Beueler Industriegeschichte: Unterschied zwischen den Versionen

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Dieser Wiki-Artikel basiert auf dem Kapitel "Die Beueler Industrie im Jahrzehnt des Wiederaufbaues", das im Buch "Unsere Stadt Beuel - Zerstörung und Wiederaufbau 1945 - 1955" auf den Seiten 186ff abgedruckt ist. Informationen über diese Unternehmen, vor allem über die Zeit nach 1955, die aus anderen Quellen stammen, sind entsprechend gekennzeichnet. Soweit ich aus Daten der Handelsregistereintragungen etwas über die Zukunft der Unternehmen nach 1955 feststellen kann, wird dies auch berücksichtigt.  
==Industrieelle Entwicklung Beuels==
Spärliche Ansätze einer Industrie waren im Jahre 1809 vorhanden. Es gab bei Gründung der Bürgermeisterei Vilich eine Sieb- und eine Tabakfabrik. Deren Absatzgebiete lagen auf der linken Rheinseite. Zudem war ein Messerschmied und eine Lohnweberei in Bechlinghoven vorhanden. Erhebliche Bedeutung besaß dagegen bereits der Bergbau, denn etwa seit 1760 wurde zwischen Niederholtorf, Pützchen und Roleber Blätter-Braunkohle geschürft. Diese wurde ausschließlich als „Klütten“ für den Hausbrand verwendet, eine industrielle Verwendung gab es noch nicht. Der Bergmeister Leopold Bleibtreu versuchte zu Beginn den 19. Jahrhunderts, die Braunkohle einem Verkohlungsprozess zu unterwerfen, damit sie für die Metallverhüttung eingesetzt werden kann. Er stellte dabei einen hohen Alaungehalt fest, dass zudem einen sehr geringen Eisenanteil aufwies und dadurch konkurrenzfähig gegen das Alaun von der Maas zu sein schien. 1806 wurde daher die erste Alaunhütte auf der Hardt gegründet, 1809 entstand eine weitere. Etwa 1860 war es gelungen, synthetisches Alaun als Nebenprodukt der Sodaherstellung zu gewinnen, das an Reinheit und in den Herstellungskosten nicht zu unterbieten war. <ref>Studien zur Heimatgeschichte des Stadtbezirkes Bonn-Beuel, Heft 17. Die wirtschaftliche Entwicklung Beuels - Von der Landgemeinde zum Stadtbezirk (1809 - 1969). Bonn: Sabine Krietsch; 1973; Seite 31-32</ref>
 
Bereits zu Beginn des 19. Jahrhunderts wurde an Finkenberg und Ennert, besonders im Bereich der Dornhecke, Basalt abgebaut, der als Basaltschotter als Straßenbaumaterial für die Gemeindestraßen diente. <ref>Studien zur Heimatgeschichte der Stadt Beuel, Heft 1. Beuel vor 150 Jahren - Notizen und Bilder aus der Gründungszeit unserer Stadt. Joh. Ignaz Schmitz-Reinhard; Seite 15 </ref> Der Basalt wurde von Mitte des 19. Jahrhunderts bis zum Anfang des 20. Jahrhunderts für den Straßenbelag, zur Uferbefestigung, für den Deichbau und den Bau von Kaimauern verwendet. Größere Mengen waren bis 1854 für die Rheinregulierung zwischen Mannheim und Duisburg notwendig. Das führte an der Dornhecke und am Finkenberg zum Aufblühen des Basaltabbaus. Die zunehmende Motorisierung erforderte aber den Übergang von der Basaltpflasterung zu griffigerem Straßenbelag. Am Finkenberg waren die Steinbrüche weitgehend erschöpft. Es war die gesamte Basaltkuppe abgebaut worden, so dass die Höhe des Finkenberges von 115m NN auf 83 m NN schrumpfte. <ref name=":16">Studien zur Heimatgeschichte des Stadtbezirkes Bonn-Beuel, Heft 17. Die wirtschaftliche Entwicklung Beuels - Von der Landgemeinde zum Stadtbezirk (1809 - 1969). Bonn: Sabine Krietsch; 1973; Seite 33</ref>
 
In der Bürgermeisterei Vilich wurden vor dem Ausbau der Eisenbahnstrecke neben einem metallverarbeitenden Betrieb und einer Beleuchtungsfabrik 1868 die Rheinische Jutespinnerei und -weberei gegründet. Sie war zwar das zweite deutsche Werk dieser Art, aber sie war das erste, das beide Arbeitsprozesse in einem Betrieb vereinigte. Der Rohstoffmangel von Baumwolle, Hanf, Flachs und Werg, infolge des amerikanischen Bürgerkrieges, bedingte eine Suche nach anderen Fasern für Binde- und Verpackungsmaterial, wie Säcke, und für die Teppichindustrie. Die Jutespinnereien und -webereien in Schottland konnten den kontinentalen Bedarf nicht decken. Die Rheinische Jutespinnerei und -weberei erlangte dadurch für den Beueler Raum erheblich an Bedeutung.<ref name=":16" />
 
Die Eisenbahnstrecke Troisdorf-Oberkassel wurde 1871 gebaut und der Anschluss an die Nord-Süd-Verbindung erreicht. Nach dem Bau der Strecke entstand dann östlich des Beueler Bahnhofs auf billigem und landwirtschaftlich wertlosem Gelände umfangreiche Industrie. Da Bonn gegenüber einer Industrieansiedlung und -ausweitung eine ablehnende Haltung einnahm, erlangte das Gebiet auf Beueler Seite an überregionaler Bedeutung. Da ihnen hier mehr Platz zur Verfügung stand, verlagerten viele Betrieb ihren Sitz nach Beuel. So wurde in den 70er Jahren des 19. Jahrhunderts eine Lampenfabrik, eine Essig- und Stärkefabrik, zwei Baumaterialfirmen und eine Dachpappen- und Asphaltfabrik gegründet. In den 80er Jahren kamen weiter Firmen hinzu: 3 Gerbereien, eine Teppichfabrik und ein Werk, das wasserdichte Stoffe herstellte, und 5 Feldziegeleien ließen sich in Beuel nieder. Drei Werke, die Mitte 1969 noch die Wirtschaft Beuels bestimmten, begannen mit ihrer Produktion:  1885 die Vaseline Fabrik Rheania, die 1882 von Bonn übergesiedelte Chemiefabrik Dr. L. C. Marquart und die 1888 entstandene Dachpappenfabrik Andernach. Das Sägewerk Thelen, das 1969 noch vorhanden war, wurde 1890 gegründet, die Rheinische Tapetenfabrik entstand 1893. Alle anderen Betriebe, die noch vor der Jahrhundertwende gegründet wurden existieren inzwischen nicht mehr. Die Entwicklung wurde überschattet von den wirtschaftlich schwierigen Zeiten nach dem ersten Weltkrieg, die Rheinlandbesetzung, von der auch Beuel betroffen war, die Inflation und die Weltwirtschaftskrise. in dieser Zeit gingen viele Betrieb zugrunde, es entstanden aber auch neue. Die Zeit des Nationalsozialismus war von Autarkiebestrebungen geprägt, und  da die Rohstoffe aus dem Ausland fehlten kam es nur noch zu wenigen Industriegründungen. Große Teile der Industrie mussten erst einmal reine Aufbauarbeit leisten, weil sie durch die Bombenangriffe schwer beschädigt wurden. Der Wiederaufbau begann bei allen Firmen erst nach der Währungsreform wirklich anzulaufen. Es kam bis 1952 zur Gründung von 15 neuen Betrieben und von diesen ist ein größeres Werk, das Tonmöbel herstellte, bereits wieder zu Grunde gegangen. <ref>Studien zur Heimatgeschichte des Stadtbezirkes Bonn-Beuel, Heft 17. Die wirtschaftliche Entwicklung Beuels - Von der Landgemeinde zum Stadtbezirk (1809 - 1969). Bonn: Sabine Krietsch; 1973; Seite 34-37</ref>


