Aennchen Schumacher: Unterschied zwischen den Versionen

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[[Datei:Zur Lindenwirtin IMG 1618.jpg|thumb|Gasthaus Zur Lindenwirtin in Bad Godesberg]]
[[Datei:Zur Lindenwirtin IMG 1618.jpg|thumb|Gasthaus Zur Lindenwirtin in Bad Godesberg]]
An­na Schu­ma­cher, genannt '''Aennchen''' (* [[22. Januar]] [[1860]] in Godesberg; † [[26. Februar]] [[1935]] in [[Bad Godesberg]]) war zur Zeit des Kai­ser­reichs eine weit über die Stadt hinaus bekannte Go­des­ber­ger Gast­wir­tin, die in zahl­rei­chen Ge­dich­ten und Lie­dern be­sun­gen wird.  
An­na Schu­ma­cher, genannt '''Aennchen''' (* 22. Januar [[1860]] in Godesberg; † 26. Februar [[1935]] in [[Bad Godesberg]]) war zur Zeit des Kai­ser­reichs eine weit über die Stadt hinaus bekannte Go­des­ber­ger Gast­wir­tin, die in zahl­rei­chen Ge­dich­ten und Lie­dern be­sun­gen wird.  


Im Jahr 1925 wurde sie Ehrenbürgerin von Godesberg.
Im Jahr 1925 wurde sie Ehrenbürgerin von Godesberg.
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== Gasthaus „Zur Lindenwirtin“ ==
== Gasthaus „Zur Lindenwirtin“ ==
Aennchen Schumacher übernahm nach dem Tod des Vaters schon als 18-jähriges Mädchen dessen Gasthof, dem sie 1891 den Namen „Zur Lindenwirtin“ gab.  
Aennchen Schumacher übernahm nach dem Tod des Vaters schon als 18-jähriges Mädchen dessen Gasthof, dem sie 1891 den Namen „Zur Lindenwirtin“ gab und den sie zu einem der bekanntesten Studentenlokale im Rheinland machte.


Das Lokal der „Lindenwirtin Aennchen“ wurde nicht zuletzt durch das Trinklied „Keinen Tropfen im Becher mehr“ über die Grenzen Bad Godesbergs hinaus bekannt.  
Das Lokal der „Lindenwirtin Aennchen“ wurde nicht zuletzt durch das Trinklied „Keinen Tropfen im Becher mehr“ über die Grenzen Bad Godesbergs hinaus bekannt.
 
'''Es ist bereits seit dem Jahr 2016 geschlossen.''' Nach dem letzten Verkauf im Jahr 2015 wird es nicht mehr genutzt und verfällt.
 
* '''Adresse:''' Aennchenplatz 2, 53173 Bonn
 
== Lindenwirtin und Geschäftsfrau ==
„Wisst Ihr, wer die Wirtin war, <br/>
schwarz das Auge, schwarz das Haar? <br/>
Aennchen war’s, die Feine. <br/>
Wisst Ihr, wo die Linde stand, <br/>
jedem Burschen wohlbekannt?
Zu Godesberg am Rheine.“
 
Aennchen Schumacher, die „Lindenwirtin“, ist und bleibt die wohl meistbesungene Gastwirtin Deutschlands, wenn nicht gar der Welt. Sie wollte eigentlich Lehrerin werden, musste jedoch, nach dem Tod des Vaters, im Alter von 18 Jahren dessen „Gasthof zum Godesberg“ übernehmen. Ihr rheinischer Frohsinn, ihre Musikalität und ihre liebenswerte Autorität sprach sich schnell unter den Bonner Studenten (darunter viele königlicher oder sonstiger adeliger Abstammung) herum. Bis zu 400 bis 500 Studenten kehrten bei ihr pro Abend ein. Den Beinamen „Lindenwirtin“ verdankte sie einem damals populären Studentenlied – und eine Linde stand auch noch vor der Tür. Aennchen Schumacher, die selber gerne sang, sammelte die Lieder der Burschenschaften und brachte sie als Büchlein („Kleines Kommersbuch“) heraus. Als im Ersten Weltkrieg keine Geschäfte mehr zu machen waren, gab sie das Gasthais auf und verkaufte es danach an den Männergesangverein Cäcilia. Sie selbst wurde ein paar Häuser weiter Verlegerin für die von ihr signierten Postkarten sowie Publikationen mit Volks- und Trinkliedern. Zahlreiche davon hatte ihr Bruder Josef komponiert, der als gesellig und äußerst trinkfest beschrieben wurde. Bereits 1903 brach­te sie ihr ers­tes Kom­mers­buch her­aus, das 1924 in er­wei­ter­ter Form als „Aenn­chens Lie­der­buch" erschien. Aennchens Popularität war so groß, dass sie an ihrem 75. Geburtstag über 5.000 Glückwünsche aus aller Welt erhielt. Als Adresse reichte meistens „Aennchen, Deutschland“. Wie bekannt sie wirklich war, zeigt eine Postkarte kaiserlicher Offiziere aus dem chinesischen Kiautschou aus dem Jahre 1902. Im Adressfeld stand nur: „An n – Deutschland“. Ein kleines „n“ ist (nicht nur) auf rheinisch ein „än-chen“. Die wegen ihrer Kürze rekordverdächtige Postkarte reiste um den halben Erdball – und kam zielsicher an. 1935, kurz vor ihrem Tod, wurde Aennchen Schumacher von der damals noch selbstständigen Stadt Bad Godesberg mit der Ehrenbürgerschaft geehrt. Nach ihr sind gemäß Ratsbeschluss vom 2.8.1933 der Aennchenplatz und die Aennchenstraße benannt.
 
