Beueler Industriegeschichte: Unterschied zwischen den Versionen

Neues Kapitel Industrie in Beuel
(Neues Kapitel Industrie in Beuel)
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Dieser Wiki-Artikel basiert auf dem Kapitel "Die Beueler Industrie im Jahrzehnt des Wiederaufbaues", das im Buch "Unsere Stadt Beuel - Zerstörung und Wiederaufbau 1945 - 1955" auf den Seiten 186ff abgedruckt ist. Informationen über diese Unternehmen, vor allem über die Zeit nach 1955, die aus anderen Quellen stammen, sind entsprechend gekennzeichnet. Soweit ich aus Daten der Handelsregistereintragungen etwas über die Zukunft der Unternehmen nach 1955 feststellen kann, wird dies auch berücksichtigt.  
== Industrie in Beuel ==
Spärliche Ansätze einer Industrie waren im Jahre 1809 vorhanden. Es gab bei Gründung der Bürgermeisterei Vilich eine Sieb- und eine Tabakfabrik. Deren Absatzgebiete lagen auf der linken Rheinseite. Zudem war ein Messerschmied und eine Lohnweberei in Bechlinghoven vorhanden. Erhebliche Bedeutung besaß dagegen bereits der Bergbau, denn etwa seit 1760 wurde zwischen Niederholtorf, Pützchen und Roleber Blätter-Braunkohle geschürft. Diese wurde ausschließlich als „Klütten“ für den Hausbrand verwendet, eine industrielle Verwendung gab es noch nicht. Der Bergmeister Leopold Bleibtreu versuchte zu Beginn den 19. Jahrhunderts, die Braunkohle einem Verkohlungsprozess zu unterwerfen, damit sie für die Metallverhüttung eingesetzt werden kann. Er stellte dabei einen hohen Alaungehalt fest, dass zudem einen sehr geringen Eisenanteil aufwies und dadurch konkurrenzfähig gegen das Alaun von der Maas zu sein schien. 1806 wurde daher die erste Alaunhütte auf der Hardt gegründet, 1809 entstand eine weitere. Etwa 1860 war es gelungen, synthetisches Alaun als Nebenprodukt der Sodaherstellung zu gewinnen, das an Reinheit und in den Herstellungskosten nicht zu unterbieten war. <ref>Studien zur Heimatgeschichte des Stadtbezirkes Bonn-Beuel, Heft 17. Die wirtschaftliche Entwicklung Beuels - Von der Landgemeinde zum Stadtbezirk (1809 - 1969). Bonn: Sabine Krietsch; 1973; Seite 31-32</ref>
 
Bereits zu Beginn des 19. Jahrhunderts wurde an Finkenberg und Ennert, besonders im Bereich der Dornhecke, Basalt abgebaut, der als Basaltschotter als Straßenbaumaterial für die Gemeindestraßen diente. <ref>Studien zur Heimatgeschichte der Stadt Beuel, Heft 1. Beuel vor 150 Jahren - Notizen und Bilder aus der Gründungszeit unserer Stadt. Joh. Ignaz Schmitz-Reinhard; Seite 15 </ref> Der Basalt wurde von Mitte des 19. Jahrhunderts bis zum Anfang des 20. Jahrhunderts für den Straßenbelag, zur Uferbefestigung, für den Deichbau und den Bau von Kaimauern verwendet. Größere Mengen waren bis 1854 für die Rheinregulierung zwischen Mannheim und Duisburg notwendig. Das führte an der Dornhecke und am Finkenberg zum Aufblühen des Basaltabbaus. Die zunehmende Motorisierung erforderte aber den Übergang von der Basaltpflasterung zu griffigerem Straßenbelag. Am Finkenberg waren die Steinbrüche weitgehend erschöpft. Es war die gesamte Basaltkuppe abgebaut worden, so dass die Höhe des Finkenberges von 115m NN auf 83 m NN schrumpfte. <ref name=":16">Studien zur Heimatgeschichte des Stadtbezirkes Bonn-Beuel, Heft 17. Die wirtschaftliche Entwicklung Beuels - Von der Landgemeinde zum Stadtbezirk (1809 - 1969). Bonn: Sabine Krietsch; 1973; Seite 33</ref>
 