==Das Jahrzehnt des Wiederaufbaues (1945 - 1955)==
==Das Jahrzehnt des Wiederaufbaues (1945 - 1955)==
März 1945: Von Oberkassel vorstoßend, erreichen die Truppen der 78. amerikanischen Infanteriedivision das Zentrum von Beuel. An diesem Tag ging in hier der grauenhafte Krieg zu Ende. Gegen vier Uhr am Nachmittag erreichten die Amerikaner die Einfahrt der Germania-Brotfabrik in der Kreuzstraße. Mit der MP im Anschlag durchsuchten sie die Gebäude nach Waffen und deutschen Soldaten. Was sie fanden, waren einige Männer, Deutsche und Fremdarbeiter, die der Kriegseinsatz hierher verschlagen hatte.Unter den großen Backöfen brannte noch das Feuer. Eine Rauchfahne, die einzige und letzte weit und breit, stieg aus dem Schornstein hervor. Die hohen Schlote schauten, drüben hinter der Eisenbahn, stumm und reglos auf die zerstörten Häuser und Hallen herab. Der Krieg hatte von den einstigen Stätten der Arbeit fensterlose Ruinen und Berge von Trümmern zurückgelassen. Selbst die Straßen in der schwer zerstörten  Stadt waren von Bomben zerfetzt und mit Geröll übersät. Um den amerikanischen Jeeps den Weg zu bahnen, wurden schwere Räumbagger eingesetzt. Ein einziges deutsches Fahrzeug rollte noch durch die Stadt. Es war ein Pferdewagen, der mit Kannen beladen war. Mit den Kannen wurde das Wasser aus Brunnen heran geschafft und  versorgte so die in Bunkern, Kellern und Erdlöchern hausenden Menschen. Da gab es aber auch noch einen Handwagen. Mit ihm beförderte ein Franzose das Brot aus der Brotfabrik ins Krankenhaus.  
März 1945: Von Oberkassel vorstoßend, erreichen die Truppen der 78. amerikanischen Infanteriedivision das Zentrum von Beuel. An diesem Tag ging hier der grauenhafte Krieg zu Ende. Gegen vier Uhr am Nachmittag erreichten die Amerikaner die Einfahrt der Germania-Brotfabrik in der Kreuzstraße. Mit der Maschinenpistole im Anschlag durchsuchten sie die Gebäude nach Waffen und deutschen Soldaten. Was sie fanden, waren einige Männer, Deutsche und Fremdarbeiter, die der Kriegseinsatz hierher verschlagen hatte.Unter den großen Backöfen brannte noch das Feuer. Eine Rauchfahne, die einzige und letzte weit und breit, stieg aus dem Schornstein hervor. Die hohen Schlote schauten, drüben hinter der Eisenbahn, stumm und reglos auf die zerstörten Häuser und Hallen herab. Der Krieg hatte von den einstigen Stätten der Arbeit fensterlose Ruinen und Berge von Trümmern zurückgelassen. Selbst die Straßen in der schwer zerstörten  Stadt waren von Bomben zerfetzt und mit Geröll übersät. Um den amerikanischen Jeeps den Weg zu bahnen, wurden schwere Räumbagger eingesetzt. Ein einziges deutsches Fahrzeug rollte noch durch die Stadt. Es war ein Pferdewagen, der mit Kannen beladen war. Mit den Kannen wurde das Wasser aus Brunnen heran geschafft und  versorgte so die in Bunkern, Kellern und Erdlöchern hausenden Menschen. Da gab es aber auch noch einen Handwagen. Mit ihm beförderte ein Franzose das Brot aus der Brotfabrik ins Krankenhaus.  


Beuel war von allen Zufahrten abgeschnitten und die Menschen lebten ohne Hoffnung dem Morgen entgegen. Um den quälenden Hunger zu stillen, reichten die winzigen Rationen nicht aus. Die 160 Sack Wehrmachtsmehl, die in der Brotfabrik zurückgeblieben waren und die Dauerwurstvorräte, die durch die Gauleitung der NSDAP-Westfalen im Nährmittelwerk Kessler & Comp.  eingelagert waren, waren bald aufgezehrt. Jeder Winkel im Garten oder Vorgarten wurde urbar gemacht und bepflanzt, Selbstversorgung stand an erster Stelle. Die Schornsteine begann langsam wieder zu rauchen. Aus den Trümmern wurde das Brennholz herausgesucht oder auf Ennert und Finkenberg geschlagen.<ref name=":5">Stadtverwaltung Beuel. ''Unsere Stadt Beuel: Zerstörung und Wiederaufbau 1945 - 1955''. Beuel: W. Knauth; 1956. Seite 186 - 187</ref>   
Beuel war von allen Zufahrten abgeschnitten und die Menschen lebten ohne Hoffnung dem Morgen entgegen. Um den quälenden Hunger zu stillen, reichten die winzigen Rationen nicht aus. Die 160 Sack Wehrmachtsmehl, die in der Brotfabrik zurückgeblieben waren und die Dauerwurstvorräte, die durch die Gauleitung der NSDAP-Westfalen im Nährmittelwerk Kessler & Comp.  eingelagert waren, waren bald aufgezehrt. Jeder Winkel im Garten oder Vorgarten wurde urbar gemacht und bepflanzt, Selbstversorgung stand an erster Stelle. Die Schornsteine begann langsam wieder zu rauchen. Aus den Trümmern wurde das Brennholz herausgesucht oder auf Ennert und Finkenberg geschlagen.<ref name=":5">Stadtverwaltung Beuel. ''Unsere Stadt Beuel: Zerstörung und Wiederaufbau 1945 - 1955''. Beuel: W. Knauth; 1956. Seite 186 - 187</ref>   
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Was in den Wochen und Monaten nach Kriegsende die Beueler Betriebe leisteten, können nur die, die damals das schwere und opferreiche Ringen selbst miterlebt haben, ganz ermessen. Mühe und Sorge der zeit nach Kriegsende sind fast vergessen. Vor der Leistung zehn Jahre nach der Katastrophe stand ein hohes Maß an harter Arbeit, sowie ein zähes Ringen um neue Formen, Produktionsmethoden und  Absatzmärkte.<ref>Stadtverwaltung Beuel. ''Unsere Stadt Beuel: Zerstörung und Wiederaufbau 1945 - 1955''. Beuel: W. Knauth; 1956. Seite 190</ref>
Was in den Wochen und Monaten nach Kriegsende die Beueler Betriebe leisteten, können nur die, die damals das schwere und opferreiche Ringen selbst miterlebt haben, ganz ermessen. Mühe und Sorge der zeit nach Kriegsende sind fast vergessen. Vor der Leistung zehn Jahre nach der Katastrophe stand ein hohes Maß an harter Arbeit, sowie ein zähes Ringen um neue Formen, Produktionsmethoden und  Absatzmärkte.<ref>Stadtverwaltung Beuel. ''Unsere Stadt Beuel: Zerstörung und Wiederaufbau 1945 - 1955''. Beuel: W. Knauth; 1956. Seite 190</ref>