Einen Schatten auf das Andenken der ehemaligen Lindenwirtin wirft eine Begebenheit, die im Bonner General-Anzeiger Bonn vom 13. Mai 1933 zu finden ist, der seinerzeit eine Mitteilung des Bad Godesberger Presseamts abdruckte. Bei einem Besuch des 1933 gewaltsam eingesetzten Nazi-Bürgermeisters Heinrich Alef samt Ortsgruppenleiter Henter, die sie beide damals in ihrem „Aennchen-Museum“ empfing <ref>[https://zeitpunkt.nrw/download/pdf/3894806.pdf Artikel im General-Anzeiger vom 13. Mai 1933, S. 11 - als pdf-Version auf zeitpunkt.nrw]</ref>, habe die 73-Jährige „mit Freude“ ihr Adolf-Hitler-Foto gezeigt und lobende Worte über ihn gefunden, wobei auch das Horst-Wessel-Lied abgespielt worden sei. <ref>[https://vhh-badgodesberg.de/blog/2023/06/07/schatten-ueber-gedenken-an-lindenwirtin/ vhh-badgodesberg.de/schatten-ueber-gedenken-an-lindenwirtin]</ref>


== Mediografie ==
== Mediografie ==
* Bettina Köhl: ''Betreiber fürs Aennchen gesucht – Maler Gregor Cramer springt ein, weil sich der Investor zurzeit auf andere Projekte konzentriert'', in: ''[[General-Anzeiger]]'' vom 13. September 2018
* Bettina Köhl, [https://ga.de/bonn/bad-godesberg/betreiber-fuers-aennchen-gesucht_aid-43898345 ''Betreiber fürs Aennchen gesucht – Maler Gregor Cramer springt ein, weil sich der Investor zurzeit auf andere Projekte konzentriert'', in: ''General-Anzeiger'' vom 13. September 2018]
* Ebba Hagenberg-Miliu: ''[https://ga.de/bonn/bad-godesberg/bonn-das-war-aennchen-schumacher-in-bad-godesberg_aid-91432791 Aennchen Schumacher war Godesbergs erste Influencerin]'', in: ''[[General-Anzeiger]]'' vom 3. Juni 2023
* Ebba Hagenberg-Miliu: ''[https://ga.de/bonn/bad-godesberg/bonn-das-war-aennchen-schumacher-in-bad-godesberg_aid-91432791 Aennchen Schumacher war Godesbergs erste Influencerin'', in: ''General-Anzeiger'' vom 3. Juni 2023]
* Ebba Hagenberg-Miliu, ''[https://ga.de/bonn/bad-godesberg/bad-godesberg-lindenwirtin-aennchen-schumacher-vor-90-jahren-gestorben_aid-124545139# Täglich feierten bis zu 500 Bonner Studenten bei der Lindenwirtin, in: General-Anzeiger vom 26. Februar 2025]''


== Weblinks ==
== Weblinks und Quellen ==
* [https://de.wikipedia.org/wiki/Aennchen_Schumacher wikipedia.org: Aennchen Schumacher]
* [https://de.wikipedia.org/wiki/Aennchen_Schumacher wikipedia.org: Aennchen Schumacher]
* [https://www.rheinische-geschichte.lvr.de/Persoenlichkeiten/aennchen-schumacher/DE-2086/lido/57c94c72e6c1b4.26439072 rheinische-geschichte.lvr.de: Aennchen Schumacher]
* [https://www.rheinische-geschichte.lvr.de/Persoenlichkeiten/aennchen-schumacher/DE-2086/lido/57c94c72e6c1b4.26439072 rheinische-geschichte.lvr.de: Aennchen Schumacher]
'''Einzelnachweise:'''
<references/>


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[[Kategorie: geboren 1860]]
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[[Kategorie: verstorben 1935]]
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[[Kategorie: Bonner Originale]]