In der Bürgermeisterei Vilich wurden vor dem Ausbau der Eisenbahnstrecke neben einem metallverarbeitenden Betrieb und einer Beleuchtungsfabrik 1868 die Rheinische Jutespinnerei und -weberei gegründet. Sie war zwar das zweite deutsche Werk dieser Art, aber sie war das erste, das beide Arbeitsprozesse in einem Betrieb vereinigte. Der Rohstoffmangel von Baumwolle, Hanf, Flachs und Werg, infolge des amerikanischen Bürgerkrieges, bedingte eine Suche nach anderen Fasern für Binde- und Verpackungsmaterial, wie Säcke, und für die Teppichindustrie. Die Jutespinnereien und -webereien in Schottland konnten den kontinentalen Bedarf nicht decken. Die Rheinische Jutespinnerei und -weberei erlangte dadurch für den Beueler Raum erheblich an Bedeutung.<ref name=":16" />
 
Die Eisenbahnstrecke Troisdorf-Oberkassel wurde 1871 gebaut und der Anschluss an die Nord-Süd-Verbindung erreicht. Nach dem Bau der Strecke entstand dann östlich des Beueler Bahnhofs auf billigem und landwirtschaftlich wertlosem Gelände umfangreiche Industrie. Da Bonn gegenüber einer Industrieansiedlung und -ausweitung eine ablehnende Haltung einnahm, erlangte das Gebiet auf Beueler Seite an überregionaler Bedeutung. Da ihnen hier mehr Platz zur Verfügung stand, verlagerten viele Betrieb ihren Sitz nach Beuel. So wurde in den 70er Jahren des 19. Jahrhunderts eine Lampenfabrik, eine Essig- und Stärkefabrik, zwei Baumaterialfirmen und eine Dachpappen- und Asphaltfabrik gegründet. In den 80er Jahren kamen weiter Firmen hinzu: 3 Gerbereien, eine Teppichfabrik und ein Werk, das wasserdichte Stoffe herstellte, und 5 Feldziegeleien ließen sich in Beuel nieder. Drei Werke, die Mitte 1969 noch die Wirtschaft Beuels bestimmten, begannen mit ihrer Produktion:  1885 die Vaseline Fabrik Rheania, die 1882 von Bonn übergesiedelte Chemiefabrik Dr. L. C. Marquart und die 1888 entstandene Dachpappenfabrik Andernach. Das Sägewerk Thelen, das 1969 noch vorhanden war, wurde 1890 gegründet, die Rheinische Tapetenfabrik entstand 1893. Alle anderen Betriebe, die noch vor der Jahrhundertwende gegründet wurden existieren inzwischen nicht mehr. Die Entwicklung wurde überschattet von den wirtschaftlich schwierigen Zeiten nach dem ersten Weltkrieg, die Rheinlandbesetzung, von der auch Beuel betroffen war, die Inflation und die Weltwirtschaftskrise. in dieser Zeit gingen viele Betrieb zugrunde, es entstanden aber auch neue. Die Zeit des Nationalsozialismus war von Autarkiebestrebungen geprägt, und  da die Rohstoffe aus dem Ausland fehlten kam es nur noch zu wenigen Industriegründungen. Große Teile der Industrie mussten erst einmal reine Aufbauarbeit leisten, weil sie durch die Bombenangriffe schwer beschädigt wurden. Der Wiederaufbau begann bei allen Firmen erst nach der Währungsreform wirklich anzulaufen. Es kam bis 1952 zur Gründung von 15 neuen Betrieben und von diesen ist ein größeres Werk, das Tonmöbel herstellte, bereits wieder zu Grunde gegangen. <ref>Studien zur Heimatgeschichte des Stadtbezirkes Bonn-Beuel, Heft 17. Die wirtschaftliche Entwicklung Beuels - Von der Landgemeinde zum Stadtbezirk (1809 - 1969). Bonn: Sabine Krietsch; 1973; Seite 34-37</ref>


==Das Jahrzehnt des Wiederaufbaues (1945 - 1955)==
==Das Jahrzehnt des Wiederaufbaues (1945 - 1955)==
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