==In Beuel beheimate Industriebetriebe==
==Entwicklung des Beueler Industriestandortes nach 1955 bis 1969==
Nach 1963 setzt ein Rückgang, insbesondere von kleineren Betrieben, ein.
 
1961 waren
 
23% Betriebe der metallverarbeitenden Industrie
 
14% Betriebe der chemische Industrie
 
11% Baustoffindustrie
 
10% Textil-, Bekleidungs- und Kosmetikindustrie
 
4% nur noch holzverarbeitende Industrie.
 
Es bestanden im gleichen Jahr noch jeweils 2 Betriebe der Nahrungsmittelindustrie, der Druck- und Papierverarbeitung und für Schleifmittel, außerdem ein keramischer Betrieb.<ref name=":17">Studien zur Heimatgeschichte des Stadtbezirkes Bonn-Beuel, Heft 17. Die wirtschaftliche Entwicklung Beuels - Von der Landgemeinde zum Stadtbezirk (1809 - 1969). Bonn: Sabine Krietsch; 1973; Seite 36</ref><ref>Verwaltungsbericht der Stadt Beuel 1952-61, S. 55</ref>
 
Nachdem beide Großbetriebe ― Rheinische Jutespinnerei und -weberei und GEKO-Tonmöbelfabrik ― aufgegeben wurden, besaß Beuel 1969 nur noch Klein- und Mittelbetriebe, weil kein Werk mehr als 500 Arbeitskräfte beschäftigte. Die meisten Firmen in Beuel waren 1966 vorwiegend östlich der Bundesbahn ansässig und besaßen einen eigenen Gleisanschluss. Für Industriegründungen wurden auch die Ortsteile Pützchen, Limperich und Ramersdorf als Standort bevorzugt. Sie sind verkehrsgünstig erreichbar, wiesen billiges Land für Industrieanlagen auf oder durch freiwerdende andere Bereiche, z. B. Aufgabe des Basaltabbaus in Limperich,  genügend Arbeitskräfte verfügbar waren.  Die Anzahl der Betriebe in Vilich-Rheindorf gin in jüngster zeit rapide zurück und der Ortsteil entwickelte sich immer mehr zu einem reinen Wohngebiet. Nach dem Rückgang des Bergbaues entstand in Nieder- und Oberholtorf keine Industrie.  Das Verwaltungsgebäude der Alaunhütte ist jetzt das Forsthaus Hardt. Spuren dieser Tätigkeit haben sich im Wald erhalten. Sie sind mittlerweile überwachsen, doch im Bodenrelief kann man die Gruben und Halden noch erkennen. <ref>Studien zur Heimatgeschichte des Stadtbezirkes Bonn-Beuel, Heft 17. Die wirtschaftliche Entwicklung Beuels - Von der Landgemeinde zum Stadtbezirk (1809 - 1969). Bonn: Sabine Krietsch; 1973; Seite 36-37</ref>
 
==In Beuel beheimatete Industriebetriebe==
In allen Werken der Beueler Industrie konnte man den Rhythmus der neuen Zeit spüren. Gläubig und froh schauten die Menschen wieder in die Zukunft. Freude am Schaffen, Gestalten und Vollenden wurde wieder zur Quelle der Lebenskraft. Wie oft in den letzten Jahren empfanden die Schaffenden diese Freude, wenn sie in neue Werkshallen und Büros einziehen konnten, oder neue maschinelle Anlagen in Betrieb nehmen durften. Im Rahmen eines kurzen Überblicks kann die Entwicklung der Beueler Industrie während des Jahrzehnts des Wiederaufbaus nur in großen Zügen beschrieben werden. Auf den technischen Fortschritt  in den einzelnen und sehr verschiedenartigen Produktionsstätten einzugehen fehlt der Raum. Gerade dieser technische Fortschritt ist bzw. war mitbestimmend, wenn nicht sogar ausschlaggebend, für den Erfolg gewesen. <ref>Stadtverwaltung Beuel. ''Unsere Stadt Beuel: Zerstörung und Wiederaufbau 1945 - 1955''. Beuel: W. Knauth; 1956. Seite 202</ref>
In allen Werken der Beueler Industrie konnte man den Rhythmus der neuen Zeit spüren. Gläubig und froh schauten die Menschen wieder in die Zukunft. Freude am Schaffen, Gestalten und Vollenden wurde wieder zur Quelle der Lebenskraft. Wie oft in den letzten Jahren empfanden die Schaffenden diese Freude, wenn sie in neue Werkshallen und Büros einziehen konnten, oder neue maschinelle Anlagen in Betrieb nehmen durften. Im Rahmen eines kurzen Überblicks kann die Entwicklung der Beueler Industrie während des Jahrzehnts des Wiederaufbaus nur in großen Zügen beschrieben werden. Auf den technischen Fortschritt  in den einzelnen und sehr verschiedenartigen Produktionsstätten einzugehen fehlt der Raum. Gerade dieser technische Fortschritt ist bzw. war mitbestimmend, wenn nicht sogar ausschlaggebend, für den Erfolg gewesen. <ref>Stadtverwaltung Beuel. ''Unsere Stadt Beuel: Zerstörung und Wiederaufbau 1945 - 1955''. Beuel: W. Knauth; 1956. Seite 202</ref>


