. Hergestellt werden Platten und Scheiben bis zu einer Größe von zwei mal sechs Metern und vielerlei gusseisernes Material für den Kanalbau. Das Werk kann Gussstücke bis zu einem Gewicht von 15 Tonnen herstellen. Planscheiben für Drehbänke gehören seit 1948 auch zum Fertigungsprogramm. In die westeuropäischen Länder sowie nach Indien und Südamerika wird ein beachtlicher Teil der erzeugten Produkte exportiert. Der Eisengießerei sind neben der Modellschreinerei noch umfangreiche Bearbeitungsstätten für Fertigfabrikate angegliedert. <ref name=":12">Stadtverwaltung Beuel. ''Unsere Stadt Beuel: Zerstörung und Wiederaufbau 1945 - 1955''. Beuel: W. Knauth; 1956. Seite 201</ref>


Soweit die im Buch enthaltenen Informationen zur Beueler Eisengießerei und Maschinenfabrik Franz Rübenach. Recherchen über die Zeiten von 1955 bis 1971 brachten kein Ergebnis. Erst ab 1971 sind Einträge im Bonner Handelsregister<ref>Amtsgericht Bonn HRB 1175 – Franz Rübenach GmbH; Eintragsdatum: 16.07.1971; Löschdatum: 15.08.1996; Anschrift (ohne Gewähr): Franz Rübenach GmbH, Bonn-Beuel
Soweit die im Buch enthaltenen Informationen zur Beueler Eisengießerei und Maschinenfabrik Franz Rübenach. Recherchen über die Zeiten von 1955 bis 1971 brachten kein Ergebnis. Erst ab 1971 sind Einträge im Bonner Handelsregister<ref>Amtsgericht Bonn HRB 1175 – Franz Rübenach GmbH; Eintragsdatum: 16.07.1971; Löschdatum: 15.08.1996; Anschrift (ohne Gewähr): Franz Rübenach GmbH, Bonn-Beuel
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=== Kautex-Werk, Reinhold Hagen ===
=== Kautex-Werk, Reinhold Hagen ===
Das Werk, das mit der industriellen Auswertung von Kunststoffen wurde von Reinhold Hagen 1935 in Siegburg gegründet. Im Krieg wurde das Werk vollständig zerstört. Reinhold Hagen baute es am Standort Bechlinghoven, wo es bereits 1955/56 über die Stadtgrenzen hinausgewachsen ist,  neu auf. Mit über 400 Arbeitsplätzen werden Kautex-Vitrum-Schrumpfschlauch und Isolierhüllen, Flaschen, Flacons, Ampullen aus Polyethylen und weitere Kunststoffgegenstände, z. B. der beliebte Kunststoffeimer für Haushalt und Industrie, hergestellt.<ref>Stadtverwaltung Beuel. Unsere Stadt Beuel : Zerstörung Und Wiederaufbau 1945-1955. Beuel: W. Knauth; 1956. Seite 202</ref>
Das Werk, das mit der industriellen Auswertung von Kunststoffen wurde von Reinhold Hagen 1935 in Siegburg gegründet. Im Krieg wurde das Werk vollständig zerstört. Reinhold Hagen baute es am Standort Bechlinghoven, wo es bereits 1955/56 über die Stadtgrenzen hinausgewachsen ist,  neu auf. Mit über 400 Arbeitsplätzen werden Kautex-Vitrum-Schrumpfschlauch und Isolierhüllen, Flaschen, Flacons, Ampullen aus Polyethylen und weitere Kunststoffgegenstände, z. B. der beliebte Kunststoffeimer für Haushalt und Industrie, hergestellt.<ref>Stadtverwaltung Beuel. ''Unsere Stadt Beuel: Zerstörung und Wiederaufbau 1945 - 1955''. Beuel: W. Knauth; 1956. Seite 202</ref>


