Martinszug
„De hillije Zinte Mätes, dat wor ne joode Mann“ – „der heilige St. Martin, das war ein guter Mann“ singen die Kinder, wenn sie am Martinszug zu Ehren des früheren Bischofs von Tours teilnehmen, der zuvor römischer Soldat war.
Die Züge finden um den 11. November herum statt, dem Martinstag, an dem in vergangenen Zeiten der „Zehnte“ fällig wurde, eine Art Steuer, die auch in Naturalien (z.B. Gänsen) beglichen werden konnte.
Meist begleitet von einem Reiter im Ornat eines römischen Soldaten mit rotem Mantel, ziehen die Kinder mit ihren in den Kindergärten oder Grundschulen gebastelten Laternen durch die Straßen, bis der Zug an einem Martinsfeuer endet, wo die Kinder die Martinsgeschichte hören. Sie hören die Geschichte vom Soldaten Martin, der auf einen bettelarmen Mann traf, der der Kälte ohne Schuhe und ohne warme Kleidung schutzlos ausgeliefert war. Mit ihm teilt er seinen warmen Soldatenmantel.
Im Anschluss an den Martinszug gibt es traditionell für jedes Kind einen Weckmann aus Hefeteig und mit Rosinenaugen. Anschließend ziehen die „Pänz“ (rheinisch für Kinder) grüppchenweise von Haus zu Haus, tragen Gedichte oder Lieder vor und wollen dafür mit Süßigkeiten entlohnt werden, im Rheinland als „schnörzen“ bekannt. Es gibt wohl kaum einen Ortsteil in Bonn und keinen Ort in der Region, in dem kein Martinszug stattfindet. Besonders beeindruckend ist natürlich der große Martinszug in der Bonner Innenstadt.