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===Vereinigte Jutespinnereien und Webereien A. G.===
===Vereinigte Jutespinnereien und Webereien A. G.===
Sie ist das zweitälteste und belegschaftsstärkste Industrieunternehmen im Beueler Raum. Gegründet 1868 war es die erste Fabrik in Deutschland, die die Jute von der Rohfaser bis zum fertigen Gewebe verarbeitet. Seit Jahrzehnten bildet es den Mittelpunkt des Stadtteils Beuel-Ost.  Zeitweise beschäftigte es über 1000 Arbeiter und ANgestellte. Viele der Nachkommen jener Familien, die um die Jahrhundertwende in südosteuropäischen Ländern angeworben wurden, gehören heute (1955/56) noch zum Stamm der Betriebsgemeinschaft. 1955, ein Jahrzehnt nach der fast vollständigen Vernichtung, gehört das neu erstandene, mit modernsten technischen Anlagen ausgestattete, Werk zu den größten und leistungsfähigsten der Juteindustrie. Das Werk produziert auch Feingarne für die Teppichherstellung, Grobgarne für die Kabelindustrie und andere zahlreiche Verbraucherkreise. Mehrere Millionen Jutesäcke verlassen jährlich die Produktion. Die Kunstlederherstellung wurde als jüngstes Erzeugnis in das Produktionsprogramm aufgenommen. Dazu wurde eine besondere Abteilung mit neuzeitlichen Spezialmaschinen dem Werk angegliedert.<ref>Stadtverwaltung Beuel. ''Unsere Stadt Beuel: Zerstörung und Wiederaufbau 1945 - 1955''. Beuel: W. Knauth; 1956. Seite 193</ref>  
Sie ist das zweitälteste und belegschaftsstärkste Industrieunternehmen im Beueler Raum. Gegründet 1868 war es die erste Fabrik in Deutschland, die die Jute von der Rohfaser bis zum fertigen Gewebe verarbeitet. Seit Jahrzehnten bildet es den Mittelpunkt des Stadtteils Beuel-Ost.  Zeitweise beschäftigte es über 1000 Arbeiter und Angestellte. Viele der Nachkommen jener Familien, die um die Jahrhundertwende in südosteuropäischen Ländern angeworben wurden, gehören heute (1955/56) noch zum Stamm der Betriebsgemeinschaft. 1955, ein Jahrzehnt nach der fast vollständigen Vernichtung, gehört das neu erstandene, mit modernsten technischen Anlagen ausgestattete, Werk zu den größten und leistungsfähigsten der Juteindustrie. Das Werk produziert auch Feingarne für die Teppichherstellung, Grobgarne für die Kabelindustrie und andere zahlreiche Verbraucherkreise. Mehrere Millionen Jutesäcke verlassen jährlich die Produktion. Die Kunstlederherstellung wurde als jüngstes Erzeugnis in das Produktionsprogramm aufgenommen. Dazu wurde eine besondere Abteilung mit neuzeitlichen Spezialmaschinen dem Werk angegliedert.<ref>Stadtverwaltung Beuel. ''Unsere Stadt Beuel: Zerstörung und Wiederaufbau 1945 - 1955''. Beuel: W. Knauth; 1956. Seite 193</ref>  


1954 stellte der Betrieb auf Kunstleder und Bodenbeläge um. Im Jahr 1961 wurde das Gelände von der Dresdner Bank aufgekauft und bis 1965 als Bodenbelagfabrik betrieben. 1965 wurde die Firma dann von der Dynamit Nobel AG aus Troisdorf erworben und firmierte seitdem als Vereinigte Jutespinnereien und Webereien AG. Von 1965 bis 1980 produzierte die ehemalige Jutespinnerei PVC-Produkte für die Troisdorfer Dynamit.  
1954 stellte der Betrieb auf Kunstleder und Bodenbeläge um. Im Jahr 1961 wurde das Gelände von der Dresdner Bank aufgekauft und bis 1965 als Bodenbelagfabrik betrieben. 1965 wurde die Firma dann von der Dynamit Nobel AG aus Troisdorf erworben und firmierte seitdem als Vereinigte Jutespinnereien und Webereien AG. Von 1965 bis 1980 produzierte die ehemalige Jutespinnerei PVC-Produkte für die Troisdorfer Dynamit.  
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Der Bonner General-Anzeiger berichtet in seiner Ausgabe vom 6.11.2008 und dem Titel „Beueler Traditionsfirma awa schließt zum Jahresende”:<blockquote>Das mehr als 100 Jahre alte Beueler Traditionsunternehmen awa schließt zum Jahresende. Das bestätigte Geschäftsführer Dirk Theuns am Mittwoch dem General-Anzeiger. 76 Beschäftigte seien vom Aus des Herstellers von Dachbededeckungen betroffen.
Der Bonner General-Anzeiger berichtet in seiner Ausgabe vom 6.11.2008 und dem Titel „Beueler Traditionsfirma awa schließt zum Jahresende”:<blockquote>Das mehr als 100 Jahre alte Beueler Traditionsunternehmen awa schließt zum Jahresende. Das bestätigte Geschäftsführer Dirk Theuns am Mittwoch dem General-Anzeiger. 76 Beschäftigte seien vom Aus des Herstellers von Dachbedeckungen betroffen.