Die Mit­ar­bei­ter­zahl von Kautex stieg von 47 (1947) bis auf 1.400 (1966), die Fer­ti­gung konn­te mit der stei­gen­den Nach­fra­ge kaum Schritt hal­ten. Kautex-Wer­ke in Bonn-Holz­lar und Bonn-Du­is­dorf für die Hohl­kör­per­pro­duk­ti­on als auch den da­zu­ge­hö­ri­gen Ma­schi­nen­bau wur­den nach und nach aus­ge­baut. Die Ma­schi­nen für die Hohl­kör­per­pro­duk­ti­on wur­den bei Kautex-Ma­schi­nen­bau pro­du­ziert, die­ser Teil des Un­ter­neh­mens al­ler­dings 1976 an die Fir­ma Krupp ver­kauft. 1963 be­saß Ha­gens Un­ter­neh­men 120 Pa­ten­te im In- und Aus­land, wo­zu un­ter an­de­rem der 1963 erst­mals amt­lich zu­ge­las­se­ne Ben­zin­ka­nis­ter aus Kunst­stoff ge­hör­te. Auch Bat­te­rietanks aus Kunst­stoff, die sich ab 1968 auf­grund ih­rer Kor­ro­si­ons­be­stän­dig­keit flä­chen­de­ckend in deut­schen Haus­hal­ten durch­setz­ten, ge­hen auf Reinhold Ha­gen zu­rück. 1973 wur­de erst­mals se­ri­en­mä­ßig der VW Pas­sat mit ei­nem Kautex-Ben­zin­tank aus­ge­stat­tet. Da­mit be­gann ei­ne neue und für die Au­to­mo­bil­in­dus­trie weg­wei­sen­de Ent­wick­lung. Da­ne­ben wur­den auch tech­ni­sche Hohl­kör­per für elek­tri­sche Haus­halts­ge­rä­te ent­wi­ckelt und pro­du­ziert. <ref>Hillen, Barbara, Reinold Hagen, in: Internetportal Rheinische Geschichte, abgerufen unter: https://www.rheinische-geschichte.lvr.de/Persoenlichkeiten/reinold-hagen-/DE-2086/lido/57c825a5f34799.60202662 (abgerufen am 22.05.2023)</ref>
Die Mit­ar­bei­ter­zahl von Kautex stieg von 47 (1947) bis auf 1.400 (1966), die Fer­ti­gung konn­te mit der stei­gen­den Nach­fra­ge kaum Schritt hal­ten. Kautex-Wer­ke in Bonn-Holz­lar und Bonn-Du­is­dorf für die Hohl­kör­per­pro­duk­ti­on als auch den da­zu­ge­hö­ri­gen Ma­schi­nen­bau wur­den nach und nach aus­ge­baut. Die Ma­schi­nen für die Hohl­kör­per­pro­duk­ti­on wur­den bei Kautex-Ma­schi­nen­bau pro­du­ziert, die­ser Teil des Un­ter­neh­mens al­ler­dings 1976 an die Fir­ma Krupp ver­kauft. 1963 be­saß Ha­gens Un­ter­neh­men 120 Pa­ten­te im In- und Aus­land, wo­zu un­ter an­de­rem der 1963 erst­mals amt­lich zu­ge­las­se­ne Ben­zin­ka­nis­ter aus Kunst­stoff ge­hör­te. Auch Bat­te­rietanks aus Kunst­stoff, die sich ab 1968 auf­grund ih­rer Kor­ro­si­ons­be­stän­dig­keit flä­chen­de­ckend in deut­schen Haus­hal­ten durch­setz­ten, ge­hen auf Reinhold Ha­gen zu­rück. 1973 wur­de erst­mals se­ri­en­mä­ßig der VW Pas­sat mit ei­nem Kautex-Ben­zin­tank aus­ge­stat­tet. Da­mit be­gann ei­ne neue und für die Au­to­mo­bil­in­dus­trie weg­wei­sen­de Ent­wick­lung. Da­ne­ben wur­den auch tech­ni­sche Hohl­kör­per für elek­tri­sche Haus­halts­ge­rä­te ent­wi­ckelt und pro­du­ziert. <ref>Hillen, Barbara, Reinold Hagen, in: Internetportal Rheinische Geschichte, abgerufen unter: https://www.rheinische-geschichte.lvr.de/Persoenlichkeiten/reinold-hagen-/DE-2086/lido/57c825a5f34799.60202662 (abgerufen am 22.05.2023)</ref>
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=== Vaseline-Fabrik Rhenania E. Wasserfuhr Kom.Ges. ===
=== Vaseline-Fabrik Rhenania E. Wasserfuhr Kom.Ges. ===
Mit der Zeit Schritt gehalten hat auch die Vaseline-Fabrik, die sich seit 1885 mit der Raffinerie von Mineralölen beschäftigt. Sie war insbesondere mit der Herstellung von pharmazeutischen Vaselinen und Salbenpräparaten befasst. Nach dem Krieg dehnte man die Fertigung auf ein Mittel für die neuzeitliche Fußbodenpflege aus.<ref>Stadtverwaltung Beuel. Unsere Stadt Beuel : Zerstörung Und Wiederaufbau 1945-1955. Beuel: W. Knauth; 1956. Seite 203</ref>
Mit der Zeit Schritt gehalten hat auch die Vaseline-Fabrik, die sich seit 1885 mit der Raffinerie von Mineralölen beschäftigt. Sie war insbesondere mit der Herstellung von pharmazeutischen Vaselinen und Salbenpräparaten befasst. Nach dem Krieg dehnte man die Fertigung auf ein Mittel für die neuzeitliche Fußbodenpflege aus.<ref>Stadtverwaltung Beuel. ''Unsere Stadt Beuel: Zerstörung und Wiederaufbau 1945 - 1955''. Beuel: W. Knauth; 1956. Seite 203</ref>


Im Jahr 1998 wurde das Unternehmen von Caesar & Lorenz GmbH mit Sitz in Hilden übernommen. Heute arbeiten an beiden Standorten ca. 230 Mitarbeiter.<ref>"Unsere Historie" URL: https://www.caelo.de/210.html (Abgerufen: 25.05.2023)</ref>
Im Jahr 1998 wurde das Unternehmen von Caesar & Lorenz GmbH mit Sitz in Hilden übernommen. Heute arbeiten an beiden Standorten ca. 230 Mitarbeiter.<ref>"Unsere Historie" URL: https://www.caelo.de/210.html (Abgerufen: 25.05.2023)</ref>
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== Literatur ==
== Literatur ==
Stadtverwaltung Beuel. ''Unsere Stadt Beuel : Zerstörung Und Wiederaufbau 1945-1955''. Beuel: W. Knauth; 1956.
Stadtverwaltung Beuel. ''Unsere Stadt Beuel: Zerstörung und Wiederaufbau 1945 - 1955''. Beuel: W. Knauth; 1956.  


Hil­len, Bar­ba­ra, Dr. Reinold Ha­gen. Vi­sio­när und Ge­stal­ter, in: Sieg­bur­ger Blät­ter 42 (2013).
Hil­len, Bar­ba­ra, Dr. Reinold Ha­gen. Vi­sio­när und Ge­stal­ter, in: Sieg­bur­ger Blät­ter 42 (2013).
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