Details wollten weder Geschäftsführung noch Betriebsrat nennen, da bis nächste Woche noch Verhandlungen über einen Sozialplan laufen. Nach Angaben aus Unternehmenskreisen herrscht in der Belegschaft "extreme Verunsicherung" über die Modalitäten der Schließung. Der kanadische Mutterkonzern IKO hatte die awa - ehemals A.W. Andernach - im Jahr 2003 aus der Insolvenz übernommen.
Details wollten weder Geschäftsführung noch Betriebsrat nennen, da bis nächste Woche noch Verhandlungen über einen Sozialplan laufen. Nach Angaben aus Unternehmenskreisen herrscht in der Belegschaft "extreme Verunsicherung" über die Modalitäten der Schließung. Der kanadische Mutterkonzern IKO hatte die awa - ehemals A.W. Andernach - im Jahr 2003 aus der Insolvenz übernommen.
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===Rheinische Tapetenfabrik Schleu & Hoffmann G.m.b.H.===
===Rheinische Tapetenfabrik Schleu & Hoffmann G.m.b.H.===
Hier wurde ebenfalls ein beachtenswerter  Beitrag zur Aufwärtsentwicklung der Beueler Industrie geleistet. Das Werk war einmal das bedeutendste seiner Branche, aber in der Nacht vom 18. Oktober 1944, wurden fast die Hälfte der Fabrikgebäude bei einem alliierten Bombenangriff zerstört. Unter heute kaum vorstellbaren Schwierigkeiten wurde das Werk wieder instandgesetzt. Dank der vorhandenen Papiervorräte, die während des Kreiges zugeteilt waren, hätte die Produktion recht früh wieder anlaufen können.Doch die Militärregierung war der Auffassung, dass Tapeten nicht zu den lebenswichtigen Gütern gehören, die von der deutschen Industrie erzeugt werden durften. Größere Menge der Rohstoffe wurden beschlagnahmt und aus dem Werk geschafft. Die mühsam wieder zusammen gebauten Maschinen ruhten, bis zu dem Tag der Währungsreform, an dem das Werk seinen Produktionspermit erhielt.
Hier wurde ebenfalls ein beachtenswerter  Beitrag zur Aufwärtsentwicklung der Beueler Industrie geleistet. Das Werk war einmal das bedeutendste seiner Branche, aber in der Nacht vom 18. Oktober 1944, wurden fast die Hälfte der Fabrikgebäude bei einem alliierten Bombenangriff zerstört. Unter heute kaum vorstellbaren Schwierigkeiten wurde das Werk wieder instandgesetzt. Dank der vorhandenen Papiervorräte, die während des Krieges zugeteilt waren, hätte die Produktion recht früh wieder anlaufen können.Doch die Militärregierung war der Auffassung, dass Tapeten nicht zu den lebenswichtigen Gütern gehören, die von der deutschen Industrie erzeugt werden durften. Größere Menge der Rohstoffe wurden beschlagnahmt und aus dem Werk geschafft. Die mühsam wieder zusammen gebauten Maschinen ruhten, bis zu dem Tag der Währungsreform, an dem das Werk seinen Produktionspermit erhielt.


Auf einem Teil des Werkgeländes entsteht die chemische Fabrik Dr. L. C. Marquart. Zwei Jahre nach Beginn des Wiederaufbaus arbeiten bereits wieder 130 Mann an 16 Druckmaschinen (tägliche Produktion von 25.000 Tapetenrollen). Im Aufschwung der 50er Jahre wird die Produktion gesteigert und es entstehen neue Werksflächen und Bürogebäude. 1957 wird das gegenüberliegende Gelände der Rheinischen Möbelfabrik erworben. Durch den Bau einer Brücke sind jetzt beide Gebäude miteinander verbunden. Der neu erworbene Teil beherbergt die Buchbinderei für die Musterbücher, das Papierlager und den gesamten Filmdruck.
Auf einem Teil des Werkgeländes entsteht die chemische Fabrik Dr. L. C. Marquart. Zwei Jahre nach Beginn des Wiederaufbaus arbeiten bereits wieder 130 Mann an 16 Druckmaschinen (tägliche Produktion von 25.000 Tapetenrollen). Im Aufschwung der 50er Jahre wird die Produktion gesteigert und es entstehen neue Werksflächen und Bürogebäude. 1957 wird das gegenüberliegende Gelände der Rheinischen Möbelfabrik erworben. Durch den Bau einer Brücke sind jetzt beide Gebäude miteinander verbunden. Der neu erworbene Teil beherbergt die Buchbinderei für die Musterbücher, das Papierlager und den gesamten Filmdruck.


Die 70er Jahre kündigen die bevorstehende Krise an, der Wohnungsbau läßt spürbar nach. Es wurde noch einmal modernisiert, aber zu Beginn der 80er Jahre geht das Unternehmen Konkurs<ref>Eintrag im HRB 303: Zeile 9: "Durch Beschluss des Amtsgerichts Bonn vom 1.2.1980 ist über das Vermögen der Gesellschaft das Anschlußkonkursverfahren eröffnet worden. Damit ist die Gesellschaft aufgelöst." Zeile 10: "Durch Beschluss des Amtsgerichts Bonn vom 30. April 1985 ist das Konkursverfahren über das Vermögen der Gesellschaft nach Abhalten des Schlußtermins aufgehoben". Zeile 13: Am 25. September 1986 wurde die Gesellschaft von Amts wegen aus dem Handelregister gelöscht.</ref>. Damit endet die Geschichte der Rheinischen Tapetenfabrik.<ref>"Fabrikgeschichte der Tapetenfabrik Bonn-Beuel", URL: https://www.tapetenfabrik.de/index.php?s=fg (Abgerufen: 25.05.2023)</ref>
Die 70er Jahre kündigen die bevorstehende Krise an, der Wohnungsbau lässt spürbar nach. Es wurde noch einmal modernisiert, aber zu Beginn der 80er Jahre geht das Unternehmen Konkurs<ref>Eintrag im HRB 303: Zeile 9: "Durch Beschluss des Amtsgerichts Bonn vom 1.2.1980 ist über das Vermögen der Gesellschaft das Anschlußkonkursverfahren eröffnet worden. Damit ist die Gesellschaft aufgelöst." Zeile 10: "Durch Beschluss des Amtsgerichts Bonn vom 30. April 1985 ist das Konkursverfahren über das Vermögen der Gesellschaft nach Abhalten des Schlußtermins aufgehoben". Zeile 13: Am 25. September 1986 wurde die Gesellschaft von Amts wegen aus dem Handelregister gelöscht.</ref>. Damit endet die Geschichte der Rheinischen Tapetenfabrik.<ref>"Fabrikgeschichte der Tapetenfabrik Bonn-Beuel", URL: https://www.tapetenfabrik.de/index.php?s=fg (Abgerufen: 25.05.2023)</ref>


Seit 1984 wird das Fabrikgelände in der Auguststraße als Kultur- und Gewerbepark genutzt. Teile der Anlage, dabei besonders die Fassaden, sind als eingetragenes Baudenkmal geschützt.
Seit 1984 wird das Fabrikgelände in der Auguststraße als Kultur- und Gewerbepark genutzt. Teile der Anlage, dabei besonders die Fassaden, sind als eingetragenes Baudenkmal geschützt.


===Nährmittelwerk Kessler & Comp. (KESSCO)===
===Nährmittelwerk Kessler & Comp. (KESSCO)===
Das Unternehmen hat 1955 sein goldenes Jubiläum feiern können. 1905 wagte Gustav Kessler sen. den Schritt in die Selbständigkeit und gründete in Hilden (Rheinland) die Firma Kessler & Comp. Nährmittelwerke. 1917 verlegte er den Firmensitz nach Beuel.<ref name=":4">"Die Unternehmensgeschichte ", URL: https://www.kessko.de/unternehmen/geschichte/ (Abgerufen: 31.05.2023)</ref> Ein halbes Jahrundert hat das Kessko-Werk buchstäblich dem guten Geschmack gedient.  
Das Unternehmen hat 1955 sein goldenes Jubiläum feiern können. 1905 wagte Gustav Kessler sen. den Schritt in die Selbständigkeit und gründete in Hilden (Rheinland) die Firma Kessler & Comp. Nährmittelwerke. 1917 verlegte er den Firmensitz nach Beuel.<ref name=":4">"Die Unternehmensgeschichte ", URL: https://www.kessko.de/unternehmen/geschichte/ (Abgerufen: 31.05.2023)</ref> Ein halbes Jahrhundert hat das Kessko-Werk buchstäblich dem guten Geschmack gedient.  


Aus dem tägliche Bedarf der unzähligen Konditoreien, Bäckereien und Süßwarenfabriken sind die Halbfabrikate Kuvertüren, Marzipan-, Perispan- und Makronenmassen, Mandel- und Nusspräparate, Nougat- und Glasurmassen nicht mehr wegzudenken.Auch die anderen Erzeugnisse haben in allen Teilen des Bundesgebietes einen festen und noch wachsenden Kundenstamm gefunden.  
Aus dem tägliche Bedarf der unzähligen Konditoreien, Bäckereien und Süßwarenfabriken sind die Halbfabrikate Kuvertüren, Marzipan-, Persipan- und Makronenmassen, Mandel- und Nusspräparate, Nougat- und Glasurmassen nicht mehr wegzudenken.Auch die anderen Erzeugnisse haben in allen Teilen des Bundesgebietes einen festen und noch wachsenden Kundenstamm gefunden.  


Zum 100-jährigen Bestehen des Unternehmens im Jahre 2005 wird das Straßenschild Gustav-Kessler-Straße von den Brüdern Wolfgang und Helmut Kessler eingeweiht. Der Zusatz "Gründer der Firma KESSKO 1905, Förderer von Beueler Wirtschaft, Sport und Brauchtum" zeichnet die Firma für ihr soziales Engagement aus.<ref name=":4" /> Das Unternehmen befindet sich auch heute noch an der Königswinterer Straße.
Zum 100-jährigen Bestehen des Unternehmens im Jahre 2005 wird das Straßenschild Gustav-Kessler-Straße von den Brüdern Wolfgang und Helmut Kessler eingeweiht. Der Zusatz "Gründer der Firma KESSKO 1905, Förderer von Beueler Wirtschaft, Sport und Brauchtum" zeichnet die Firma für ihr soziales Engagement aus.<ref name=":4" /> Das Unternehmen befindet sich auch heute noch an der Königswinterer Straße.
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===Metallwarenfabrik Rudolf Althoff===
===Metallwarenfabrik Rudolf Althoff===
Sie hatt sich 1948 an der Industriebahn in Pützchen eine neue Produktionsstätte geschaffen. Mit der Herstellung von von Armaturen und Stahlrohrsitzgestellen für die Automobil- und Maschinenindustrie hatte sie ebenfalls einen Anteil an der günstigen Aufwärtsentwicklung.  <ref name=":9" />
Sie hat sich 1948 an der Industriebahn in Pützchen eine neue Produktionsstätte geschaffen. Mit der Herstellung von von Armaturen und Stahlrohrsitzgestellen für die Automobil- und Maschinenindustrie hatte sie ebenfalls einen Anteil an der günstigen Aufwärtsentwicklung.  <ref name=":9" />


Das Unternehmen ist im Bonner Handelsregister unter ''HRA 947 - Rudolf Althoff Metallwaren & Armaturenfabrik e.K''. eingetragen und wird seit 2021 von einer Erbengemeinschaft geführt.  
Das Unternehmen ist im Bonner Handelsregister unter ''HRA 947 - Rudolf Althoff Metallwaren & Armaturenfabrik e.K''. eingetragen und wird seit 2021 von einer Erbengemeinschaft geführt.  
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===Metall- und Blechwarenfabrik Albin Fleck===
===Metall- und Blechwarenfabrik Albin Fleck===
Das Werk wurde bereits 1861 gegründet und während des Krieges in Hannover restlos zerstört. Nach dem Krieg wurde 1946 erst eine Zweigniederlassung in Beuel gegründet und später der Betrieb komplett nach Beuel verlegt und weiter laufend ausgebaut. Mit ihrer Spezialisierung auf genormte Zubehörteile für Meßinstrumente hatte sie sich im ganzen Bundesgebiet ständige Kundschaft erworben und begann auch im Export Fuß zu fassen. <ref name=":10" />
Das Werk wurde bereits 1861 gegründet und während des Krieges in Hannover restlos zerstört. Nach dem Krieg wurde 1946 erst eine Zweigniederlassung in Beuel gegründet und später der Betrieb komplett nach Beuel verlegt und weiter laufend ausgebaut. Mit ihrer Spezialisierung auf genormte Zubehörteile für Messinstrumente hatte sie sich im ganzen Bundesgebiet ständige Kundschaft erworben und begann auch im Export Fuß zu fassen. <ref name=":10" />


Der Betrieb wurde 1981 nach Troisdorf verlagert und wurde 1999 durch Liquidation aufgelöst. Nach Beendigung der Liquidation ist die Firma 2001 erloschen. <ref>'''Aus den Eintragungen in den Handelsregistern Hannover, Bonn und Siegburg''':
Der Betrieb wurde 1981 nach Troisdorf verlagert und wurde 1999 durch Liquidation aufgelöst. Nach Beendigung der Liquidation ist die Firma 2001 erloschen. <ref>'''Aus den Eintragungen in den Handelsregistern Hannover, Bonn und Siegburg''':
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===H. J. Trimborn Söhne===
===H. J. Trimborn Söhne===
An der Gestaltung des äußeren Gesichtes des Wiederaufbaues, wie es sich uns in den modernen Fassaden repräsentativer Gebäude darbot, hat das Unternehmen des Feineisen- und Metallbaues maßgeblich mitgewirkt.  In den vergangenen Jahren schuf das Werk die Türen und Fenster für zahlreiche Gebäude, u. a. für das Bundeshaus in Bonn, das Koblenzer Schloß, das Stollwerckhaus und das Blaugold-Haus der Firma 4711 in Köln. <ref name=":10" />
An der Gestaltung des äußeren Gesichtes des Wiederaufbaues, wie es sich uns in den modernen Fassaden repräsentativer Gebäude darbot, hat das Unternehmen des Feineisen- und Metallbaues maßgeblich mitgewirkt.  In den vergangenen Jahren schuf das Werk die Türen und Fenster für zahlreiche Gebäude, u. a. für das Bundeshaus in Bonn, das Koblenzer Schloss, das Stollwerckhaus und das Blaugold-Haus der Firma 4711 in Köln. <ref name=":10" />


Von 1950 – 1965 wurde der Betrieb durch den An- bzw. Neubau von 2 Hallen erweitert, 1965 vergrößerte sich die Firma nochmals durch den Ankauf der Firma Metall und Holz in Bad Honnef, Am Honnefer Kreuz. Im Jahre 1986, nachdem entsprechende Um- und Erweiterungsbauten in Bad Honnef vorgenommen worden waren, wurden die Betriebe zu einem Gesamtwerk zusammengelegt. <ref>"Firmengeschichte", URL: https://www.trimborn-metallbau.de/unternehmen/ (Abgerufen: 14.06.2023)</ref>
Von 1950 – 1965 wurde der Betrieb durch den An- bzw. Neubau von 2 Hallen erweitert, 1965 vergrößerte sich die Firma nochmals durch den Ankauf der Firma Metall und Holz in Bad Honnef, Am Honnefer Kreuz. Im Jahre 1986, nachdem entsprechende Um- und Erweiterungsbauten in Bad Honnef vorgenommen worden waren, wurden die Betriebe zu einem Gesamtwerk zusammengelegt. <ref>"Firmengeschichte", URL: https://www.trimborn-metallbau.de/unternehmen/ (Abgerufen: 14.06.2023)</ref>
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Amtsgericht Bonn HRA 2443 – Novaktinchemie GmbH & Co. KG.; Eintragsdatum: 05.01.1973; Löschdatum: 24.12.1985; Anschrift (ohne Gewähr): Novaktinchemie GmbH & Co. KG., Bonn Beuel</ref>
Amtsgericht Bonn HRA 2443 – Novaktinchemie GmbH & Co. KG.; Eintragsdatum: 05.01.1973; Löschdatum: 24.12.1985; Anschrift (ohne Gewähr): Novaktinchemie GmbH & Co. KG., Bonn Beuel</ref>


=== Regis Gesellschaft m. b. H. ===
===Regis Gesellschaft m. b. H.===
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Gegründet 1901 befasst sich das Unternehmen seitdem als Spezialunternehmen mit der Einrichtung betriebsfertiger Registraturen und Karteien für Behörden, Verbände und größere Wirtschaftsbetriebe. Nachdem sie 1944 in Duisburg und Bonn ihre Fabrik- und Bürogebäude verloren hatte, übernahmen sie 1946 die vom Luftkrieg schwerbeschädigten Geschäfts- und Betriebsräume der früheren Complex-Gesellschaft.1955 ist die genannte Gesellschaft wieder mit ihrem vollen Programm auf dem Markt. Tausende von Registraturen umfangreichster Art haben die Werkstätten der Regis inzwischen verlassen. Sie künden von den organisatorischen Leistungen dieses Spezialbetriebes. Hier sind mehr als 100 Kräfte in der Fabrikation und annähernd 200 Spezialisten in der Außenorganisation beschäftigt, die Fachleute auf dem Gebiet der inneren Betriebsorganisation überall im Bundesgebiet tätig sind.Von der kleinsten Gemeinde bis zu den höchsten Verwaltungsstellen des Bundesgebietes zählen Tausende von Behörden der unterschiedlichsten Kategorien zum ständigen Kundenkreis der Regis. Auch im Ausland unterhält sie eigne Vertretungen und ist dort in gleicher Weise tätig wie hier im Bundesgebiet. Als Inhaber zahlreicher Patente und Gebrauchsmuster wurde wesentlich dazu beitragen, die Hilfsmittel zu schaffen, die den Erfordernissen der Schriftgutverwaltung zu dienen bestimmt sind. Von 1947 beteiligten sich die Firmen Leitz und Soennecken an der Regis GmbH, geben diese aber 1963  wieder ab. Regis GmbH wird durch 15 Bezirksvertretungen übernommen. Der Firmensitz wurde 1995 von Beuel nach Grafschaft-Gelsdorf verlegt. <ref name=":15">Stadtverwaltung Beuel. ''Unsere Stadt Beuel: Zerstörung und Wiederaufbau 1945 - 1955.'' Beuel: W. Knauth; 1956. Seite 204</ref><ref>Aus der Geschichte der REGIS GmbH, URL: https://www.regis.de/de/unternehmen (Abgerufen am 10.07.2023)</ref>


=== Elektro-Autozubehör- und Metallwarenfabrik Johann & Konen ===
===Elektro-Autozubehör- und Metallwarenfabrik Johann & Konen===
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Das Unternehmen wurde 1948 in Wuppertal-Elberfeld von Heinz Johann und Heiner Konen gegründet. Die erste Produktionsstätte war eine ausgebrannte Ruine des 2. Weltkrieges. Die Vielseitigkeit der Beueler Industrie wurde Ende 1953 dadurch bereichert, dass das Unternehmen seinen Standort von Wuppertal nach hier verlegte, wo es die brachliegende Metallwarenfabrik Kuhn Söhne erwarb und weiter ausbaute. Obgleich aus kleinsten handwerklichen Anfängen entstanden, konnte sich der Betrieb in den Jahren des Wiederaufbaus zu einem  international bekannten Spezialunternehmen für die Herstellung von Pendelwinkern, Schlussleuchten, Rückstrahlern, Blinkleuchten, reflektierenden Warneinrichtungen und sonstigem Zubehör für die Sicherheit des Kraftfahrzeuges entwickeln. Unter der Firmenbezeichnung „JOKON" dürfte 1956 jeder 8. bis 10. Lastwagen in der Bundesrepublik mit Erzeugnissen von Johann & Konen ausgerüstet sein. Exportiert wurde 1955 ca. 35% der Produktion. Durch neue Maschinen sind auch neue Bedürfnisse entstanden, so dass Jokon 1964 an den heutigen Standort umzieht. Die erste Tochtergesellschaft wird 1971 in Frankreich gegründet; eine zweite Niederlassung entsteht 1987 in Großbritannien. 2012 wird das Unternehmen an die „VM Industries” verkauft und deren Präsident übernimmt damit auch die Geschäftsführung. Das Unternehmen firmiert ab diesem Zeitpunkt unter „Jokon GmbH”. <ref>Stadtverwaltung Beuel. <nowiki>''</nowiki>Unsere Stadt Beuel: Zerstörung und Wiederaufbau 1945 - 1955<nowiki>''</nowiki>. Beuel: W. Knauth; 1956. Seite 205</ref><ref>Jokon - Über uns, URL: https://www.jokon.de/ueber-uns/ (Abgerufen am 11.07.2023) </ref>


=== Stahlbetonwerk Brenner & Co. ===
===Stahlbetonwerk Brenner & Co.===
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Seine Betriebsstätten kündeten von unternehmerischen Geist und Erfolg. Während des Krieges wurde in den Betriebsstätten die stabilste deutsche Luftschutzzelle entwickelt. In den vergangenen Jahren konnte die Fertigung von Stahlbetonkonstruktionen, Rohren, Platten und Eisenpfosten weiter ausgebaut werden. Von 1982 bis 1985 befand sich die Gesellschaft in Liquidation, die im März 1985 beendet und das Unternehmen aus dem Handelsregister gelöscht wurde.<ref name=":15" /><ref>https://www.northdata.de/Brenner+%26+Co.,+Bonn/HRA+1016; (Abgerufen: 11.07.2023) </ref><ref>Amtsgericht Bonn HRA 1016 – Brenner & Co. Kommanditgesellschaft; Eintragsdatum: 01.06.1935; Löschdatum: 20.03.1985; Anschrift (ohne Gewähr):    Brenner & Co. Bonn</ref>
 
===Metallwarenfabrik Albert Schneider===
Die Firma wurde am 1. August 1948 eröffnet. Sie hat sich im Anfangsstadium  hauptsächlich mit der Herstellung von Stanz-, Press- und Ziehteilen und dem Werkzeug- und Vorrichtungsbau beschäftigt. Die Herstellung von Schraubenverschlüssen in den unterschiedlichsten Formen aus Weißblech wurde nach kurzer Zeit als Spezialität ins  Fertigungsprogramm aufgenommen. Die Weiterentwicklung ging rasant aufwärts, so dass nach fünf Jahren eine Vergrößerung und Ausweitung ins Auge gefasst werden musste.Durch die Unterstützung des Bauamtes der Stadt Beuel konnte im Industriegelände ein Neubau von Fertigungsräumen erstellt werden. Ende des Jahres 1954 konnte der Umzug in die eigenen Betriebsanlagen erfolgen. Man hielt an der Weiterentwicklung des Fertigungsprogramms der Blechverformung und -emballagen fest und war zudem auch noch beachtlich auf dem Gebiet des Werkzeugbaues tätig. Dadurch entwickelte sich die Firma zu einem nennenswerten Unternehmen mit einem Kundenstamm, der sich über das gesamte Bundesgebiet erstreckte. Im November 1980 wurde das Unternehmen aufgelöst und im Bonner Handelsregister gelöscht. <ref>Stadtverwaltung Beuel. <nowiki>''</nowiki>Unsere Stadt Beuel: Zerstörung und Wiederaufbau 1945 - 1955<nowiki>''</nowiki>. Beuel: W. Knauth; 1956. Seite 205</ref>
 
===Deutsche Vialit G.m.b.H.===
Ihre Erzeugnisse spielen im modernen Straßenbau eine wichtige Rolle.
 
Nach dem ersten Weltkrieg und den Inflationsjahren wurde es notwendig, die Straßen mit grobem Steinpflaster für das Automobil und damit für den schnelleren Verkehr mit neuer Oberfläche zu gestalten. Bei der Suche nach geeigneten Materialien für eine glatte widerstandsfähige Belagschicht stieß man auf ein „Abfallprodukt“, das sich Bitumen nennt. Bitumen fällt als Rückstand bei der Erdöldestillation in großen Mengen an. Weil die Verarbeitung des Bitumen damals sehr aufwendig war, kam man auf die Idee, es flüssig als Emulsion aufzubringen. So entstand 1925 als einer der ersten Bitumenemulsion-Hersteller die Deutsche Vialit Gesellschaft m.b.H., die am 11.11.1925 in Beuel am Rhein gegründet wurde. Bereits im Vorfeld wurden 1923 das Grundstück und die Gebäude von der "Chemischen Actiengesellschaft Beuel" erworben, die bis zum Kauf der Herstellung von Seife dienten. Auch heute noch stellen die Verwaltungsgebäude und die industriellen Anlagen in Beuel den Hauptstandort des Unternehmens in Deutschland dar - jedoch werden hochwertige Bitumenemulsionen hergestellt. Im Jahre 2025 möchte das Unternehmen sein 100-jähriges Bestehen feiern. Zu diesem Anlass freut man sich auf einen Neubau und eine Erweiterung der bestehenden Produktionsanlagen. Hier wird das Ziel aufgegriffen, die Umwelt und die Ressourcen zu schützen. Die Anlagen sollen über eine Photovoltaik-Anlage und eine Dachbegrünung verfügen. <ref>Vialit - Chronik einer Erfolgsgeschichte. URL: https://vialit.de/ueber-vialit/geschichte.html (Abgerufen: 24.07.2023)</ref>


==Literatur==
==Literatur==
Stadtverwaltung Beuel. ''Unsere Stadt Beuel: Zerstörung und Wiederaufbau 1945 - 1955''. Beuel: W. Knauth; 1956.  
Stadtverwaltung Beuel. ''Unsere Stadt Beuel: Zerstörung und Wiederaufbau 1945 - 1955''. Beuel: W. Knauth; 1956.  
Studien zur Heimatgeschichte der Stadt Beuel, Heft 1. Beuel vor 150 Jahren - Notizen und Bilder aus der Gründungszeit unserer Stadt. Joh. Ignaz Schmitz-Reinhard
Studien zur Heimatgeschichte des Stadtbezirkes Bonn-Beuel, Heft 17. ''Die wirtschaftliche Entwicklung Beuels - <small>Von der Landgemeinde zum Stadtbezirk (1809 - 1969)</small>''. Bonn: Sabine Krietsch; 1973
G.Kroner: Der Industrieort Beuel. Seine Industrie, Entwicklung, Struktur und seine Stellung im Rahmen der Industrien der südlichen Kölner Bucht. Dissertation. Bonn 1956


Hil­len, Bar­ba­ra, Dr. Reinold Ha­gen. Vi­sio­när und Ge­stal­ter, in: Sieg­bur­ger Blät­ter 42 (2013).
Hil­len, Bar­ba­ra, Dr. Reinold Ha­gen. Vi­sio­när und Ge­stal­ter, in: Sieg­bur­ger Blät­ter 42 (2013).
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*[[wikipedia:de:Jutespinnerei_Beuel|Jutespinnerei Beuel]]
*[[wikipedia:de:Jutespinnerei_Beuel|Jutespinnerei Beuel]]
*[[wikipedia:de:Schiffswerft_Schmidt|Schiffswerft Wilhelm Schmidt]]
*[[wikipedia:de:Schiffswerft_Schmidt|Schiffswerft Wilhelm Schmidt]]
*[https://www.regis.de/de/ Willkommen bei REGIS, Ihrem Organisations- und Archivmittelhersteller - REGIS GmbH]
*[https://www.jokon.de/home/ Jokon - Führender Spezialist für Rückleuchten. Geschäftskundenexklusive Lösungen.]
*[https://www.vialit.de/ Deutsche Vialit GmbH]


===Quellennachweise===
===Quellennachweise===
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